Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

vom Pabst.
Käyser/ so durch Stillschweigen jetzo fast
erloschen/ wieder hervorsuchen/ deren
viel von Rom dependiren: sondern es
würde ihm auch die Protection des Römi-
schen Stuhls einen scheinbaren Praetext
geben diejenigen wieder herbey zuhohlen/
so von der Römischen Kirchen abgegan-
gen sind. Hingegen grauet dem Pabst
gewaltig für einer Frantzösischen Mo-
narchie/ weil bey selbiger ausser allem
Zweifel der Hoff zu Rom eine grosse Re-
formation
leyden würde/ so daß man dem
Pabst seine Macht dermassen beschnei-
den würde/ daß er in der That nicht mehr
als ein Patriarch bleiben würde. Wel-
ches er gleichfals zu erwarten gehabt/
wenn die Spanische Monarchie wäre
ausgebrütet worden. Wiewohl es auch
aufm Fall sothaner Monarchie mit der
Protestirenden Religion gar schlecht ste-
hen würde. Dannenhero denn zu schlies-
sen/ daß die fürnehmste Stütze des Päbst-Vor-
nehmste
Stütze
des Pabst-
thums.

lichen Stuhls sey die jalousie und aequi-
librium
zwischen nechstgedachten zwey
Cronen/ weswegen ihm auch oblieget so
viel er vermag zu verwehren/ damit eine
die andere nicht untern Fuß trete/ und
die Monarchie von Europa an sich ziehe/
welches man aus der Conduite, so die
Päbste lange Zeit her geführet/ abneh-

men

vom Pabſt.
Kaͤyſer/ ſo durch Stillſchweigen jetzo faſt
erloſchen/ wieder hervorſuchen/ deren
viel von Rom dependiren: ſondern es
wuͤrde ihm auch die Protection des Roͤmi-
ſchen Stuhls einen ſcheinbaren Prætext
geben diejenigen wieder herbey zuhohlen/
ſo von der Roͤmiſchen Kirchen abgegan-
gen ſind. Hingegen grauet dem Pabſt
gewaltig fuͤr einer Frantzoͤſiſchen Mo-
narchie/ weil bey ſelbiger auſſer allem
Zweifel der Hoff zu Rom eine groſſe Re-
formation
leyden wuͤꝛde/ ſo daß man dem
Pabſt ſeine Macht dermaſſen beſchnei-
den wuͤrde/ daß er in der That nicht mehr
als ein Patriarch bleiben wuͤrde. Wel-
ches er gleichfals zu erwarten gehabt/
wenn die Spaniſche Monarchie waͤre
ausgebruͤtet worden. Wiewohl es auch
aufm Fall ſothaner Monarchie mit der
Proteſtirenden Religion gar ſchlecht ſte-
hen wuͤrde. Dannenhero denn zu ſchlieſ-
ſen/ daß die fuͤrnehmſte Stuͤtze des Paͤbſt-Vor-
nehmſte
Stuͤtze
des Pabſt-
thums.

lichen Stuhls ſey die jalouſie und æqui-
librium
zwiſchen nechſtgedachten zwey
Cronen/ weswegen ihm auch oblieget ſo
viel er vermag zu verwehren/ damit eine
die andere nicht untern Fuß trete/ und
die Monarchie von Europa an ſich ziehe/
welches man aus der Conduite, ſo die
Paͤbſte lange Zeit her gefuͤhret/ abneh-

men
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0907" n="877"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vom Pab&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;er/ &#x017F;o durch Still&#x017F;chweigen jetzo fa&#x017F;t<lb/>
erlo&#x017F;chen/ wieder hervor&#x017F;uchen/ deren<lb/>
viel von Rom <hi rendition="#aq">dependir</hi>en: &#x017F;ondern es<lb/>
wu&#x0364;rde ihm auch die <hi rendition="#aq">Protection</hi> des Ro&#x0364;mi-<lb/>
&#x017F;chen Stuhls einen &#x017F;cheinbaren <hi rendition="#aq">Prætext</hi><lb/>
geben diejenigen wieder herbey zuhohlen/<lb/>
&#x017F;o von der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kirchen abgegan-<lb/>
gen &#x017F;ind. Hingegen grauet dem Pab&#x017F;t<lb/>
gewaltig fu&#x0364;r einer Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Mo-<lb/>
narchie/ weil bey &#x017F;elbiger au&#x017F;&#x017F;er allem<lb/>
Zweifel der Hoff zu Rom eine gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Re-<lb/>
formation</hi> leyden wu&#x0364;&#xA75B;de/ &#x017F;o daß man dem<lb/>
Pab&#x017F;t &#x017F;eine Macht derma&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;chnei-<lb/>
den wu&#x0364;rde/ daß er in der That nicht mehr<lb/>
als ein Patriarch bleiben wu&#x0364;rde. Wel-<lb/>
ches er gleichfals zu erwarten gehabt/<lb/>
wenn die Spani&#x017F;che Monarchie wa&#x0364;re<lb/>
ausgebru&#x0364;tet worden. Wiewohl es auch<lb/>
aufm Fall &#x017F;othaner Monarchie mit der<lb/><hi rendition="#aq">Prote&#x017F;tiren</hi>den <hi rendition="#aq">Religion</hi> gar &#x017F;chlecht &#x017F;te-<lb/>
hen wu&#x0364;rde. Dannenhero denn zu &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ daß die fu&#x0364;rnehm&#x017F;te Stu&#x0364;tze des Pa&#x0364;b&#x017F;t-<note place="right">Vor-<lb/>
nehm&#x017F;te<lb/>
Stu&#x0364;tze<lb/>
des Pab&#x017F;t-<lb/>
thums.</note><lb/>
lichen Stuhls &#x017F;ey die <hi rendition="#aq">jalou&#x017F;ie</hi> und <hi rendition="#aq">æqui-<lb/>
librium</hi> zwi&#x017F;chen nech&#x017F;tgedachten zwey<lb/>
Cronen/ weswegen ihm auch oblieget &#x017F;o<lb/>
viel er vermag zu verwehren/ damit eine<lb/>
die andere nicht untern Fuß trete/ und<lb/>
die Monarchie von Europa an &#x017F;ich ziehe/<lb/>
welches man aus der <hi rendition="#aq">Conduite,</hi> &#x017F;o die<lb/>
Pa&#x0364;b&#x017F;te lange Zeit her gefu&#x0364;hret/ abneh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">men</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[877/0907] vom Pabſt. Kaͤyſer/ ſo durch Stillſchweigen jetzo faſt erloſchen/ wieder hervorſuchen/ deren viel von Rom dependiren: ſondern es wuͤrde ihm auch die Protection des Roͤmi- ſchen Stuhls einen ſcheinbaren Prætext geben diejenigen wieder herbey zuhohlen/ ſo von der Roͤmiſchen Kirchen abgegan- gen ſind. Hingegen grauet dem Pabſt gewaltig fuͤr einer Frantzoͤſiſchen Mo- narchie/ weil bey ſelbiger auſſer allem Zweifel der Hoff zu Rom eine groſſe Re- formation leyden wuͤꝛde/ ſo daß man dem Pabſt ſeine Macht dermaſſen beſchnei- den wuͤrde/ daß er in der That nicht mehr als ein Patriarch bleiben wuͤrde. Wel- ches er gleichfals zu erwarten gehabt/ wenn die Spaniſche Monarchie waͤre ausgebruͤtet worden. Wiewohl es auch aufm Fall ſothaner Monarchie mit der Proteſtirenden Religion gar ſchlecht ſte- hen wuͤrde. Dannenhero denn zu ſchlieſ- ſen/ daß die fuͤrnehmſte Stuͤtze des Paͤbſt- lichen Stuhls ſey die jalouſie und æqui- librium zwiſchen nechſtgedachten zwey Cronen/ weswegen ihm auch oblieget ſo viel er vermag zu verwehren/ damit eine die andere nicht untern Fuß trete/ und die Monarchie von Europa an ſich ziehe/ welches man aus der Conduite, ſo die Paͤbſte lange Zeit her gefuͤhret/ abneh- men Vor- nehmſte Stuͤtze des Pabſt- thums.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/907
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 877. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/907>, abgerufen am 23.11.2024.