Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

fünftes Capitel.
stehet/ sondern/ wenn er einen auch
nur zu verwunden/ oder anderer ge-
stalt am Leibe zu verletzen/ oder auch/
sonder Beschädigung des Leibes/
wohl nur sonst von seinen Haab und
Gütern etwas abzunehmen trach-
tet. Denn man hat ja keinen Bür-
gen/ daß er von einer sothanigen
Beleidigung nicht zu noch grössern
schreiten werde; Und wer sich einmal
feindlich erkläret/ der hat kein Recht
mehr vor sich/ vermöge dessen man
ihn nicht auf alle Art und Weise von
sich abstossen dürffte. Und gewiß/
wann das nicht zugelassen wäre/ daß
man auch gegen demjenigen/ der ei-
nen nur immer mit kleinen Injurien
zu beängstigen fortfähret/ endlich
nach der äussersten Schärffe verfah-
ren dürffte/ so würde in den mensch-
lichen Leben nimmermehr eine recht-
schaffene Geselligkeit zu hoffen seyn.
Denn auf solche masse müsten die al-

ler-
G 6

fuͤnftes Capitel.
ſtehet/ ſondern/ wenn er einen auch
nur zu verwunden/ oder anderer ge-
ſtalt am Leibe zu verletzen/ oder auch/
ſonder Beſchaͤdigung des Leibes/
wohl nur ſonſt von ſeinen Haab und
Guͤtern etwas abzunehmen trach-
tet. Denn man hat ja keinen Buͤr-
gen/ daß er von einer ſothanigen
Beleidigung nicht zu noch groͤſſern
ſchreiten werde; Und wer ſich einmal
feindlich erklaͤret/ der hat kein Recht
mehr vor ſich/ vermoͤge deſſen man
ihn nicht auf alle Art und Weiſe von
ſich abſtoſſen duͤrffte. Und gewiß/
wann das nicht zugelaſſen waͤre/ daß
man auch gegen demjenigen/ der ei-
nen nur immer mit kleinen Injurien
zu beaͤngſtigen fortfaͤhret/ endlich
nach der aͤuſſerſten Schaͤrffe verfah-
ren duͤrffte/ ſo wuͤrde in den menſch-
lichen Leben nimmermehr eine recht-
ſchaffene Geſelligkeit zu hoffen ſeyn.
Denn auf ſolche maſſe muͤſten die al-

ler-
G 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0207" n="143"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">fu&#x0364;nftes Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tehet/ &#x017F;ondern/ wenn er einen auch<lb/>
nur zu verwunden/ oder anderer ge-<lb/>
&#x017F;talt am Leibe zu verletzen/ oder auch/<lb/>
&#x017F;onder Be&#x017F;cha&#x0364;digung des Leibes/<lb/>
wohl nur &#x017F;on&#x017F;t von &#x017F;einen Haab und<lb/>
Gu&#x0364;tern etwas abzunehmen trach-<lb/>
tet. Denn man hat ja keinen Bu&#x0364;r-<lb/>
gen/ daß er von einer &#x017F;othanigen<lb/>
Beleidigung nicht zu noch gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern<lb/>
&#x017F;chreiten werde; Und wer &#x017F;ich einmal<lb/>
feindlich erkla&#x0364;ret/ der hat kein Recht<lb/>
mehr vor &#x017F;ich/ vermo&#x0364;ge de&#x017F;&#x017F;en man<lb/>
ihn nicht auf alle Art und Wei&#x017F;e von<lb/>
&#x017F;ich ab&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;rffte. Und gewiß/<lb/>
wann das nicht zugela&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re/ daß<lb/>
man auch gegen demjenigen/ der ei-<lb/>
nen nur immer mit kleinen <hi rendition="#aq">Injuri</hi>en<lb/>
zu bea&#x0364;ng&#x017F;tigen fortfa&#x0364;hret/ endlich<lb/>
nach der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Scha&#x0364;rffe verfah-<lb/>
ren du&#x0364;rffte/ &#x017F;o wu&#x0364;rde in den men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Leben nimmermehr eine recht-<lb/>
&#x017F;chaffene Ge&#x017F;elligkeit zu hoffen &#x017F;eyn.<lb/>
Denn auf &#x017F;olche ma&#x017F;&#x017F;e mu&#x0364;&#x017F;ten die al-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 6</fw><fw place="bottom" type="catch">ler-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0207] fuͤnftes Capitel. ſtehet/ ſondern/ wenn er einen auch nur zu verwunden/ oder anderer ge- ſtalt am Leibe zu verletzen/ oder auch/ ſonder Beſchaͤdigung des Leibes/ wohl nur ſonſt von ſeinen Haab und Guͤtern etwas abzunehmen trach- tet. Denn man hat ja keinen Buͤr- gen/ daß er von einer ſothanigen Beleidigung nicht zu noch groͤſſern ſchreiten werde; Und wer ſich einmal feindlich erklaͤret/ der hat kein Recht mehr vor ſich/ vermoͤge deſſen man ihn nicht auf alle Art und Weiſe von ſich abſtoſſen duͤrffte. Und gewiß/ wann das nicht zugelaſſen waͤre/ daß man auch gegen demjenigen/ der ei- nen nur immer mit kleinen Injurien zu beaͤngſtigen fortfaͤhret/ endlich nach der aͤuſſerſten Schaͤrffe verfah- ren duͤrffte/ ſo wuͤrde in den menſch- lichen Leben nimmermehr eine recht- ſchaffene Geſelligkeit zu hoffen ſeyn. Denn auf ſolche maſſe muͤſten die al- ler- G 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/207
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/207>, abgerufen am 22.12.2024.