Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176.

Bild:
<< vorherige Seite

L. Purtscheller.
Puech" allerlei Vorschriften über die Beschaffenheit der Bergschuhe,
über die Farbe und den Schnitt der Kleider, über die Kopf-
bedeckung, über Handschuhe und Gamaschen, die auch heute
noch sehr beachtenswerth sind. Wenn auch die Landbevölkerung
in der Nähe der Städte und in leichter zugänglichen Gegenden
die theuern, aber viel solideren einheimischen Bekleidungsstoffe
durch die billige, aber weniger haltbare Fabrikwaare ersetzt
hat, so ist doch in vielen Hochthälern noch immer der selbst
erzeugte Loden, die Zwilch- und Lederhose im Gebrauche.
Mehr aber als der schwere, heisse, wenig elastische Loden ver-
dient ein starker Schafwollstoff, insbesondere der englische Cheviot
den Vorzug. Lederbeinkleider sind nur bei Felstouren praktisch,
für blosse Schneetouren empfehlen sich Pumphosen aus Schaf-
wollstoff.

Der Aelpler trägt ein Hemd aus grober Hausleinwand
("Rupfen"), und befindet sich wohl dabei. Hemden aus Jägerwolle
oder Flanell sind in der Regel zu heiss und der Flanell verfilzt
sich leicht; sehr empfehlenswerth für Hemden und Unterbein-
kleider ist ein in neuerer Zeit erzeugtes Gewebe aus Baum- und
Schafwolle.

Insbesondere wichtig ist ein gutes, bequem anliegendes
Schuhwerk. Unpassende Schuhe können uns nicht nur jeden
Genuss rauben, sondern auch die Tour selbst vereiteln. Insbesondere
hüte man sich vor zu kurzen Schuhen, da sich der Fuss bei an-
dauernden Wanderungen nicht unbeträchllich ausdehnt. Touristen,
die viel in den Bergen herumstiegen, also ihre Füsse naturgemäss
ausbildeten, werden die Beobachtung gemacht haben, dass sie aus
ihrem früheren Fussmaasse bedeutend herausgewachsen sind.

Ueber den menschlichen Fuss und dessen Pflege enthält die
"Zeitschrift" 1887 von Dr. Carl Partsch eine sehr beachtens-
werthe Arbeit, und über Bekleidung und Ausrüstung geben
die Werke von C. T. Dentund W. Schultze "Hochtouren",
C. Langheinz und G. Schwab II. "Praktische Winke für Aus-
rüstung, Verpflegung und das Wandern im Hochgebirge" und
Claude Wilson "Mountaineering" erschöpfende Auskunft.

Ein anderes wichtiges Kapitel, das mit der Ausbreitung und
Verallgemeinerung der Hochtouristik im innigen Zusammenhange
steht, ist die Bergsteiger-Hygiene. Jeder Bergsteiger weiss, was
ein gesundes Herz, kräftige, ausdauernde Lungen und ein richtig
funktionierender Magen bedeuten. Schon der Sache wegen wird
der Alpinist, und zwar auch ausserhalb des alpinen Operations-

L. Purtscheller.
Puech“ allerlei Vorschriften über die Beschaffenheit der Bergschuhe,
über die Farbe und den Schnitt der Kleider, über die Kopf-
bedeckung, über Handschuhe und Gamaschen, die auch heute
noch sehr beachtenswerth sind. Wenn auch die Landbevölkerung
in der Nähe der Städte und in leichter zugänglichen Gegenden
die theuern, aber viel solideren einheimischen Bekleidungsstoffe
durch die billige, aber weniger haltbare Fabrikwaare ersetzt
hat, so ist doch in vielen Hochthälern noch immer der selbst
erzeugte Loden, die Zwilch- und Lederhose im Gebrauche.
Mehr aber als der schwere, heisse, wenig elastische Loden ver-
dient ein starker Schafwollstoff, insbesondere der englische Cheviot
den Vorzug. Lederbeinkleider sind nur bei Felstouren praktisch,
für blosse Schneetouren empfehlen sich Pumphosen aus Schaf-
wollstoff.

Der Aelpler trägt ein Hemd aus grober Hausleinwand
(„Rupfen“), und befindet sich wohl dabei. Hemden aus Jägerwolle
oder Flanell sind in der Regel zu heiss und der Flanell verfilzt
sich leicht; sehr empfehlenswerth für Hemden und Unterbein-
kleider ist ein in neuerer Zeit erzeugtes Gewebe aus Baum- und
Schafwolle.

Insbesondere wichtig ist ein gutes, bequem anliegendes
Schuhwerk. Unpassende Schuhe können uns nicht nur jeden
Genuss rauben, sondern auch die Tour selbst vereiteln. Insbesondere
hüte man sich vor zu kurzen Schuhen, da sich der Fuss bei an-
dauernden Wanderungen nicht unbeträchllich ausdehnt. Touristen,
die viel in den Bergen herumstiegen, also ihre Füsse naturgemäss
ausbildeten, werden die Beobachtung gemacht haben, dass sie aus
ihrem früheren Fussmaasse bedeutend herausgewachsen sind.

Ueber den menschlichen Fuss und dessen Pflege enthält die
„Zeitschrift“ 1887 von Dr. Carl Partsch eine sehr beachtens-
werthe Arbeit, und über Bekleidung und Ausrüstung geben
die Werke von C. T. Dentund W. Schultze „Hochtouren“,
C. Langheinz und G. Schwab II. „Praktische Winke für Aus-
rüstung, Verpflegung und das Wandern im Hochgebirge“ und
Claude Wilson „Mountaineering“ erschöpfende Auskunft.

Ein anderes wichtiges Kapitel, das mit der Ausbreitung und
Verallgemeinerung der Hochtouristik im innigen Zusammenhange
steht, ist die Bergsteiger-Hygiene. Jeder Bergsteiger weiss, was
ein gesundes Herz, kräftige, ausdauernde Lungen und ein richtig
funktionierender Magen bedeuten. Schon der Sache wegen wird
der Alpinist, und zwar auch ausserhalb des alpinen Operations-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="120"/><fw place="top" type="header">L. Purtscheller.<lb/></fw>Puech&#x201C; allerlei Vorschriften über die
 Beschaffenheit der Bergschuhe,<lb/>
über die Farbe und den Schnitt der Kleider, über die
 Kopf-<lb/>
bedeckung, über Handschuhe und Gamaschen, die auch heute<lb/>
noch sehr beachtenswerth
 sind. Wenn auch die Landbevölkerung<lb/>
in der Nähe der Städte und in leichter zugänglichen
 Gegenden<lb/>
die theuern, aber viel solideren einheimischen Bekleidungsstoffe<lb/>
durch die billige,
 aber weniger haltbare Fabrikwaare ersetzt<lb/>
hat, so ist doch in vielen Hochthälern noch immer der
 selbst<lb/>
erzeugte Loden, die Zwilch- und Lederhose im Gebrauche.<lb/>
Mehr aber als der schwere,
 heisse, wenig elastische Loden ver-<lb/>
dient ein starker Schafwollstoff, insbesondere der englische
 Cheviot<lb/>
den Vorzug. Lederbeinkleider sind nur bei Felstouren praktisch,<lb/>
für blosse
 Schneetouren empfehlen sich Pumphosen aus Schaf-<lb/>
wollstoff.</p><lb/>
          <p>Der Aelpler trägt ein Hemd aus grober Hausleinwand<lb/>
(&#x201E;Rupfen&#x201C;), und befindet
 sich wohl dabei. Hemden aus Jägerwolle<lb/>
oder Flanell sind in der Regel zu heiss und der Flanell
 verfilzt<lb/>
sich leicht; sehr empfehlenswerth für Hemden und Unterbein-<lb/>
kleider ist ein in
 neuerer Zeit erzeugtes Gewebe aus Baum- und<lb/>
Schafwolle.</p><lb/>
          <p>Insbesondere wichtig ist ein gutes, bequem anliegendes<lb/>
Schuhwerk. Unpassende Schuhe können
 uns nicht nur jeden<lb/>
Genuss rauben, sondern auch die Tour selbst vereiteln. Insbesondere<lb/>
hüte
 man sich vor zu kurzen Schuhen, da sich der Fuss bei an-<lb/>
dauernden Wanderungen nicht
 unbeträchllich ausdehnt. Touristen,<lb/>
die viel in den Bergen herumstiegen, also ihre Füsse
 naturgemäss<lb/>
ausbildeten, werden die Beobachtung gemacht haben, dass sie aus<lb/>
ihrem früheren
 Fussmaasse bedeutend herausgewachsen sind.</p><lb/>
          <p>Ueber den menschlichen Fuss und dessen Pflege enthält die<lb/>
&#x201E;Zeitschrift&#x201C; 1887
 von <hi rendition="#g">Dr. Carl Partsch</hi> eine sehr beachtens-<lb/>
werthe Arbeit, und über
 Bekleidung und Ausrüstung geben<lb/>
die Werke von <hi rendition="#g">C. T. Dent</hi>und <hi rendition="#g">W. Schultze</hi> &#x201E;Hochtouren&#x201C;,<lb/><hi rendition="#g">C. Langheinz</hi> und <hi rendition="#g">G. Schwab II.</hi> &#x201E;Praktische Winke für Aus-<lb/>
rüstung, Verpflegung
 und das Wandern im Hochgebirge&#x201C; und<lb/><hi rendition="#g">Claude Wilson</hi> &#x201E;Mountaineering&#x201C; erschöpfende Auskunft.</p><lb/>
          <p>Ein anderes wichtiges Kapitel, das mit der Ausbreitung und<lb/>
Verallgemeinerung der
 Hochtouristik im innigen Zusammenhange<lb/>
steht, ist die Bergsteiger-Hygiene. Jeder Bergsteiger
 weiss, was<lb/>
ein gesundes Herz, kräftige, ausdauernde Lungen und ein richtig<lb/>
funktionierender
 Magen bedeuten. Schon der Sache wegen wird<lb/>
der Alpinist, und zwar auch ausserhalb des alpinen
 Operations-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0026] L. Purtscheller. Puech“ allerlei Vorschriften über die Beschaffenheit der Bergschuhe, über die Farbe und den Schnitt der Kleider, über die Kopf- bedeckung, über Handschuhe und Gamaschen, die auch heute noch sehr beachtenswerth sind. Wenn auch die Landbevölkerung in der Nähe der Städte und in leichter zugänglichen Gegenden die theuern, aber viel solideren einheimischen Bekleidungsstoffe durch die billige, aber weniger haltbare Fabrikwaare ersetzt hat, so ist doch in vielen Hochthälern noch immer der selbst erzeugte Loden, die Zwilch- und Lederhose im Gebrauche. Mehr aber als der schwere, heisse, wenig elastische Loden ver- dient ein starker Schafwollstoff, insbesondere der englische Cheviot den Vorzug. Lederbeinkleider sind nur bei Felstouren praktisch, für blosse Schneetouren empfehlen sich Pumphosen aus Schaf- wollstoff. Der Aelpler trägt ein Hemd aus grober Hausleinwand („Rupfen“), und befindet sich wohl dabei. Hemden aus Jägerwolle oder Flanell sind in der Regel zu heiss und der Flanell verfilzt sich leicht; sehr empfehlenswerth für Hemden und Unterbein- kleider ist ein in neuerer Zeit erzeugtes Gewebe aus Baum- und Schafwolle. Insbesondere wichtig ist ein gutes, bequem anliegendes Schuhwerk. Unpassende Schuhe können uns nicht nur jeden Genuss rauben, sondern auch die Tour selbst vereiteln. Insbesondere hüte man sich vor zu kurzen Schuhen, da sich der Fuss bei an- dauernden Wanderungen nicht unbeträchllich ausdehnt. Touristen, die viel in den Bergen herumstiegen, also ihre Füsse naturgemäss ausbildeten, werden die Beobachtung gemacht haben, dass sie aus ihrem früheren Fussmaasse bedeutend herausgewachsen sind. Ueber den menschlichen Fuss und dessen Pflege enthält die „Zeitschrift“ 1887 von Dr. Carl Partsch eine sehr beachtens- werthe Arbeit, und über Bekleidung und Ausrüstung geben die Werke von C. T. Dentund W. Schultze „Hochtouren“, C. Langheinz und G. Schwab II. „Praktische Winke für Aus- rüstung, Verpflegung und das Wandern im Hochgebirge“ und Claude Wilson „Mountaineering“ erschöpfende Auskunft. Ein anderes wichtiges Kapitel, das mit der Ausbreitung und Verallgemeinerung der Hochtouristik im innigen Zusammenhange steht, ist die Bergsteiger-Hygiene. Jeder Bergsteiger weiss, was ein gesundes Herz, kräftige, ausdauernde Lungen und ein richtig funktionierender Magen bedeuten. Schon der Sache wegen wird der Alpinist, und zwar auch ausserhalb des alpinen Operations-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning, Heike Müller, Bastian Schmidt, Sonja Bayer: Texterfassung und Korrekturen (2013-05-07T06:54:31Z)
Hannah Sophia Glaum: Konversion nach XML (2013-05-07T06:54:31Z)
Melanie Henss: Nachkorrekturen (2013-05-07T06:54:31Z)
ANNO – Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-05-07T06:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Seiten- und Zeilenumbrüche markiert. Silbentrennung entsprechend Vorlage.
  • Bogensignaturen/Kustoden und Kolumnentitel ausgezeichnet, Hervorhebungen ebenso.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894/26
Zitationshilfe: Purtscheller, Ludwig: Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik in den Deutschen und Oesterreichischen Alpen. In: Zeitschrift des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Band XXV. Berlin, 1894, S. 95-176, hier S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/purtscheller_alpinismus_1894/26>, abgerufen am 21.11.2024.