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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Wärme.
weitem besser durch, als der klarste Bergkrystall, es ist für die Wärme-
strahlen fast vollkommen durchsichtig (diatherman), Alaun und Eis lassen
dagegen nur äußerst wenige durch, sie sind für Wärmestrahlen undurch-
sichtig (atherman). Auch Analogie mit der Färbung, also Wärmefärbung
(Thermanismus), läßt sich nicht verkennen. Das Steinsalz hat keine
Wärmefärbung, denn es läßt alle Strahlen mit gleicher Intensität durch,
der Alaun dagegen läßt zwar die durch eine Glasplatte gegangenen Wärme-
strahlen nicht durch, die durch eine Platte von Citronensäure gefallenen
aber vollkommen. Wie also grüne Farben von grünen Gläsern durch-
gelassen, von rothen absorbirt werden, ähnlich hier mit der Wärme.

2. Wärmeleitung. Die durch Berührung mitgetheilte Wärme
wird von verschiedenen Körpern verschieden geleitet. Metalle sind gute
Wärmeleiter, sie fühlen sich daher auch kalt an: Gold kälter als Eisen,
dieses kälter als Blei. Noch schlechter leiten die Steine, aber unter diesen
sind die Edelsteine kälter als Quarz. Die Juweliere hauchen daher die
geschliffenen Gemmen an, die edlern davon nehmen den Hauch (Wasser-
niederschlag) nicht nur schwerer an (weil sie schneller warm werden), son-
dern verlieren ihn auch schneller. Gyps fühlt sich entschieden weniger kalt
an als Marmor, noch weniger kalt Harze und Kohle, was einen auf den
ersten Griff z. B. Bernstein von ähnlich aussehenden Chalcedonen unter-
scheiden läßt.

Die Wärmeleitungsfähigkeit ist sogar auch nach den ver-
schiedenen Krystallaxen verschieden. Senarmont (Pogg. Ann. 73. 191; 74. 190
und 75. 50) überzog einfach eine homogene Glasplatte mit einer dünnen
Wachsschicht, durchbohrte sie mit einem Loch, in welches ein schwach koni-
sches Silberrohr eingetrieben wurde. Wurde nun dieses Silberrohr er-
wärmt, so gab das Schmelzen des Wachses graphisch den Gang der Wärme
an, beim Glase war es ein Kreis. Nimmt man eine Gypsplatte, welche
als schlechter Wärmeleiter besonders scharfe Schmelzkurven gibt, so bekommt
man Ellipsen, deren längste Axe etwa 50° mit dem fasrigen Bruch macht,
Große Axe: Kleinen Axe = 125 : 100. Der Versuch gelingt ganz roh
angestellt: man mache einen dicken Eisendraht glühend und drücke ihn
mit seinem gerade gefeilten Ende in Wachs, so bekommt man leicht Ellipsen
von 1 Decimeter Durchmesser. Senarmont behauptet, daß der Kalkspath
auf der Gradendfläche c : infinity a : infinity a : infinity a nur Wachskreise gebe, auf
dem Blätterbruch dagegen Ellipsen die lange Axe parallel der kurzen Dia-
gonale des Rhombus gestellt. Der Quarz hat auf der Säulenfläche El-
lipsen von 10 : 13 in den Axen, die lange Ellipsenaxe steht parallel der
Hauptaxe des Quarzes. An regulären Krystallen, wie z. B. beim Fluß-
spath, konnten keine Unterschiede in der Wachskurve bemerkt werden.

3. Wärmecapacität (specifische Wärme). Um einen gewissen
Temperaturgrad zu erlangen, bedürfen die einen Körper weniger zuströ-
mende Wärme als die andern: 1 Lb Wasser von 36° gemischt mit 1 Lb
Wasser von 0° geben 2 Lb Wasser von 18°; aber 1 Lb Eisen von 36°
mit 1 Lb Wasser von 0°, 2 Lb von 4°, das Wasser entzieht dem Eisen
32°, um sich auf 4° zu erhöhen, also 8mal mehr, daher Eisen nur 1/8 der
specifischen Wärme des Wassers. Gyps 0,272, Topas 0,203, Feldspath
0,191, Quarz 0,188, Eisenglanz 0,169, Schwefelkies 0,128, Zinnstein

Wärme.
weitem beſſer durch, als der klarſte Bergkryſtall, es iſt für die Wärme-
ſtrahlen faſt vollkommen durchſichtig (diatherman), Alaun und Eis laſſen
dagegen nur äußerſt wenige durch, ſie ſind für Wärmeſtrahlen undurch-
ſichtig (atherman). Auch Analogie mit der Färbung, alſo Wärmefärbung
(Thermanismus), läßt ſich nicht verkennen. Das Steinſalz hat keine
Wärmefärbung, denn es läßt alle Strahlen mit gleicher Intenſität durch,
der Alaun dagegen läßt zwar die durch eine Glasplatte gegangenen Wärme-
ſtrahlen nicht durch, die durch eine Platte von Citronenſäure gefallenen
aber vollkommen. Wie alſo grüne Farben von grünen Gläſern durch-
gelaſſen, von rothen abſorbirt werden, ähnlich hier mit der Wärme.

2. Wärmeleitung. Die durch Berührung mitgetheilte Wärme
wird von verſchiedenen Körpern verſchieden geleitet. Metalle ſind gute
Wärmeleiter, ſie fühlen ſich daher auch kalt an: Gold kälter als Eiſen,
dieſes kälter als Blei. Noch ſchlechter leiten die Steine, aber unter dieſen
ſind die Edelſteine kälter als Quarz. Die Juweliere hauchen daher die
geſchliffenen Gemmen an, die edlern davon nehmen den Hauch (Waſſer-
niederſchlag) nicht nur ſchwerer an (weil ſie ſchneller warm werden), ſon-
dern verlieren ihn auch ſchneller. Gyps fühlt ſich entſchieden weniger kalt
an als Marmor, noch weniger kalt Harze und Kohle, was einen auf den
erſten Griff z. B. Bernſtein von ähnlich ausſehenden Chalcedonen unter-
ſcheiden läßt.

Die Wärmeleitungsfähigkeit iſt ſogar auch nach den ver-
ſchiedenen Kryſtallaxen verſchieden. Senarmont (Pogg. Ann. 73. 191; 74. 190
und 75. 50) überzog einfach eine homogene Glasplatte mit einer dünnen
Wachsſchicht, durchbohrte ſie mit einem Loch, in welches ein ſchwach koni-
ſches Silberrohr eingetrieben wurde. Wurde nun dieſes Silberrohr er-
wärmt, ſo gab das Schmelzen des Wachſes graphiſch den Gang der Wärme
an, beim Glaſe war es ein Kreis. Nimmt man eine Gypsplatte, welche
als ſchlechter Wärmeleiter beſonders ſcharfe Schmelzkurven gibt, ſo bekommt
man Ellipſen, deren längſte Axe etwa 50° mit dem faſrigen Bruch macht,
Große Axe: Kleinen Axe = 125 : 100. Der Verſuch gelingt ganz roh
angeſtellt: man mache einen dicken Eiſendraht glühend und drücke ihn
mit ſeinem gerade gefeilten Ende in Wachs, ſo bekommt man leicht Ellipſen
von 1 Decimeter Durchmeſſer. Senarmont behauptet, daß der Kalkſpath
auf der Gradendfläche c : ∞ a : ∞ a : ∞ a nur Wachskreiſe gebe, auf
dem Blätterbruch dagegen Ellipſen die lange Axe parallel der kurzen Dia-
gonale des Rhombus geſtellt. Der Quarz hat auf der Säulenfläche El-
lipſen von 10 : 13 in den Axen, die lange Ellipſenaxe ſteht parallel der
Hauptaxe des Quarzes. An regulären Kryſtallen, wie z. B. beim Fluß-
ſpath, konnten keine Unterſchiede in der Wachskurve bemerkt werden.

3. Wärmecapacität (ſpecifiſche Wärme). Um einen gewiſſen
Temperaturgrad zu erlangen, bedürfen die einen Körper weniger zuſtrö-
mende Wärme als die andern: 1 ℔ Waſſer von 36° gemiſcht mit 1 ℔
Waſſer von 0° geben 2 ℔ Waſſer von 18°; aber 1 ℔ Eiſen von 36°
mit 1 ℔ Waſſer von 0°, 2 ℔ von 4°, das Waſſer entzieht dem Eiſen
32°, um ſich auf 4° zu erhöhen, alſo 8mal mehr, daher Eiſen nur ⅛ der
ſpecifiſchen Wärme des Waſſers. Gyps 0,272, Topas 0,203, Feldſpath
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[127/0139] Wärme. weitem beſſer durch, als der klarſte Bergkryſtall, es iſt für die Wärme- ſtrahlen faſt vollkommen durchſichtig (diatherman), Alaun und Eis laſſen dagegen nur äußerſt wenige durch, ſie ſind für Wärmeſtrahlen undurch- ſichtig (atherman). Auch Analogie mit der Färbung, alſo Wärmefärbung (Thermanismus), läßt ſich nicht verkennen. Das Steinſalz hat keine Wärmefärbung, denn es läßt alle Strahlen mit gleicher Intenſität durch, der Alaun dagegen läßt zwar die durch eine Glasplatte gegangenen Wärme- ſtrahlen nicht durch, die durch eine Platte von Citronenſäure gefallenen aber vollkommen. Wie alſo grüne Farben von grünen Gläſern durch- gelaſſen, von rothen abſorbirt werden, ähnlich hier mit der Wärme. 2. Wärmeleitung. Die durch Berührung mitgetheilte Wärme wird von verſchiedenen Körpern verſchieden geleitet. Metalle ſind gute Wärmeleiter, ſie fühlen ſich daher auch kalt an: Gold kälter als Eiſen, dieſes kälter als Blei. Noch ſchlechter leiten die Steine, aber unter dieſen ſind die Edelſteine kälter als Quarz. Die Juweliere hauchen daher die geſchliffenen Gemmen an, die edlern davon nehmen den Hauch (Waſſer- niederſchlag) nicht nur ſchwerer an (weil ſie ſchneller warm werden), ſon- dern verlieren ihn auch ſchneller. Gyps fühlt ſich entſchieden weniger kalt an als Marmor, noch weniger kalt Harze und Kohle, was einen auf den erſten Griff z. B. Bernſtein von ähnlich ausſehenden Chalcedonen unter- ſcheiden läßt. Die Wärmeleitungsfähigkeit iſt ſogar auch nach den ver- ſchiedenen Kryſtallaxen verſchieden. Senarmont (Pogg. Ann. 73. 191; 74. 190 und 75. 50) überzog einfach eine homogene Glasplatte mit einer dünnen Wachsſchicht, durchbohrte ſie mit einem Loch, in welches ein ſchwach koni- ſches Silberrohr eingetrieben wurde. Wurde nun dieſes Silberrohr er- wärmt, ſo gab das Schmelzen des Wachſes graphiſch den Gang der Wärme an, beim Glaſe war es ein Kreis. Nimmt man eine Gypsplatte, welche als ſchlechter Wärmeleiter beſonders ſcharfe Schmelzkurven gibt, ſo bekommt man Ellipſen, deren längſte Axe etwa 50° mit dem faſrigen Bruch macht, Große Axe: Kleinen Axe = 125 : 100. Der Verſuch gelingt ganz roh angeſtellt: man mache einen dicken Eiſendraht glühend und drücke ihn mit ſeinem gerade gefeilten Ende in Wachs, ſo bekommt man leicht Ellipſen von 1 Decimeter Durchmeſſer. Senarmont behauptet, daß der Kalkſpath auf der Gradendfläche c : ∞ a : ∞ a : ∞ a nur Wachskreiſe gebe, auf dem Blätterbruch dagegen Ellipſen die lange Axe parallel der kurzen Dia- gonale des Rhombus geſtellt. Der Quarz hat auf der Säulenfläche El- lipſen von 10 : 13 in den Axen, die lange Ellipſenaxe ſteht parallel der Hauptaxe des Quarzes. An regulären Kryſtallen, wie z. B. beim Fluß- ſpath, konnten keine Unterſchiede in der Wachskurve bemerkt werden. 3. Wärmecapacität (ſpecifiſche Wärme). Um einen gewiſſen Temperaturgrad zu erlangen, bedürfen die einen Körper weniger zuſtrö- mende Wärme als die andern: 1 ℔ Waſſer von 36° gemiſcht mit 1 ℔ Waſſer von 0° geben 2 ℔ Waſſer von 18°; aber 1 ℔ Eiſen von 36° mit 1 ℔ Waſſer von 0°, 2 ℔ von 4°, das Waſſer entzieht dem Eiſen 32°, um ſich auf 4° zu erhöhen, alſo 8mal mehr, daher Eiſen nur ⅛ der ſpecifiſchen Wärme des Waſſers. Gyps 0,272, Topas 0,203, Feldſpath 0,191, Quarz 0,188, Eiſenglanz 0,169, Schwefelkies 0,128, Zinnſtein

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/139>, abgerufen am 28.11.2024.