einander legen. Feldspath, Hornblende, Augit, Gyps. Beim Gyps spielt auch öfter ein Augitpaar nebst der Medianebene ein (linsenförmige Kry- stalle von Mont Martre). Zuweilen haben die Individuen eine der Schiefendflächen gemein (Epidot, Cyanit, Titanit), es spielt dann aber immer noch die Medianebene ein. Blos bei dem Bavenoer Zwillings- gesetz des Feldspaths spielt die Medianebene nicht ein, diese Verwachsungen haben aber immer eine Neigung zur Vierlingsbildung, wodurch sogar eine viergliedrige Ordnung erreicht wird. Siehe Feldspath, Schwefel.
Eingliedriges System.
Anorthotypes S. Mohs, Diklino- und Triklinoedrisches Naumann.
Hier bleibt nun keine Fläche der andern mehr gleich, und wir müssen die Axen mit a a' b b' auszeichnen, um die Lage in den viererlei Oktanten ausdrücken zu können. Mit dem Worte "Fläche" ist Alles bezeichnet, und es bedarf nicht der überflüssigen Worte Tetartopyramiden, Hemidomen (Hemiprismen) etc. Axinit und Kupfervitriol liefern die unsymmetrischsten Beispiele, wiewohl man erstern, weil M/P 90° 5' bildet, als diklinometrisch nehmen könnte. Die eingliedrigen Feldspäthe (Albit, Labrador etc.) haben durch ihre Analogie mit dem 2+1 gliedrigen Kalifeldspath noch ein be- sonderes Interesse, da sie häufig als Zwillinge mit Wiederholung der Individuen vorkommen. Dieselben stellen zunächst eine 2+1 gliedrige Ordnung her. Letztere Ordnung verwächst dann wieder nach den Zwil- lingsgesetzen des gewöhnlichen Feldspaths, so gelangen wir zuletzt zur zweigliedrigen, ja selbst viergliedrigen Ordnung. Die Substitution recht- winkliger Hilfsaxen ist nicht mehr recht praktisch, und es scheint am besten, die Winkel mittelst Trigonometrie auszurechnen.
Hauy's Bezeichnungsweise.
Sie ist noch heute in Frankreich und England die gangbarste, und beruht auf der Eigenschaft, daß sämmtliche Kanten eines Krystalls von einer beliebigen Krystallfläche unter rationalen Verhältnissen geschnitten werden. Beweisen wir diesen Satz allgemein für rechtwinklige Axen.
Kantenschnittformel. Gegeben sei eine beliebige Linie ma : nb, diese werden von m0a : n0b und m1a : n1b in p und p1 geschnitten, so ist
[Formel 1]
Denn es ist nach der Zonenpunktformel pag. 43
[Abbildung]
[Formel 2]
Eingliedriges Syſtem. Kantenſchnittformel.
einander legen. Feldſpath, Hornblende, Augit, Gyps. Beim Gyps ſpielt auch öfter ein Augitpaar nebſt der Medianebene ein (linſenförmige Kry- ſtalle von Mont Martre). Zuweilen haben die Individuen eine der Schiefendflächen gemein (Epidot, Cyanit, Titanit), es ſpielt dann aber immer noch die Medianebene ein. Blos bei dem Bavenoer Zwillings- geſetz des Feldſpaths ſpielt die Medianebene nicht ein, dieſe Verwachſungen haben aber immer eine Neigung zur Vierlingsbildung, wodurch ſogar eine viergliedrige Ordnung erreicht wird. Siehe Feldſpath, Schwefel.
Eingliedriges Syſtem.
Anorthotypes S. Mohs, Diklino- und Triklinoedriſches Naumann.
Hier bleibt nun keine Fläche der andern mehr gleich, und wir müſſen die Axen mit a a' b b' auszeichnen, um die Lage in den viererlei Oktanten ausdrücken zu können. Mit dem Worte „Fläche“ iſt Alles bezeichnet, und es bedarf nicht der überflüſſigen Worte Tetartopyramiden, Hemidomen (Hemiprismen) ꝛc. Axinit und Kupfervitriol liefern die unſymmetriſchſten Beiſpiele, wiewohl man erſtern, weil M/P 90° 5′ bildet, als diklinometriſch nehmen könnte. Die eingliedrigen Feldſpäthe (Albit, Labrador ꝛc.) haben durch ihre Analogie mit dem 2+1 gliedrigen Kalifeldſpath noch ein be- ſonderes Intereſſe, da ſie häufig als Zwillinge mit Wiederholung der Individuen vorkommen. Dieſelben ſtellen zunächſt eine 2+1 gliedrige Ordnung her. Letztere Ordnung verwächst dann wieder nach den Zwil- lingsgeſetzen des gewöhnlichen Feldſpaths, ſo gelangen wir zuletzt zur zweigliedrigen, ja ſelbſt viergliedrigen Ordnung. Die Subſtitution recht- winkliger Hilfsaxen iſt nicht mehr recht praktiſch, und es ſcheint am beſten, die Winkel mittelſt Trigonometrie auszurechnen.
Hauy’s Bezeichnungsweiſe.
Sie iſt noch heute in Frankreich und England die gangbarſte, und beruht auf der Eigenſchaft, daß ſämmtliche Kanten eines Kryſtalls von einer beliebigen Kryſtallfläche unter rationalen Verhältniſſen geſchnitten werden. Beweiſen wir dieſen Satz allgemein für rechtwinklige Axen.
Kantenſchnittformel. Gegeben ſei eine beliebige Linie μa : νb, dieſe werden von μ0a : ν0b und μ1a : ν1b in p und p1 geſchnitten, ſo iſt
[Formel 1]
Denn es iſt nach der Zonenpunktformel pag. 43
[Abbildung]
[Formel 2]
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0102"n="90"/><fwplace="top"type="header">Eingliedriges Syſtem. Kantenſchnittformel.</fw><lb/>
einander legen. Feldſpath, Hornblende, Augit, Gyps. Beim Gyps ſpielt<lb/>
auch öfter ein Augitpaar nebſt der Medianebene ein (linſenförmige Kry-<lb/>ſtalle von Mont Martre). Zuweilen haben die Individuen eine der<lb/>
Schiefendflächen gemein (Epidot, Cyanit, Titanit), es ſpielt dann aber<lb/>
immer noch die Medianebene ein. Blos bei dem Bavenoer Zwillings-<lb/>
geſetz des Feldſpaths ſpielt die Medianebene nicht ein, dieſe Verwachſungen<lb/>
haben aber immer eine Neigung zur Vierlingsbildung, wodurch ſogar eine<lb/>
viergliedrige Ordnung erreicht wird. Siehe Feldſpath, Schwefel.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Eingliedriges Syſtem.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c">Anorthotypes S. Mohs, Diklino- und Triklinoedriſches Naumann.</hi></p><lb/><p>Hier bleibt nun keine Fläche der andern mehr gleich, und wir müſſen<lb/>
die Axen mit <hirendition="#aq">a a' b b'</hi> auszeichnen, um die Lage in den viererlei Oktanten<lb/>
ausdrücken zu können. Mit dem Worte „<hirendition="#g">Fläche</hi>“ iſt Alles bezeichnet,<lb/>
und es bedarf nicht der überflüſſigen Worte Tetartopyramiden, Hemidomen<lb/>
(Hemiprismen) ꝛc. Axinit und Kupfervitriol liefern die unſymmetriſchſten<lb/>
Beiſpiele, wiewohl man erſtern, weil <hirendition="#aq">M/P</hi> 90° 5′ bildet, als diklinometriſch<lb/>
nehmen könnte. Die eingliedrigen Feldſpäthe (Albit, Labrador ꝛc.) haben<lb/>
durch ihre Analogie mit dem 2+1 gliedrigen Kalifeldſpath noch ein be-<lb/>ſonderes Intereſſe, da ſie häufig als Zwillinge mit Wiederholung der<lb/>
Individuen vorkommen. Dieſelben ſtellen zunächſt eine 2+1 gliedrige<lb/>
Ordnung her. Letztere Ordnung verwächst dann wieder nach den Zwil-<lb/>
lingsgeſetzen des gewöhnlichen Feldſpaths, ſo gelangen wir zuletzt zur<lb/>
zweigliedrigen, ja ſelbſt viergliedrigen Ordnung. Die Subſtitution recht-<lb/>
winkliger Hilfsaxen iſt nicht mehr recht praktiſch, und es ſcheint am beſten,<lb/>
die Winkel mittelſt Trigonometrie auszurechnen.</p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Hauy’s Bezeichnungsweiſe.</hi></head><lb/><p>Sie iſt noch heute in Frankreich und England die gangbarſte, und<lb/>
beruht auf der Eigenſchaft, daß ſämmtliche Kanten eines Kryſtalls von<lb/>
einer beliebigen Kryſtallfläche unter rationalen Verhältniſſen geſchnitten<lb/>
werden. Beweiſen wir dieſen Satz allgemein für rechtwinklige Axen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Kantenſchnittformel</hi>. Gegeben ſei eine beliebige Linie μ<hirendition="#aq">a</hi> : ν<hirendition="#aq">b</hi>,<lb/>
dieſe werden von μ<hirendition="#sub">0</hi><hirendition="#aq">a</hi> : ν<hirendition="#sub">0</hi><hirendition="#aq">b</hi> und μ<hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#aq">a</hi> : ν<hirendition="#sub">1</hi><hirendition="#aq">b</hi> in <hirendition="#aq">p</hi> und <hirendition="#aq">p</hi><hirendition="#sub">1</hi> geſchnitten, ſo iſt<lb/><formula/> Denn es iſt nach der Zonenpunktformel <hirendition="#aq">pag.</hi> 43<lb/><figure/><formula/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[90/0102]
Eingliedriges Syſtem. Kantenſchnittformel.
einander legen. Feldſpath, Hornblende, Augit, Gyps. Beim Gyps ſpielt
auch öfter ein Augitpaar nebſt der Medianebene ein (linſenförmige Kry-
ſtalle von Mont Martre). Zuweilen haben die Individuen eine der
Schiefendflächen gemein (Epidot, Cyanit, Titanit), es ſpielt dann aber
immer noch die Medianebene ein. Blos bei dem Bavenoer Zwillings-
geſetz des Feldſpaths ſpielt die Medianebene nicht ein, dieſe Verwachſungen
haben aber immer eine Neigung zur Vierlingsbildung, wodurch ſogar eine
viergliedrige Ordnung erreicht wird. Siehe Feldſpath, Schwefel.
Eingliedriges Syſtem.
Anorthotypes S. Mohs, Diklino- und Triklinoedriſches Naumann.
Hier bleibt nun keine Fläche der andern mehr gleich, und wir müſſen
die Axen mit a a' b b' auszeichnen, um die Lage in den viererlei Oktanten
ausdrücken zu können. Mit dem Worte „Fläche“ iſt Alles bezeichnet,
und es bedarf nicht der überflüſſigen Worte Tetartopyramiden, Hemidomen
(Hemiprismen) ꝛc. Axinit und Kupfervitriol liefern die unſymmetriſchſten
Beiſpiele, wiewohl man erſtern, weil M/P 90° 5′ bildet, als diklinometriſch
nehmen könnte. Die eingliedrigen Feldſpäthe (Albit, Labrador ꝛc.) haben
durch ihre Analogie mit dem 2+1 gliedrigen Kalifeldſpath noch ein be-
ſonderes Intereſſe, da ſie häufig als Zwillinge mit Wiederholung der
Individuen vorkommen. Dieſelben ſtellen zunächſt eine 2+1 gliedrige
Ordnung her. Letztere Ordnung verwächst dann wieder nach den Zwil-
lingsgeſetzen des gewöhnlichen Feldſpaths, ſo gelangen wir zuletzt zur
zweigliedrigen, ja ſelbſt viergliedrigen Ordnung. Die Subſtitution recht-
winkliger Hilfsaxen iſt nicht mehr recht praktiſch, und es ſcheint am beſten,
die Winkel mittelſt Trigonometrie auszurechnen.
Hauy’s Bezeichnungsweiſe.
Sie iſt noch heute in Frankreich und England die gangbarſte, und
beruht auf der Eigenſchaft, daß ſämmtliche Kanten eines Kryſtalls von
einer beliebigen Kryſtallfläche unter rationalen Verhältniſſen geſchnitten
werden. Beweiſen wir dieſen Satz allgemein für rechtwinklige Axen.
Kantenſchnittformel. Gegeben ſei eine beliebige Linie μa : νb,
dieſe werden von μ0a : ν0b und μ1a : ν1b in p und p1 geſchnitten, ſo iſt
[FORMEL] Denn es iſt nach der Zonenpunktformel pag. 43
[Abbildung]
[FORMEL]
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/102>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.