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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 6te Fam.: Chrysoberyll.
zwei anstoßende Flächen o/o' nicht genau ein-
spiegeln, sondern einen Winkel 179° 31' bilden,
ebenso knickt sich die Seitenkante des Dihexae-
ders um 179° 18' heraus, was aber das
Auge bei der Rauhigkeit der Flächen nicht
wahrnehmen soll (G. Rose Reise Ural II. 379).
Die optischen Axen liegen in T = b : infinitya : infinityc,
und machen mit der Hauptaxe c einen Winkel
von 14°. Ueber den Trichroismus siehe Pogg.
Ann. 77. 228).

[Abbildung]

Härte 8--9, folgt auf Korund, Gew. 3,7. Strahlenbrechung 1,76.

Be Al3 mit 78 Al, 18 Be, 4,5 Fe. Ebenfalls gänzliche Abwesenheit
von Kieselerde. Be scheint nach H. Rose (Pogg. Ann. 1848. Bd. 74, 433)
mit Al isomorph zu sein, denn setzt man Kohlensaure Beryllerde dem
Feuer des Porzellanofens aus, so bildet sich eine zerdrückbare Masse, die
unter dem Mikroskop aus kleinen regulären sechsseitigen Säulen besteht,
und Ebelmen (Compt. rend. 1851. XIX. 712 und XX. 526) hat sie sogar
in Dihexaedern mit Säule und Gradendfläche dargestellt, indem er Kiesel-
saure Beryllerde längere Zeit mit kohlensaurem Kali schmolz. Die Seiten-
kanten der Dihexaeder maßen 122° 44' (beim Korund 122° 22'). Schmilzt
man dagegen Thonerde und Beryllerde mit Borsäure, so kommt zwei-
gliedriger Chrysoberyll sowohl einfach als in Zwillingen. Darnach wären
also die Erden isomorph und dimorph. Da die Beryllerde mit Pulver
von Kohlensaurem Baryt in der Kälte nicht gefällt wird, so wollte man
sie eine Zeit lang für eine einatomige Basis (Be) ansehen. Sie löst
sich in kalter concentrirter Kalilauge, wie die Thonerde, scheidet sich aber
in verdünnter durch Kochen aus, wodurch man sie von der Al trennt.

a) Spargelgrüner (bis Olivengrüner) als Geschiebe von Ceylon
und Brasilien längst bekannt. Viele darunter zeigen ein bläuliches, wo-
gendes Licht, besonders wenn man von der Axe b nach c hinauf sieht.
Brewster fand auf Quadratzoll 30,000 feine Höhlungen, die wohl die
Ursache sein könnten. Später fand er sich zu Haddam in Connecticut
im Urgebirge eingesprengt, und sehr schön auch zu Marschendorf in Mähren
mit Faserkiesel und Granat in einem Gneusartigen Granit.

b) Grasgrüner (bis Smaragdgrüner), am Tage der Volljährigkeit
des russischen Thronfolgers in den Smaragdgruben an der Takowaja 180
Werste östlich Katharinenburg gefunden, und da er auch die beiden militäri-
schen Hauptfarben des russischen Reichs roth und grün zeigt, Alexan-
drit
genannt. Stets in Drillingen bis zu 2 Zoll Durchmesser. Durch-
scheinend, aber wegen der vielen Sprünge nicht zum Schleifen geeignet.
Einem geringen Gehalt von 0,36 Cr verdankt er seine grüne am Tage
sehr gefällige Farbe, beim Lichte Abends sieht er dagegen dunkelroth wie
Pyrop aus, besonders wenn man parallel der Axe a durchsieht. Das
Mineral läßt nämlich nur rothe und grüne Lichtstrahlen durch, die senk-
recht auf einander polarisirt sind. Im Tageslicht mischen sich die Farben,
und das Grün bleibt überwiegend. Gegen die Flamme oder die unter-
gehende Sonne gehalten, worin die rothen Strahlen vorherrschen, über-
wiegt dagegen das Roth.


I. Cl. 6te Fam.: Chryſoberyll.
zwei anſtoßende Flächen o/o' nicht genau ein-
ſpiegeln, ſondern einen Winkel 179° 31′ bilden,
ebenſo knickt ſich die Seitenkante des Dihexae-
ders um 179° 18′ heraus, was aber das
Auge bei der Rauhigkeit der Flächen nicht
wahrnehmen ſoll (G. Roſe Reiſe Ural II. 379).
Die optiſchen Axen liegen in T = b : ∞a : ∞c,
und machen mit der Hauptaxe c einen Winkel
von 14°. Ueber den Trichroismus ſiehe Pogg.
Ann. 77. 228).

[Abbildung]

Härte 8—9, folgt auf Korund, Gew. 3,7. Strahlenbrechung 1,76.

B̶⃛e A̶⃛l3 mit 78 A̶⃛l, 18 B̶⃛e, 4,5 F̶⃛e. Ebenfalls gänzliche Abweſenheit
von Kieſelerde. B̶⃛e ſcheint nach H. Roſe (Pogg. Ann. 1848. Bd. 74, 433)
mit A̶⃛l iſomorph zu ſein, denn ſetzt man Kohlenſaure Beryllerde dem
Feuer des Porzellanofens aus, ſo bildet ſich eine zerdrückbare Maſſe, die
unter dem Mikroſkop aus kleinen regulären ſechsſeitigen Säulen beſteht,
und Ebelmen (Compt. rend. 1851. XIX. 712 und XX. 526) hat ſie ſogar
in Dihexaedern mit Säule und Gradendfläche dargeſtellt, indem er Kieſel-
ſaure Beryllerde längere Zeit mit kohlenſaurem Kali ſchmolz. Die Seiten-
kanten der Dihexaeder maßen 122° 44′ (beim Korund 122° 22′). Schmilzt
man dagegen Thonerde und Beryllerde mit Borſäure, ſo kommt zwei-
gliedriger Chryſoberyll ſowohl einfach als in Zwillingen. Darnach wären
alſo die Erden iſomorph und dimorph. Da die Beryllerde mit Pulver
von Kohlenſaurem Baryt in der Kälte nicht gefällt wird, ſo wollte man
ſie eine Zeit lang für eine einatomige Baſis (Ḃe) anſehen. Sie löst
ſich in kalter concentrirter Kalilauge, wie die Thonerde, ſcheidet ſich aber
in verdünnter durch Kochen aus, wodurch man ſie von der A̶⃛l trennt.

a) Spargelgrüner (bis Olivengrüner) als Geſchiebe von Ceylon
und Braſilien längſt bekannt. Viele darunter zeigen ein bläuliches, wo-
gendes Licht, beſonders wenn man von der Axe b nach c hinauf ſieht.
Brewſter fand auf Quadratzoll 30,000 feine Höhlungen, die wohl die
Urſache ſein könnten. Später fand er ſich zu Haddam in Connecticut
im Urgebirge eingeſprengt, und ſehr ſchön auch zu Marſchendorf in Mähren
mit Faſerkieſel und Granat in einem Gneusartigen Granit.

b) Grasgrüner (bis Smaragdgrüner), am Tage der Volljährigkeit
des ruſſiſchen Thronfolgers in den Smaragdgruben an der Takowaja 180
Werſte öſtlich Katharinenburg gefunden, und da er auch die beiden militäri-
ſchen Hauptfarben des ruſſiſchen Reichs roth und grün zeigt, Alexan-
drit
genannt. Stets in Drillingen bis zu 2 Zoll Durchmeſſer. Durch-
ſcheinend, aber wegen der vielen Sprünge nicht zum Schleifen geeignet.
Einem geringen Gehalt von 0,36 C̶⃛r verdankt er ſeine grüne am Tage
ſehr gefällige Farbe, beim Lichte Abends ſieht er dagegen dunkelroth wie
Pyrop aus, beſonders wenn man parallel der Axe a durchſieht. Das
Mineral läßt nämlich nur rothe und grüne Lichtſtrahlen durch, die ſenk-
recht auf einander polariſirt ſind. Im Tageslicht miſchen ſich die Farben,
und das Grün bleibt überwiegend. Gegen die Flamme oder die unter-
gehende Sonne gehalten, worin die rothen Strahlen vorherrſchen, über-
wiegt dagegen das Roth.


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[253/0265] I. Cl. 6te Fam.: Chryſoberyll. zwei anſtoßende Flächen o/o' nicht genau ein- ſpiegeln, ſondern einen Winkel 179° 31′ bilden, ebenſo knickt ſich die Seitenkante des Dihexae- ders um 179° 18′ heraus, was aber das Auge bei der Rauhigkeit der Flächen nicht wahrnehmen ſoll (G. Roſe Reiſe Ural II. 379). Die optiſchen Axen liegen in T = b : ∞a : ∞c, und machen mit der Hauptaxe c einen Winkel von 14°. Ueber den Trichroismus ſiehe Pogg. Ann. 77. 228). [Abbildung] Härte 8—9, folgt auf Korund, Gew. 3,7. Strahlenbrechung 1,76. B̶⃛e A̶⃛l3 mit 78 A̶⃛l, 18 B̶⃛e, 4,5 F̶⃛e. Ebenfalls gänzliche Abweſenheit von Kieſelerde. B̶⃛e ſcheint nach H. Roſe (Pogg. Ann. 1848. Bd. 74, 433) mit A̶⃛l iſomorph zu ſein, denn ſetzt man Kohlenſaure Beryllerde dem Feuer des Porzellanofens aus, ſo bildet ſich eine zerdrückbare Maſſe, die unter dem Mikroſkop aus kleinen regulären ſechsſeitigen Säulen beſteht, und Ebelmen (Compt. rend. 1851. XIX. 712 und XX. 526) hat ſie ſogar in Dihexaedern mit Säule und Gradendfläche dargeſtellt, indem er Kieſel- ſaure Beryllerde längere Zeit mit kohlenſaurem Kali ſchmolz. Die Seiten- kanten der Dihexaeder maßen 122° 44′ (beim Korund 122° 22′). Schmilzt man dagegen Thonerde und Beryllerde mit Borſäure, ſo kommt zwei- gliedriger Chryſoberyll ſowohl einfach als in Zwillingen. Darnach wären alſo die Erden iſomorph und dimorph. Da die Beryllerde mit Pulver von Kohlenſaurem Baryt in der Kälte nicht gefällt wird, ſo wollte man ſie eine Zeit lang für eine einatomige Baſis (Ḃe) anſehen. Sie löst ſich in kalter concentrirter Kalilauge, wie die Thonerde, ſcheidet ſich aber in verdünnter durch Kochen aus, wodurch man ſie von der A̶⃛l trennt. a) Spargelgrüner (bis Olivengrüner) als Geſchiebe von Ceylon und Braſilien längſt bekannt. Viele darunter zeigen ein bläuliches, wo- gendes Licht, beſonders wenn man von der Axe b nach c hinauf ſieht. Brewſter fand auf [FORMEL] Quadratzoll 30,000 feine Höhlungen, die wohl die Urſache ſein könnten. Später fand er ſich zu Haddam in Connecticut im Urgebirge eingeſprengt, und ſehr ſchön auch zu Marſchendorf in Mähren mit Faſerkieſel und Granat in einem Gneusartigen Granit. b) Grasgrüner (bis Smaragdgrüner), am Tage der Volljährigkeit des ruſſiſchen Thronfolgers in den Smaragdgruben an der Takowaja 180 Werſte öſtlich Katharinenburg gefunden, und da er auch die beiden militäri- ſchen Hauptfarben des ruſſiſchen Reichs roth und grün zeigt, Alexan- drit genannt. Stets in Drillingen bis zu 2[FORMEL] Zoll Durchmeſſer. Durch- ſcheinend, aber wegen der vielen Sprünge nicht zum Schleifen geeignet. Einem geringen Gehalt von 0,36 C̶⃛r verdankt er ſeine grüne am Tage ſehr gefällige Farbe, beim Lichte Abends ſieht er dagegen dunkelroth wie Pyrop aus, beſonders wenn man parallel der Axe a durchſieht. Das Mineral läßt nämlich nur rothe und grüne Lichtſtrahlen durch, die ſenk- recht auf einander polariſirt ſind. Im Tageslicht miſchen ſich die Farben, und das Grün bleibt überwiegend. Gegen die Flamme oder die unter- gehende Sonne gehalten, worin die rothen Strahlen vorherrſchen, über- wiegt dagegen das Roth.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/265>, abgerufen am 22.11.2024.