Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. gen den Pabst ein/ und was sonsten fürNeigungen ihrem Staat dienlich seyn können; und zwar also/ daß man sie von Kind an gewehnet auf ihrer einmahl ge- faßten Meynung halßstarrig zu verhar- ren/ und sich von keinen contrairen raisons davon abtreiben lassen/ wordurch sie un- tüchtig gemacht werden jemals die War- heit zu erkennen. Sie lernen auch damit die Fähigkeit und Zuneigung ihrer Schü- ler wohl kennen/ welches ihnen zu guter Nachricht dienen kan/ wenn selbige ein- mahl zu Staats-Bedienungen gezogen werden. Diejenigen aber/ so ihnen wegen Geschickligkeit oder Reichthum wol an- stehen/ suchen sie mit allem Fleiß in ihren Orden zu ziehen. So daß dero berühmte Schul-Disciplin zu nichts anders ange- sehen/ als des Pabsts Staat zu erhalten. Und ob sie sich schon rühmen/ daß sie treffliche Handgriffe wissen den Knaben das Latein zu lehren/ so achten sie sich doch wohl dafür/ daß sie ihre Discipel nicht zu klug machen/ die sie nicht in ihren Orden nehmen. Weil sie nun durch ihre Schul- meisterey viel capable Leute in ihren Or- den gezogen/ auch sonsten in ihrer Con- versation und Manier zu leben gar höf- lich und nett sind/ und die Grobheit und schmutzige pedanterie der andern Mün- che J i i
vom Pabſt. gen den Pabſt ein/ und was ſonſten fuͤrNeigungen ihrem Staat dienlich ſeyn koͤnnen; und zwar alſo/ daß man ſie von Kind an gewehnet auf ihrer einmahl ge- faßten Meynung halßſtarrig zu verhar- ren/ und ſich von keinen contrairen raiſons davon abtreiben laſſen/ wordurch ſie un- tuͤchtig gemacht werden jemals die War- heit zu erkennen. Sie lernen auch damit die Faͤhigkeit und Zuneigung ihrer Schuͤ- ler wohl kennen/ welches ihnen zu guter Nachricht dienen kan/ wenn ſelbige ein- mahl zu Staats-Bedienungen gezogen werden. Diejenigen aber/ ſo ihnen wegen Geſchickligkeit oder Reichthum wol an- ſtehen/ ſuchen ſie mit allem Fleiß in ihren Orden zu ziehen. So daß dero beruͤhmte Schul-Diſciplin zu nichts anders ange- ſehen/ als des Pabſts Staat zu erhalten. Und ob ſie ſich ſchon ruͤhmen/ daß ſie treffliche Handgriffe wiſſen den Knaben das Latein zu lehren/ ſo achtẽ ſie ſich doch wohl dafuͤr/ daß ſie ihre Diſcipel nicht zu klug machen/ die ſie nicht in ihren Orden nehmen. Weil ſie nun durch ihre Schul- meiſterey viel capable Leute in ihren Or- den gezogen/ auch ſonſten in ihrer Con- verſation und Manier zu leben gar hoͤf- lich und nett ſind/ und die Grobheit und ſchmutzige pedanterie der andern Muͤn- che J i i
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vom Pabſt.
gen den Pabſt ein/ und was ſonſten fuͤr
Neigungen ihrem Staat dienlich ſeyn
koͤnnen; und zwar alſo/ daß man ſie von
Kind an gewehnet auf ihrer einmahl ge-
faßten Meynung halßſtarrig zu verhar-
ren/ und ſich von keinen contrairen raiſons
davon abtreiben laſſen/ wordurch ſie un-
tuͤchtig gemacht werden jemals die War-
heit zu erkennen. Sie lernen auch damit
die Faͤhigkeit und Zuneigung ihrer Schuͤ-
ler wohl kennen/ welches ihnen zu guter
Nachricht dienen kan/ wenn ſelbige ein-
mahl zu Staats-Bedienungen gezogen
werden. Diejenigen aber/ ſo ihnen wegen
Geſchickligkeit oder Reichthum wol an-
ſtehen/ ſuchen ſie mit allem Fleiß in ihren
Orden zu ziehen. So daß dero beruͤhmte
Schul-Diſciplin zu nichts anders ange-
ſehen/ als des Pabſts Staat zu erhalten.
Und ob ſie ſich ſchon ruͤhmen/ daß ſie
treffliche Handgriffe wiſſen den Knaben
das Latein zu lehren/ ſo achtẽ ſie ſich doch
wohl dafuͤr/ daß ſie ihre Diſcipel nicht zu
klug machen/ die ſie nicht in ihren Orden
nehmen. Weil ſie nun durch ihre Schul-
meiſterey viel capable Leute in ihren Or-
den gezogen/ auch ſonſten in ihrer Con-
verſation und Manier zu leben gar hoͤf-
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