1) Wenn ein Lichtstrahl S so einfällt und von einem durchsichtigen Mittel nach s0 so zurückgeworfen wird, daß der Strahl des durchgehenden Lichts s1 auf den reflectirten s0 senkrecht steht. Für Quarz beträgt der Einfallswinkel 33°, Glas 35° 25', Kalkspath 31° 9', Diamant 21° 59'. Der Lichtstrahl s ist also dann in zwei polarisirte Strahlen s0 und s1 zerlegt.
[Abbildung]
2) Wenn der Lichtstrahl durch ein krystallisirtes Mittel von doppelt- brechender Kraft geht. Daher sind die beiden Strahlen der optisch ein- axigen und zweiaxigen Krystalle polarisirt.
Mittel, das polarisirte Licht vom unpolarisirten zu unterscheiden, gibt es vorzüglich drei:
a) In gewissen Lagen der Einfallsebene wird bei einem bestimmten Einfallswinkel der Strahl von einem polirten Mittel nicht reflectirt. Man macht sich das am besten durch zwei Brettchen (Spiegel) b b klar, die mittelst eines Stabes a, welcher den Strahl vorstellt, verbunden sind. Schneidet man den Stab senkrecht gegen seine Axe
[Abbildung]
bei a durch, und hülst das eine Stück in das andere ein, so gehen die Bretter bei der Drehung der Hülse a im Azimuth aus ihrer Parallelität. Nur in zwei Fällen, bei der Parallelität und bei einer Drehung um 180° wird das Licht s vollkommen auf beiden Spiegeln nach s' reflectirt; bei einer Drehung um 90° und 270° dagegen auf dem einen Spiegel nicht, und in allen Zwischenstellungen unvollkommen.
Nörrenberg'scher Polarisationsapparat: auf dem Fuß- gestellt a a befindet sich ein horizontaler Spiegel C, darauf erheben sich zwei senkrechte Stäbe, zwischen welchen eine Glasplatte g (am besten von geschlif- fenem Spiegelglase) um zwei horizontale Zapfen b b beweglich ist. Oben befindet sich ein Ring c, welcher mit einer Glasplatte bedeckt, den zu betrach- tenden Mineralen als Unterlage dient. Drehe ich nun das Glas g so, daß es verlängert den horizon- talen Spiegel unter 54° 35' (dem Complement des Polarisationswinkels) schneiden würde, so wird ein Lichtstrahl s, der unter dem Polarisationswinkel von 35° 25' auffällt, senkrecht gegen den Spiegel C re- flectirt. Der Spiegel wird also von polarisirtem Licht erleuchtet, und da nun die Gläser g und c durchlassen, so kann ein Mineral bei c im polari- sirten Lichte beschaut werden. Das nähere Pouillet
[Abbildung]
Müller Lehrb. Phys. II. 266. Die Buchstaben a a, b b und c C sind orien- tirt, wie die gleichnamigen Axen eines Krystalls.
b) Der polarisirte Strahl wird in gewissen Lagen, wo der unpola- risirte zerlegt wird, nicht mehr durch doppelt brechende Minerale zerlegt.
Polariſirtes Licht.
Polariſirtes Licht.
Licht iſt hauptſächlich in 2 Fällen polariſirt:
1) Wenn ein Lichtſtrahl S ſo einfällt und von einem durchſichtigen Mittel nach s0 ſo zurückgeworfen wird, daß der Strahl des durchgehenden Lichts s1 auf den reflectirten s0 ſenkrecht ſteht. Für Quarz beträgt der Einfallswinkel 33°, Glas 35° 25′, Kalkſpath 31° 9′, Diamant 21° 59′. Der Lichtſtrahl s iſt alſo dann in zwei polariſirte Strahlen s0 und s1 zerlegt.
[Abbildung]
2) Wenn der Lichtſtrahl durch ein kryſtalliſirtes Mittel von doppelt- brechender Kraft geht. Daher ſind die beiden Strahlen der optiſch ein- axigen und zweiaxigen Kryſtalle polariſirt.
Mittel, das polariſirte Licht vom unpolariſirten zu unterſcheiden, gibt es vorzüglich drei:
a) In gewiſſen Lagen der Einfallsebene wird bei einem beſtimmten Einfallswinkel der Strahl von einem polirten Mittel nicht reflectirt. Man macht ſich das am beſten durch zwei Brettchen (Spiegel) b b klar, die mittelſt eines Stabes a, welcher den Strahl vorſtellt, verbunden ſind. Schneidet man den Stab ſenkrecht gegen ſeine Axe
[Abbildung]
bei a durch, und hülſt das eine Stück in das andere ein, ſo gehen die Bretter bei der Drehung der Hülſe a im Azimuth aus ihrer Parallelität. Nur in zwei Fällen, bei der Parallelität und bei einer Drehung um 180° wird das Licht s vollkommen auf beiden Spiegeln nach s' reflectirt; bei einer Drehung um 90° und 270° dagegen auf dem einen Spiegel nicht, und in allen Zwiſchenſtellungen unvollkommen.
Nörrenberg’ſcher Polariſationsapparat: auf dem Fuß- geſtellt a a befindet ſich ein horizontaler Spiegel C, darauf erheben ſich zwei ſenkrechte Stäbe, zwiſchen welchen eine Glasplatte g (am beſten von geſchlif- fenem Spiegelglaſe) um zwei horizontale Zapfen b b beweglich iſt. Oben befindet ſich ein Ring c, welcher mit einer Glasplatte bedeckt, den zu betrach- tenden Mineralen als Unterlage dient. Drehe ich nun das Glas g ſo, daß es verlängert den horizon- talen Spiegel unter 54° 35′ (dem Complement des Polariſationswinkels) ſchneiden würde, ſo wird ein Lichtſtrahl s, der unter dem Polariſationswinkel von 35° 25′ auffällt, ſenkrecht gegen den Spiegel C re- flectirt. Der Spiegel wird alſo von polariſirtem Licht erleuchtet, und da nun die Gläſer g und c durchlaſſen, ſo kann ein Mineral bei c im polari- ſirten Lichte beſchaut werden. Das nähere Pouillet
[Abbildung]
Müller Lehrb. Phys. II. 266. Die Buchſtaben a a, b b und c C ſind orien- tirt, wie die gleichnamigen Axen eines Kryſtalls.
b) Der polariſirte Strahl wird in gewiſſen Lagen, wo der unpola- riſirte zerlegt wird, nicht mehr durch doppelt brechende Minerale zerlegt.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0117"n="105"/><fwplace="top"type="header">Polariſirtes Licht.</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Polariſirtes Licht.</hi></head><lb/><p>Licht iſt hauptſächlich in 2 Fällen polariſirt:</p><lb/><p>1) Wenn ein Lichtſtrahl <hirendition="#aq">S</hi>ſo einfällt und von einem durchſichtigen<lb/>
Mittel nach <hirendition="#aq">s</hi><hirendition="#sup">0</hi>ſo zurückgeworfen wird, daß der Strahl des<lb/>
durchgehenden Lichts <hirendition="#aq">s</hi><hirendition="#sup">1</hi> auf den reflectirten <hirendition="#aq">s</hi><hirendition="#sup">0</hi>ſenkrecht ſteht.<lb/>
Für Quarz beträgt der Einfallswinkel 33°, Glas 35° 25′,<lb/>
Kalkſpath 31° 9′, Diamant 21° 59′. Der Lichtſtrahl <hirendition="#aq">s</hi> iſt<lb/>
alſo dann in zwei polariſirte Strahlen <hirendition="#aq">s</hi><hirendition="#sup">0</hi> und <hirendition="#aq">s</hi><hirendition="#sup">1</hi> zerlegt.<lb/><figure/></p><p>2) Wenn der Lichtſtrahl durch ein kryſtalliſirtes Mittel von doppelt-<lb/>
brechender Kraft geht. Daher ſind die beiden Strahlen der optiſch ein-<lb/>
axigen und zweiaxigen Kryſtalle polariſirt.</p><lb/><p>Mittel, das polariſirte Licht vom unpolariſirten zu unterſcheiden, gibt<lb/>
es vorzüglich drei:</p><lb/><p><hirendition="#aq">a</hi>) In gewiſſen Lagen der Einfallsebene wird bei einem beſtimmten<lb/>
Einfallswinkel der Strahl von einem polirten Mittel<lb/>
nicht reflectirt. Man macht ſich das am beſten durch<lb/>
zwei Brettchen (Spiegel) <hirendition="#aq">b b</hi> klar, die mittelſt eines<lb/>
Stabes <hirendition="#aq">a</hi>, welcher den Strahl vorſtellt, verbunden ſind.<lb/>
Schneidet man den Stab ſenkrecht gegen ſeine Axe<lb/><figure/> bei <hirendition="#aq">a</hi> durch, und hülſt das eine Stück in das andere ein, ſo gehen die<lb/>
Bretter bei der Drehung der Hülſe <hirendition="#aq">a</hi> im Azimuth aus ihrer Parallelität.<lb/>
Nur in zwei Fällen, bei der Parallelität und bei einer Drehung um 180°<lb/>
wird das Licht <hirendition="#aq">s</hi> vollkommen auf beiden Spiegeln nach <hirendition="#aq">s</hi>' reflectirt; bei<lb/>
einer Drehung um 90° und 270° dagegen auf dem einen Spiegel nicht,<lb/>
und in allen Zwiſchenſtellungen unvollkommen.</p><lb/><p><hirendition="#g">Nörrenberg</hi>’ſcher <hirendition="#g">Polariſationsapparat</hi>: auf dem Fuß-<lb/>
geſtellt <hirendition="#aq">a a</hi> befindet ſich ein horizontaler Spiegel <hirendition="#aq">C</hi>,<lb/>
darauf erheben ſich zwei ſenkrechte Stäbe, zwiſchen<lb/>
welchen eine Glasplatte <hirendition="#aq">g</hi> (am beſten von geſchlif-<lb/>
fenem Spiegelglaſe) um zwei horizontale Zapfen<lb/><hirendition="#aq">b b</hi> beweglich iſt. Oben befindet ſich ein Ring <hirendition="#aq">c</hi>,<lb/>
welcher mit einer Glasplatte bedeckt, den zu betrach-<lb/>
tenden Mineralen als Unterlage dient. Drehe ich<lb/>
nun das Glas <hirendition="#aq">g</hi>ſo, daß es verlängert den horizon-<lb/>
talen Spiegel unter 54° 35′ (dem Complement des<lb/>
Polariſationswinkels) ſchneiden würde, ſo wird ein<lb/>
Lichtſtrahl <hirendition="#aq">s</hi>, der unter dem Polariſationswinkel von<lb/>
35° 25′ auffällt, ſenkrecht gegen den Spiegel <hirendition="#aq">C</hi> re-<lb/>
flectirt. Der Spiegel wird alſo von polariſirtem<lb/>
Licht erleuchtet, und da nun die Gläſer <hirendition="#aq">g</hi> und <hirendition="#aq">c</hi><lb/>
durchlaſſen, ſo kann ein Mineral bei <hirendition="#aq">c</hi> im polari-<lb/>ſirten Lichte beſchaut werden. Das nähere <hirendition="#aq">Pouillet<lb/><figure/> Müller</hi> Lehrb. <hirendition="#aq">Phys. II.</hi> 266. Die Buchſtaben <hirendition="#aq">a a, b b</hi> und <hirendition="#aq">c C</hi>ſind orien-<lb/>
tirt, wie die gleichnamigen Axen eines Kryſtalls.</p><lb/><p><hirendition="#aq">b</hi>) Der polariſirte Strahl wird in gewiſſen Lagen, wo der unpola-<lb/>
riſirte zerlegt wird, nicht mehr durch doppelt brechende Minerale zerlegt.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[105/0117]
Polariſirtes Licht.
Polariſirtes Licht.
Licht iſt hauptſächlich in 2 Fällen polariſirt:
1) Wenn ein Lichtſtrahl S ſo einfällt und von einem durchſichtigen
Mittel nach s0 ſo zurückgeworfen wird, daß der Strahl des
durchgehenden Lichts s1 auf den reflectirten s0 ſenkrecht ſteht.
Für Quarz beträgt der Einfallswinkel 33°, Glas 35° 25′,
Kalkſpath 31° 9′, Diamant 21° 59′. Der Lichtſtrahl s iſt
alſo dann in zwei polariſirte Strahlen s0 und s1 zerlegt.
[Abbildung]
2) Wenn der Lichtſtrahl durch ein kryſtalliſirtes Mittel von doppelt-
brechender Kraft geht. Daher ſind die beiden Strahlen der optiſch ein-
axigen und zweiaxigen Kryſtalle polariſirt.
Mittel, das polariſirte Licht vom unpolariſirten zu unterſcheiden, gibt
es vorzüglich drei:
a) In gewiſſen Lagen der Einfallsebene wird bei einem beſtimmten
Einfallswinkel der Strahl von einem polirten Mittel
nicht reflectirt. Man macht ſich das am beſten durch
zwei Brettchen (Spiegel) b b klar, die mittelſt eines
Stabes a, welcher den Strahl vorſtellt, verbunden ſind.
Schneidet man den Stab ſenkrecht gegen ſeine Axe
[Abbildung]
bei a durch, und hülſt das eine Stück in das andere ein, ſo gehen die
Bretter bei der Drehung der Hülſe a im Azimuth aus ihrer Parallelität.
Nur in zwei Fällen, bei der Parallelität und bei einer Drehung um 180°
wird das Licht s vollkommen auf beiden Spiegeln nach s' reflectirt; bei
einer Drehung um 90° und 270° dagegen auf dem einen Spiegel nicht,
und in allen Zwiſchenſtellungen unvollkommen.
Nörrenberg’ſcher Polariſationsapparat: auf dem Fuß-
geſtellt a a befindet ſich ein horizontaler Spiegel C,
darauf erheben ſich zwei ſenkrechte Stäbe, zwiſchen
welchen eine Glasplatte g (am beſten von geſchlif-
fenem Spiegelglaſe) um zwei horizontale Zapfen
b b beweglich iſt. Oben befindet ſich ein Ring c,
welcher mit einer Glasplatte bedeckt, den zu betrach-
tenden Mineralen als Unterlage dient. Drehe ich
nun das Glas g ſo, daß es verlängert den horizon-
talen Spiegel unter 54° 35′ (dem Complement des
Polariſationswinkels) ſchneiden würde, ſo wird ein
Lichtſtrahl s, der unter dem Polariſationswinkel von
35° 25′ auffällt, ſenkrecht gegen den Spiegel C re-
flectirt. Der Spiegel wird alſo von polariſirtem
Licht erleuchtet, und da nun die Gläſer g und c
durchlaſſen, ſo kann ein Mineral bei c im polari-
ſirten Lichte beſchaut werden. Das nähere Pouillet
[Abbildung]
Müller Lehrb. Phys. II. 266. Die Buchſtaben a a, b b und c C ſind orien-
tirt, wie die gleichnamigen Axen eines Kryſtalls.
b) Der polariſirte Strahl wird in gewiſſen Lagen, wo der unpola-
riſirte zerlegt wird, nicht mehr durch doppelt brechende Minerale zerlegt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/117>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.