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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 1ste Fam.: Enhydros, Färbung der Chalcedone.
dem Buntensandstein des Schwarzwaldes vor (Schramberg, Alpirsbach).
Cacholong (der Name soll mongolischer Abstammung sein, Cacholonius
Wallerius Miner.
272) heißt der veränderte, welcher schichtenweis ganz
matt wie Steinmark wird. Es ist Folge von Verwitterung, denn Fuchs
(Pogg. Ann. 31. 577) hat gezeigt, daß gestreifter Chalcedon durch Kali-
lauge ähnliche matte Schichten bekomme. Faröer Inseln, Hüttenberg auf
verwittertem Spatheisenstein. Sie kleben an der Zunge. Schröter Ein-
leitung Geschichte der Steine I. 304.

Enhydros Plinius 37. 73 semper rotunditatis absolutae in can-
dore est laevis, sed ad motum fluctuat intus in ea veluti in ovis liquor.

Hier sind ohne Zweifel die kleinen Nußgroßen grauweißen Chalcedon-
kugeln von Monte Berico im Vicentinischen verstanden, deren innere Höhle
mit Flüssigkeit erfüllt ist, die durch die Wände durchscheint. Solche Flüs-
sigkeit kommt zwar auch in den größern hohlen Achatkugeln vor, allein
sie kann wegen der Undurchsichtigkeit der Wände darin äußerlich nicht sicht-
bar gemacht werden.

Künstliche Färbung der Chalcedone. Diese Kunst scheint
uralt zu sein (Nöggerath, Leonhardts Jahrb. 1847. 473). Plinius 37.
54 sagt von einem Achat in ollam plenam olei conjectu cum pigmentis
intra duas horas subfervefacta unum colorem ex omnibus faciat mini.

Noch auffallender lib. 37. 74 Cochlides (ohne Zweifel Achatkugeln) . . . .
fiunt verius quam nascuntur, in Arabia repertis ingentibus glaebis, quas
melle excoqui tradunt septenis diebus noctibusque sine intermissione.

Dabei kämen dann so viel Zufälligkeiten zum Vorschein, daß man sie Na-
turspiel (physes) hieße, weil man nicht allen Namen geben könne. In
Italien mag sich diese Kunst durch Tradition forterhalten haben, denn
früher kamen die sogenannten "Romaner" nach Oberstein und kauften
die gestreiften ungefärbten aber zugeschnittenen Steine auf, um ihnen in
Rom erst die gehörige Färbung zu geben, bis endlich vor etwa 25--30
Jahren ein Achathändler von Idar hinter das Geheimniß kam. Die
matten, welche zum Theil die Feuchtigkeit so stark aufsaugen, daß sie
etwas an feuchter Lippe kleben, sollen am geeignetsten sein. Wie der
arabische Onyr durch Honig und Schwefelsäure schwarz und weiß wird, so
kann man den ungestreiften durch bloße Salzsäure schön Citronengelb
machen. Besonders gelingt das Blaufärben vom reinsten Sapphirblau
bis zu allen Schattirungen des Türkis hinab. Dadurch haben die Schleife-
reien zu Oberstein und Idar im Oldenburgischen Fürstenthum Birkenfeld,
wo längs des Flüßchens Idar mehr als 100 Achatmühlen stehen, jede mit
4--5 Rädern, ein Rad schon eine Familie nährend, großen Aufschwung
bekommen. Eine der merkwürdigsten Industrien Deutschlands. Alles
was zur Familie des Quarzes gehört: Bergkrystall, Amethyst, Achat,
Jaspis etc., wird hier geschliffen, polirt, gefärbt, und durch Handelsleute
über die ganze Erde verbreitet. Besonders bildet die Schweiz einen wichti-
gen Markt: in den ärmlichsten Sennhütten (Col de Balm etc.) findet
man davon reiche Niederlagen, die von unwissenden Lustreisenden als
Produkte des Chamounithales und Berner Oberlandes fleißig ausgekauft
werden. Die allein zu Cameen brauchbaren Onyxe, womit das Alter-
thum so ungeheuren Luxus trieb, und wovon uns so herrliche Ueberbleibsel
überliefert sind, wurden früher blos in einem fast pechsteinartigen Ge-

I. Cl. 1ſte Fam.: Enhydros, Färbung der Chalcedone.
dem Buntenſandſtein des Schwarzwaldes vor (Schramberg, Alpirsbach).
Cacholong (der Name ſoll mongoliſcher Abſtammung ſein, Cacholonius
Wallerius Miner.
272) heißt der veränderte, welcher ſchichtenweis ganz
matt wie Steinmark wird. Es iſt Folge von Verwitterung, denn Fuchs
(Pogg. Ann. 31. 577) hat gezeigt, daß geſtreifter Chalcedon durch Kali-
lauge ähnliche matte Schichten bekomme. Faröer Inſeln, Hüttenberg auf
verwittertem Spatheiſenſtein. Sie kleben an der Zunge. Schröter Ein-
leitung Geſchichte der Steine I. 304.

Enhydros Plinius 37. 73 semper rotunditatis absolutae in can-
dore est laevis, sed ad motum fluctuat intus in ea veluti in ovis liquor.

Hier ſind ohne Zweifel die kleinen Nußgroßen grauweißen Chalcedon-
kugeln von Monte Berico im Vicentiniſchen verſtanden, deren innere Höhle
mit Flüſſigkeit erfüllt iſt, die durch die Wände durchſcheint. Solche Flüſ-
ſigkeit kommt zwar auch in den größern hohlen Achatkugeln vor, allein
ſie kann wegen der Undurchſichtigkeit der Wände darin äußerlich nicht ſicht-
bar gemacht werden.

Künſtliche Färbung der Chalcedone. Dieſe Kunſt ſcheint
uralt zu ſein (Nöggerath, Leonhardts Jahrb. 1847. 473). Plinius 37.
54 ſagt von einem Achat in ollam plenam olei conjectu cum pigmentis
intra duas horas subfervefacta unum colorem ex omnibus faciat mini.

Noch auffallender lib. 37. 74 Cochlides (ohne Zweifel Achatkugeln) . . . .
fiunt verius quam nascuntur, in Arabia repertis ingentibus glaebis, quas
melle excoqui tradunt septenis diebus noctibusque sine intermissione.

Dabei kämen dann ſo viel Zufälligkeiten zum Vorſchein, daß man ſie Na-
turſpiel (physes) hieße, weil man nicht allen Namen geben könne. In
Italien mag ſich dieſe Kunſt durch Tradition forterhalten haben, denn
früher kamen die ſogenannten „Romaner“ nach Oberſtein und kauften
die geſtreiften ungefärbten aber zugeſchnittenen Steine auf, um ihnen in
Rom erſt die gehörige Färbung zu geben, bis endlich vor etwa 25—30
Jahren ein Achathändler von Idar hinter das Geheimniß kam. Die
matten, welche zum Theil die Feuchtigkeit ſo ſtark aufſaugen, daß ſie
etwas an feuchter Lippe kleben, ſollen am geeignetſten ſein. Wie der
arabiſche Onyr durch Honig und Schwefelſäure ſchwarz und weiß wird, ſo
kann man den ungeſtreiften durch bloße Salzſäure ſchön Citronengelb
machen. Beſonders gelingt das Blaufärben vom reinſten Sapphirblau
bis zu allen Schattirungen des Türkis hinab. Dadurch haben die Schleife-
reien zu Oberſtein und Idar im Oldenburgiſchen Fürſtenthum Birkenfeld,
wo längs des Flüßchens Idar mehr als 100 Achatmühlen ſtehen, jede mit
4—5 Rädern, ein Rad ſchon eine Familie nährend, großen Aufſchwung
bekommen. Eine der merkwürdigſten Induſtrien Deutſchlands. Alles
was zur Familie des Quarzes gehört: Bergkryſtall, Amethyſt, Achat,
Jaſpis ꝛc., wird hier geſchliffen, polirt, gefärbt, und durch Handelsleute
über die ganze Erde verbreitet. Beſonders bildet die Schweiz einen wichti-
gen Markt: in den ärmlichſten Sennhütten (Col de Balm ꝛc.) findet
man davon reiche Niederlagen, die von unwiſſenden Luſtreiſenden als
Produkte des Chamounithales und Berner Oberlandes fleißig ausgekauft
werden. Die allein zu Cameen brauchbaren Onyxe, womit das Alter-
thum ſo ungeheuren Luxus trieb, und wovon uns ſo herrliche Ueberbleibſel
überliefert ſind, wurden früher blos in einem faſt pechſteinartigen Ge-

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[174/0186] I. Cl. 1ſte Fam.: Enhydros, Färbung der Chalcedone. dem Buntenſandſtein des Schwarzwaldes vor (Schramberg, Alpirsbach). Cacholong (der Name ſoll mongoliſcher Abſtammung ſein, Cacholonius Wallerius Miner. 272) heißt der veränderte, welcher ſchichtenweis ganz matt wie Steinmark wird. Es iſt Folge von Verwitterung, denn Fuchs (Pogg. Ann. 31. 577) hat gezeigt, daß geſtreifter Chalcedon durch Kali- lauge ähnliche matte Schichten bekomme. Faröer Inſeln, Hüttenberg auf verwittertem Spatheiſenſtein. Sie kleben an der Zunge. Schröter Ein- leitung Geſchichte der Steine I. 304. Enhydros Plinius 37. 73 semper rotunditatis absolutae in can- dore est laevis, sed ad motum fluctuat intus in ea veluti in ovis liquor. Hier ſind ohne Zweifel die kleinen Nußgroßen grauweißen Chalcedon- kugeln von Monte Berico im Vicentiniſchen verſtanden, deren innere Höhle mit Flüſſigkeit erfüllt iſt, die durch die Wände durchſcheint. Solche Flüſ- ſigkeit kommt zwar auch in den größern hohlen Achatkugeln vor, allein ſie kann wegen der Undurchſichtigkeit der Wände darin äußerlich nicht ſicht- bar gemacht werden. Künſtliche Färbung der Chalcedone. Dieſe Kunſt ſcheint uralt zu ſein (Nöggerath, Leonhardts Jahrb. 1847. 473). Plinius 37. 54 ſagt von einem Achat in ollam plenam olei conjectu cum pigmentis intra duas horas subfervefacta unum colorem ex omnibus faciat mini. Noch auffallender lib. 37. 74 Cochlides (ohne Zweifel Achatkugeln) . . . . fiunt verius quam nascuntur, in Arabia repertis ingentibus glaebis, quas melle excoqui tradunt septenis diebus noctibusque sine intermissione. Dabei kämen dann ſo viel Zufälligkeiten zum Vorſchein, daß man ſie Na- turſpiel (physes) hieße, weil man nicht allen Namen geben könne. In Italien mag ſich dieſe Kunſt durch Tradition forterhalten haben, denn früher kamen die ſogenannten „Romaner“ nach Oberſtein und kauften die geſtreiften ungefärbten aber zugeſchnittenen Steine auf, um ihnen in Rom erſt die gehörige Färbung zu geben, bis endlich vor etwa 25—30 Jahren ein Achathändler von Idar hinter das Geheimniß kam. Die matten, welche zum Theil die Feuchtigkeit ſo ſtark aufſaugen, daß ſie etwas an feuchter Lippe kleben, ſollen am geeignetſten ſein. Wie der arabiſche Onyr durch Honig und Schwefelſäure ſchwarz und weiß wird, ſo kann man den ungeſtreiften durch bloße Salzſäure ſchön Citronengelb machen. Beſonders gelingt das Blaufärben vom reinſten Sapphirblau bis zu allen Schattirungen des Türkis hinab. Dadurch haben die Schleife- reien zu Oberſtein und Idar im Oldenburgiſchen Fürſtenthum Birkenfeld, wo längs des Flüßchens Idar mehr als 100 Achatmühlen ſtehen, jede mit 4—5 Rädern, ein Rad ſchon eine Familie nährend, großen Aufſchwung bekommen. Eine der merkwürdigſten Induſtrien Deutſchlands. Alles was zur Familie des Quarzes gehört: Bergkryſtall, Amethyſt, Achat, Jaſpis ꝛc., wird hier geſchliffen, polirt, gefärbt, und durch Handelsleute über die ganze Erde verbreitet. Beſonders bildet die Schweiz einen wichti- gen Markt: in den ärmlichſten Sennhütten (Col de Balm ꝛc.) findet man davon reiche Niederlagen, die von unwiſſenden Luſtreiſenden als Produkte des Chamounithales und Berner Oberlandes fleißig ausgekauft werden. Die allein zu Cameen brauchbaren Onyxe, womit das Alter- thum ſo ungeheuren Luxus trieb, und wovon uns ſo herrliche Ueberbleibſel überliefert ſind, wurden früher blos in einem faſt pechſteinartigen Ge-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/186>, abgerufen am 24.11.2024.