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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Phosphorescenz.
und bei Aenderung der Temperatur treten beide Elektricitäten am ent-
gegengesetzten Ende auf. Die Linie, welche diese Pole verbindet, heißt
elektrische Axe, sie fällt mit einer krystallographischen meist zusammen.
Aber nicht die Wärme als solche, sondern die Veränderung der Wärme
erregt die Elektricität. Man kann daher einen solchen Krystall erwärmen,
hält man ihn aber immer auf gleicher Temperaturhöhe, so zeigt sich nichts,
erst bei zu- oder abnehmender Wärme tritt die Wirkung ein. Gewöhnlich
untersucht man bei abnehmender Wärme, und nennt dann den Pol
mit Harzelektricität negativ (--), mit Glaselektricität positiv (+); bei
zunehmender schlagen dagegen beide um, der + wird -- und der
-- wird +. Rose und Rieß haben daher den negativen Pol auch analog
genannt, weil bei abnehmender Temperatur Pol und Wärme das gleiche
Vorzeichen (--) bekommen, der positive heißt dann antilog, weil die
Elektricität ein anderes Zeichen (+) hat, als die abnehmende Wärme (--).
Gewöhnlich faßt man die Krystalle in einer isolirenden Zange und erhitzt
sie in der Weingeistlampe.

1) Terminalpolar mit 1 Axe, die Krystalle zeigen nur eine elek-
trische Axe, welche mit der Krystallaxe c zusammenfällt: Turmalin, Kiesel-
zinkerz, Faserzeolith. Beide erstere sind zugleich hemiedrisch, und meist
kann man schon aus der Gruppirung der Flächen auf die Art des Poles
schließen. Kieselzinkerz zeigt sich sogar schon bei gewöhnlicher Temperatur
elektrisch.

2) Terminalpolar mit 4 Axen: Boracit, die glänzenden Tetrae-
derflächen + (antilog). Vielleicht auch Helvin.

2) Terminalpolar mit 2 Linien, davon die eine an beiden Enden
analog, die andere antilog ist: Axinit.

4) Centralpolar, die Enden der Axe a sind beide + (antilog),
das Centrum aber -- (analog); Topas und Prehnit.

Galvanismus heißt die Elektricität, welche bei der Berührung
verschiedener Körper rege wird. Es zeigt sich besonders bei Metallen, und
im Gebirge mögen gar manche chemische Prozesse dadurch Erklärung finden.
Berzelius hat darauf seine berühmte elektromagnetische Theorie ge-
gründet, und die Stoffe nach diesem Gegensatze aneinander gereiht, wobei
Sauerstoff den negativen und Kalium den positiven Pol bildet.

Phosphorescenz.

Hat ihren Namen von einem Leuchten, was an das des Phosphors
erinnert, aber auf keine bekannte Lichtquelle zurückgeführt werden kann.
Placidus Heinrich, die Phosphorescenz der Körper, Nürnberg 1811, hat
sich um die Kenntniß verdient gemacht. Die Versuche gehörig anstellen
zu können, ist ein finsteres Zimmer nothwendig, in welchem man sich 1/2--1
Stunde und noch länger aufhalten muß, um die Netzhaut für solche Licht-
eindrücke empfänglich zu machen. Albertus Magnus wußte schon um das
Leuchten des Diamants, Aufsehen erregte jedoch erst die Entdeckung eines
Schusters von Bologna 1604, welcher die dortigen Schwerspathknollen
(Bologneser-Spath) durch Glühen mit Tragantschleim leuchtend machte.


Phosphorescenz.
und bei Aenderung der Temperatur treten beide Elektricitäten am ent-
gegengeſetzten Ende auf. Die Linie, welche dieſe Pole verbindet, heißt
elektriſche Axe, ſie fällt mit einer kryſtallographiſchen meiſt zuſammen.
Aber nicht die Wärme als ſolche, ſondern die Veränderung der Wärme
erregt die Elektricität. Man kann daher einen ſolchen Kryſtall erwärmen,
hält man ihn aber immer auf gleicher Temperaturhöhe, ſo zeigt ſich nichts,
erſt bei zu- oder abnehmender Wärme tritt die Wirkung ein. Gewöhnlich
unterſucht man bei abnehmender Wärme, und nennt dann den Pol
mit Harzelektricität negativ (—), mit Glaselektricität poſitiv (+); bei
zunehmender ſchlagen dagegen beide um, der + wird — und der
— wird +. Roſe und Rieß haben daher den negativen Pol auch analog
genannt, weil bei abnehmender Temperatur Pol und Wärme das gleiche
Vorzeichen (—) bekommen, der poſitive heißt dann antilog, weil die
Elektricität ein anderes Zeichen (+) hat, als die abnehmende Wärme (—).
Gewöhnlich faßt man die Kryſtalle in einer iſolirenden Zange und erhitzt
ſie in der Weingeiſtlampe.

1) Terminalpolar mit 1 Axe, die Kryſtalle zeigen nur eine elek-
triſche Axe, welche mit der Kryſtallaxe c zuſammenfällt: Turmalin, Kieſel-
zinkerz, Faſerzeolith. Beide erſtere ſind zugleich hemiedriſch, und meiſt
kann man ſchon aus der Gruppirung der Flächen auf die Art des Poles
ſchließen. Kieſelzinkerz zeigt ſich ſogar ſchon bei gewöhnlicher Temperatur
elektriſch.

2) Terminalpolar mit 4 Axen: Boracit, die glänzenden Tetrae-
derflächen + (antilog). Vielleicht auch Helvin.

2) Terminalpolar mit 2 Linien, davon die eine an beiden Enden
analog, die andere antilog iſt: Axinit.

4) Centralpolar, die Enden der Axe a ſind beide + (antilog),
das Centrum aber — (analog); Topas und Prehnit.

Galvanismus heißt die Elektricität, welche bei der Berührung
verſchiedener Körper rege wird. Es zeigt ſich beſonders bei Metallen, und
im Gebirge mögen gar manche chemiſche Prozeſſe dadurch Erklärung finden.
Berzelius hat darauf ſeine berühmte elektromagnetiſche Theorie ge-
gründet, und die Stoffe nach dieſem Gegenſatze aneinander gereiht, wobei
Sauerſtoff den negativen und Kalium den poſitiven Pol bildet.

Phosphorescenz.

Hat ihren Namen von einem Leuchten, was an das des Phosphors
erinnert, aber auf keine bekannte Lichtquelle zurückgeführt werden kann.
Placidus Heinrich, die Phosphorescenz der Körper, Nürnberg 1811, hat
ſich um die Kenntniß verdient gemacht. Die Verſuche gehörig anſtellen
zu können, iſt ein finſteres Zimmer nothwendig, in welchem man ſich ½—1
Stunde und noch länger aufhalten muß, um die Netzhaut für ſolche Licht-
eindrücke empfänglich zu machen. Albertus Magnus wußte ſchon um das
Leuchten des Diamants, Aufſehen erregte jedoch erſt die Entdeckung eines
Schuſters von Bologna 1604, welcher die dortigen Schwerſpathknollen
(Bologneſer-Spath) durch Glühen mit Tragantſchleim leuchtend machte.


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[125/0137] Phosphorescenz. und bei Aenderung der Temperatur treten beide Elektricitäten am ent- gegengeſetzten Ende auf. Die Linie, welche dieſe Pole verbindet, heißt elektriſche Axe, ſie fällt mit einer kryſtallographiſchen meiſt zuſammen. Aber nicht die Wärme als ſolche, ſondern die Veränderung der Wärme erregt die Elektricität. Man kann daher einen ſolchen Kryſtall erwärmen, hält man ihn aber immer auf gleicher Temperaturhöhe, ſo zeigt ſich nichts, erſt bei zu- oder abnehmender Wärme tritt die Wirkung ein. Gewöhnlich unterſucht man bei abnehmender Wärme, und nennt dann den Pol mit Harzelektricität negativ (—), mit Glaselektricität poſitiv (+); bei zunehmender ſchlagen dagegen beide um, der + wird — und der — wird +. Roſe und Rieß haben daher den negativen Pol auch analog genannt, weil bei abnehmender Temperatur Pol und Wärme das gleiche Vorzeichen (—) bekommen, der poſitive heißt dann antilog, weil die Elektricität ein anderes Zeichen (+) hat, als die abnehmende Wärme (—). Gewöhnlich faßt man die Kryſtalle in einer iſolirenden Zange und erhitzt ſie in der Weingeiſtlampe. 1) Terminalpolar mit 1 Axe, die Kryſtalle zeigen nur eine elek- triſche Axe, welche mit der Kryſtallaxe c zuſammenfällt: Turmalin, Kieſel- zinkerz, Faſerzeolith. Beide erſtere ſind zugleich hemiedriſch, und meiſt kann man ſchon aus der Gruppirung der Flächen auf die Art des Poles ſchließen. Kieſelzinkerz zeigt ſich ſogar ſchon bei gewöhnlicher Temperatur elektriſch. 2) Terminalpolar mit 4 Axen: Boracit, die glänzenden Tetrae- derflächen + (antilog). Vielleicht auch Helvin. 2) Terminalpolar mit 2 Linien, davon die eine an beiden Enden analog, die andere antilog iſt: Axinit. 4) Centralpolar, die Enden der Axe a ſind beide + (antilog), das Centrum aber — (analog); Topas und Prehnit. Galvanismus heißt die Elektricität, welche bei der Berührung verſchiedener Körper rege wird. Es zeigt ſich beſonders bei Metallen, und im Gebirge mögen gar manche chemiſche Prozeſſe dadurch Erklärung finden. Berzelius hat darauf ſeine berühmte elektromagnetiſche Theorie ge- gründet, und die Stoffe nach dieſem Gegenſatze aneinander gereiht, wobei Sauerſtoff den negativen und Kalium den poſitiven Pol bildet. Phosphorescenz. Hat ihren Namen von einem Leuchten, was an das des Phosphors erinnert, aber auf keine bekannte Lichtquelle zurückgeführt werden kann. Placidus Heinrich, die Phosphorescenz der Körper, Nürnberg 1811, hat ſich um die Kenntniß verdient gemacht. Die Verſuche gehörig anſtellen zu können, iſt ein finſteres Zimmer nothwendig, in welchem man ſich ½—1 Stunde und noch länger aufhalten muß, um die Netzhaut für ſolche Licht- eindrücke empfänglich zu machen. Albertus Magnus wußte ſchon um das Leuchten des Diamants, Aufſehen erregte jedoch erſt die Entdeckung eines Schuſters von Bologna 1604, welcher die dortigen Schwerſpathknollen (Bologneſer-Spath) durch Glühen mit Tragantſchleim leuchtend machte.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/137>, abgerufen am 28.11.2024.