Eine auffallende Thatsache, daß zwei so gleichsehende Substanzen doch chemisch in dem Maaße bedeutend abweichen können!
Der Talk kommt in schiefrigen Gesteinen der Hochalpen vor, blättert sich krummflächig, oder geht ins Schuppigblättrige und Dichte über. Im- mer fühlen sich jedoch die Stücke außerordentlich fettig an, so daß man das zu Mehl geriebene Material zum Schmieren von Holzmaschinen, Glätten des Leders etc. anwenden kann. Besonders wohlthuend wirkt dieser erdige Talk auf die Haut, er dient daher zur Schminke, früher als Nerven- stärkungsmittel. Sobald jedoch die kieselsaure Magnesia zu größern Ge- birgsstücken sich anhäuft, nennt man sie zwar auch noch Talkschiefer, die in den Alpen durch eingesprengten Strahlstein, Asbest, Cyanit, Stauro- lith etc. sich so auszeichnen, allein diese sind dann nicht mehr rein, und es bleibt gewagt, wenn man solchen Sachen chemische Formeln gibt: wie Damourit das Muttergestein des Cyanits zu Morbihan oder Paragonit das des Cyanits vom St. Gotthardt. Oft kann man nicht entscheiden, ob man die Sache zum Chlorit oder Talk stellen soll, ein solches Gestein ist der berühmte
Topfstein, lapis Comensis Plinius 44 cavatur tornaturque in vasa coquendis cibis utilia, quod et in Comensi Italiae lapide viridi acci- dere scimus. Plinius spielt hier vielleicht auf die Stadt Plurs nörd- lich vom Comersee an, die aus den Erträgen ihrer Topfsteinbrüche alljähr- lich 60,000 Dukaten einnahm. 1618 stürzte der unterwühlte Berg ein und begrub die Stadt mit Mann und Maus. Der feinkörnige Stein ist grünlich, mit grauem Strich, aber wegen seiner Milde nicht Politur- fähig. Wird zu feuerfesten Töpfen gedreht. Im Wallis heißt er Gilt- stein, der sich besonders zu Platten eignet.
Agalmatolith (Bildstein) Klaproth Beiträge II.184 wegen seines fetten Anfühlens chinesischer Speckstein genannt. Er hat einen feinsplitt- rigen Bruch, und ist härter als Talk. Klaproth unterscheidet einen grün- lichen an den Kanten stark durchscheinenden mit 54,5 Si, 34 Al, 6,2 K, 4 H, das würde ihn also trotz seiner Serpentinartigen Beschaffenheit ganz vom Talkgeschlecht entfernen. Der andere ist röthlich, und so stark fettig, daß der Mangel an Talkerde sehr auffällt. Allein es sind Gebirgsarten, und ohnehin läuft in den Sammlungen vieles unter dem Namen Bild- stein, was ächte Talke sind. Die Chinesen verfertigen besonders Götzen- bilder daraus. Umgekehrt verhält es sich mit dem
Meerschaum (vielleicht aus dem Natolischen Wort Myrsen ent- standen), eine magere fast erdige Mg Si + H, die aber in engster Be- ziehung mit Magnesit steht: Verwitterungsprodukte, die Formeln wider- streiten. Er hängt an feuchter Lippe, ist schwer zersprengbar, aber nicht hart und schwimmend leicht, so lange sich die Poren nicht mit Wasser ge- füllt haben. Griechenland und Kleinasien das Hauptvaterland. Die be- rühmten Samischen Gefäße der Römer scheinen schon aus ihm gemacht zu sein. Diese Kunst setzte sich sodann auf die Türken fort, besonders in Beziehung auf die Pfeifenköpfe. Zu dem Ende wird die Masse ge- stoßen, und mit Wasser digerirt läßt man sie in Gruben gähren. Sie kann dann geformt werden. Damit sie aber beim Anrauchen Farbe be-
I. Cl. 3te Fam.: Topfſtein, Meerſchaum.
Eine auffallende Thatſache, daß zwei ſo gleichſehende Subſtanzen doch chemiſch in dem Maaße bedeutend abweichen können!
Der Talk kommt in ſchiefrigen Geſteinen der Hochalpen vor, blättert ſich krummflächig, oder geht ins Schuppigblättrige und Dichte über. Im- mer fühlen ſich jedoch die Stücke außerordentlich fettig an, ſo daß man das zu Mehl geriebene Material zum Schmieren von Holzmaſchinen, Glätten des Leders ꝛc. anwenden kann. Beſonders wohlthuend wirkt dieſer erdige Talk auf die Haut, er dient daher zur Schminke, früher als Nerven- ſtärkungsmittel. Sobald jedoch die kieſelſaure Magneſia zu größern Ge- birgsſtücken ſich anhäuft, nennt man ſie zwar auch noch Talkſchiefer, die in den Alpen durch eingeſprengten Strahlſtein, Asbeſt, Cyanit, Stauro- lith ꝛc. ſich ſo auszeichnen, allein dieſe ſind dann nicht mehr rein, und es bleibt gewagt, wenn man ſolchen Sachen chemiſche Formeln gibt: wie Damourit das Muttergeſtein des Cyanits zu Morbihan oder Paragonit das des Cyanits vom St. Gotthardt. Oft kann man nicht entſcheiden, ob man die Sache zum Chlorit oder Talk ſtellen ſoll, ein ſolches Geſtein iſt der berühmte
Topfſtein, lapis Comensis Plinius 44 cavatur tornaturque in vasa coquendis cibis utilia, quod et in Comensi Italiae lapide viridi acci- dere scimus. Plinius ſpielt hier vielleicht auf die Stadt Plurs nörd- lich vom Comerſee an, die aus den Erträgen ihrer Topfſteinbrüche alljähr- lich 60,000 Dukaten einnahm. 1618 ſtürzte der unterwühlte Berg ein und begrub die Stadt mit Mann und Maus. Der feinkörnige Stein iſt grünlich, mit grauem Strich, aber wegen ſeiner Milde nicht Politur- fähig. Wird zu feuerfeſten Töpfen gedreht. Im Wallis heißt er Gilt- ſtein, der ſich beſonders zu Platten eignet.
Agalmatolith (Bildſtein) Klaproth Beiträge II.184 wegen ſeines fetten Anfühlens chineſiſcher Speckſtein genannt. Er hat einen feinſplitt- rigen Bruch, und iſt härter als Talk. Klaproth unterſcheidet einen grün- lichen an den Kanten ſtark durchſcheinenden mit 54,5 S⃛i, 34 A̶⃛l, 6,2 K̇, 4 Ḣ̶, das würde ihn alſo trotz ſeiner Serpentinartigen Beſchaffenheit ganz vom Talkgeſchlecht entfernen. Der andere iſt röthlich, und ſo ſtark fettig, daß der Mangel an Talkerde ſehr auffällt. Allein es ſind Gebirgsarten, und ohnehin läuft in den Sammlungen vieles unter dem Namen Bild- ſtein, was ächte Talke ſind. Die Chineſen verfertigen beſonders Götzen- bilder daraus. Umgekehrt verhält es ſich mit dem
Meerſchaum (vielleicht aus dem Natoliſchen Wort Myrſen ent- ſtanden), eine magere faſt erdige Ṁg S⃛i + Ḣ̶, die aber in engſter Be- ziehung mit Magneſit ſteht: Verwitterungsprodukte, die Formeln wider- ſtreiten. Er hängt an feuchter Lippe, iſt ſchwer zerſprengbar, aber nicht hart und ſchwimmend leicht, ſo lange ſich die Poren nicht mit Waſſer ge- füllt haben. Griechenland und Kleinaſien das Hauptvaterland. Die be- rühmten Samiſchen Gefäße der Römer ſcheinen ſchon aus ihm gemacht zu ſein. Dieſe Kunſt ſetzte ſich ſodann auf die Türken fort, beſonders in Beziehung auf die Pfeifenköpfe. Zu dem Ende wird die Maſſe ge- ſtoßen, und mit Waſſer digerirt läßt man ſie in Gruben gähren. Sie kann dann geformt werden. Damit ſie aber beim Anrauchen Farbe be-
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I. Cl. 3te Fam.: Topfſtein, Meerſchaum.
Eine auffallende Thatſache, daß zwei ſo gleichſehende Subſtanzen
doch chemiſch in dem Maaße bedeutend abweichen können!
Der Talk kommt in ſchiefrigen Geſteinen der Hochalpen vor, blättert
ſich krummflächig, oder geht ins Schuppigblättrige und Dichte über. Im-
mer fühlen ſich jedoch die Stücke außerordentlich fettig an, ſo daß man
das zu Mehl geriebene Material zum Schmieren von Holzmaſchinen,
Glätten des Leders ꝛc. anwenden kann. Beſonders wohlthuend wirkt dieſer
erdige Talk auf die Haut, er dient daher zur Schminke, früher als Nerven-
ſtärkungsmittel. Sobald jedoch die kieſelſaure Magneſia zu größern Ge-
birgsſtücken ſich anhäuft, nennt man ſie zwar auch noch Talkſchiefer, die
in den Alpen durch eingeſprengten Strahlſtein, Asbeſt, Cyanit, Stauro-
lith ꝛc. ſich ſo auszeichnen, allein dieſe ſind dann nicht mehr rein, und es
bleibt gewagt, wenn man ſolchen Sachen chemiſche Formeln gibt: wie
Damourit das Muttergeſtein des Cyanits zu Morbihan oder Paragonit
das des Cyanits vom St. Gotthardt. Oft kann man nicht entſcheiden,
ob man die Sache zum Chlorit oder Talk ſtellen ſoll, ein ſolches Geſtein
iſt der berühmte
Topfſtein, lapis Comensis Plinius 44 cavatur tornaturque in
vasa coquendis cibis utilia, quod et in Comensi Italiae lapide viridi acci-
dere scimus. Plinius ſpielt hier vielleicht auf die Stadt Plurs nörd-
lich vom Comerſee an, die aus den Erträgen ihrer Topfſteinbrüche alljähr-
lich 60,000 Dukaten einnahm. 1618 ſtürzte der unterwühlte Berg ein
und begrub die Stadt mit Mann und Maus. Der feinkörnige Stein
iſt grünlich, mit grauem Strich, aber wegen ſeiner Milde nicht Politur-
fähig. Wird zu feuerfeſten Töpfen gedreht. Im Wallis heißt er Gilt-
ſtein, der ſich beſonders zu Platten eignet.
Agalmatolith (Bildſtein) Klaproth Beiträge II. 184 wegen ſeines
fetten Anfühlens chineſiſcher Speckſtein genannt. Er hat einen feinſplitt-
rigen Bruch, und iſt härter als Talk. Klaproth unterſcheidet einen grün-
lichen an den Kanten ſtark durchſcheinenden mit 54,5 S⃛i, 34 A̶⃛l, 6,2 K̇,
4 Ḣ̶, das würde ihn alſo trotz ſeiner Serpentinartigen Beſchaffenheit ganz
vom Talkgeſchlecht entfernen. Der andere iſt röthlich, und ſo ſtark fettig,
daß der Mangel an Talkerde ſehr auffällt. Allein es ſind Gebirgsarten,
und ohnehin läuft in den Sammlungen vieles unter dem Namen Bild-
ſtein, was ächte Talke ſind. Die Chineſen verfertigen beſonders Götzen-
bilder daraus. Umgekehrt verhält es ſich mit dem
Meerſchaum (vielleicht aus dem Natoliſchen Wort Myrſen ent-
ſtanden), eine magere faſt erdige Ṁg S⃛i + Ḣ̶, die aber in engſter Be-
ziehung mit Magneſit ſteht: Verwitterungsprodukte, die Formeln wider-
ſtreiten. Er hängt an feuchter Lippe, iſt ſchwer zerſprengbar, aber nicht
hart und ſchwimmend leicht, ſo lange ſich die Poren nicht mit Waſſer ge-
füllt haben. Griechenland und Kleinaſien das Hauptvaterland. Die be-
rühmten Samiſchen Gefäße der Römer ſcheinen ſchon aus ihm gemacht
zu ſein. Dieſe Kunſt ſetzte ſich ſodann auf die Türken fort, beſonders
in Beziehung auf die Pfeifenköpfe. Zu dem Ende wird die Maſſe ge-
ſtoßen, und mit Waſſer digerirt läßt man ſie in Gruben gähren. Sie
kann dann geformt werden. Damit ſie aber beim Anrauchen Farbe be-
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/214>, abgerufen am 21.11.2024.
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