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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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I. Cl. 6te Fam.: Edler Beryll.
schönsten Grün zum Vorschein kamen. Nun schienen die Worte des Pli-
nius hist. nat.
37, 17 wahr: nobilissimi Scythici ... nullis major auste-
ritas, nec minus vitii. Quantum zmaragdi a gemmis distant, tantum
Scythicus a ceteris zmaragdis.
In der Sammlung des Kaiserl. Bergkorps
findet sich ein Krystall von 8 Zoll Länge und 5 Zoll Dicke! Schmilzt
man ihn mit Feldspath zu einer Kugel, so wird diese beim Erkalten
schwach chromgrün, Beweis, daß sie mit Peruanischen übereinstimmen, die
wenigstens auch eine deutliche chromgrüne Perle zeigen. Es stimmt das
Uralische Vorkommen vollkommen mit jenem im Heubachthale des obern
Pinzgau im Salzburgischen, doch sind die Krystalle hier meist unrein
und klein.

Das Dichroskop zerlegt die Farbe deutlich in Smaragdgrün und
Meergrün, wodurch man sie leicht von gefärbten Gläsern unterscheidet
Auch ist die Farbe in den Säulen oftmals schichtenförmig parallel
der Gradendfläche so vertheilt, daß verschiedene Schichten weit
schöner gefärbt sind, als die übrigen Stücke, und die Farben gränzen
in scharfer Ebene ab. Der Werth hängt wesentlich mit von der
[Abbildung] Reinheit der Krystalle ab. Namentlich leiden sie sehr an Trübe und
Sprüngen.

2. Der edle Beryll, hauptsächlich von Meergrüner Farbe (daher
Aquamarin von den Steinschleifern genannt) verläuft einerseits stark ins
Blau, andererseits stark ins Gelb. Pallas machte besonders auf die
prachtvollen Krystallsäulen des Gebirges Adontschelon bei Nertschinsk an
der chinesisch-russischen Gränze aufmerksam, von woher ihn vielleicht schon
die Alten über Bactrien bezogen. Außerdem kommen klare Krystalle noch
an mehreren andern Stellen des Urals, namentlich auch bei Mursinsk
mit Topas, vor. Sie sitzen nicht selten mitten im schwarzen Bergkrystall,
im Wolfram etc., und werden in Katharinenburg vielfach verschliffen.
Die Gemmen sind gewöhnlich länglich, indem man von der größern Aus-
dehnung der Säule profitirt. Bereits viel gemeiner als Topas. In
Brasilien hat man eine durchsichtige Säule von 15 Lb Schwere gefunden.
Dufrenoy rühmt besonders die Grube Cangayum, im Distrikt Coimbatoor
von Ostindien. Ein geschliffener Stein von 184 Grammen habe 12,500
Franken gekostet, lasse aber in Beziehung auf Klarheit nichts zu wünschen
über. Allerdings muß man oft ihre große Politurfähigkeit bewundern.
Die stärker gefärbten wirken auch sichtlich auf das Dichroskop, und man
kann mittelst desselben die Richtung der Hauptaxe selbst an geschliffenen
Steinen noch bestimmen.

3. Gemeiner Beryll, zwar noch krystallisirt in einfachen Säulen
mit Gradendfläche, aber vollkommen trüb, von schmutziger Farbe und
häufig sehr spröde. In Deutschland sind besonders die grauen und öl-
grünen Säulen im Quarz von Rabenstein bei Bodenmais bekannt, die
schon Flurl beschreibt. Aehnlich zu Langenbielau in Schlesien. Zu Limoges
in Centralfrankreich sind armdicke Krystalle, man benutzt sie vorzugsweise
zur Darstellung der Beryllerde, ihre Streifung läßt sie leicht mit Pyknit
verwechseln. Zu Ponferada in Gallicien sollen sie so kolossal sein, daß man
die Krystalle wie Basaltsäulen zu Thürpfosten benutze, ja in den Granit-
adern von Grafton (N. Hampshire) finden sich Säulen mit Dihexaeder-
enden von 6' Länge, reichlich 1' Dicke und gegen 3000 Lb Schwere!


I. Cl. 6te Fam.: Edler Beryll.
ſchönſten Grün zum Vorſchein kamen. Nun ſchienen die Worte des Pli-
nius hist. nat.
37, 17 wahr: nobilissimi Scythici … nullis major auste-
ritas, nec minus vitii. Quantum zmaragdi a gemmis distant, tantum
Scythicus a ceteris zmaragdis.
In der Sammlung des Kaiſerl. Bergkorps
findet ſich ein Kryſtall von 8 Zoll Länge und 5 Zoll Dicke! Schmilzt
man ihn mit Feldſpath zu einer Kugel, ſo wird dieſe beim Erkalten
ſchwach chromgrün, Beweis, daß ſie mit Peruaniſchen übereinſtimmen, die
wenigſtens auch eine deutliche chromgrüne Perle zeigen. Es ſtimmt das
Uraliſche Vorkommen vollkommen mit jenem im Heubachthale des obern
Pinzgau im Salzburgiſchen, doch ſind die Kryſtalle hier meiſt unrein
und klein.

Das Dichroſkop zerlegt die Farbe deutlich in Smaragdgrün und
Meergrün, wodurch man ſie leicht von gefärbten Gläſern unterſcheidet
Auch iſt die Farbe in den Säulen oftmals ſchichtenförmig parallel
der Gradendfläche ſo vertheilt, daß verſchiedene Schichten weit
ſchöner gefärbt ſind, als die übrigen Stücke, und die Farben gränzen
in ſcharfer Ebene ab. Der Werth hängt weſentlich mit von der
[Abbildung] Reinheit der Kryſtalle ab. Namentlich leiden ſie ſehr an Trübe und
Sprüngen.

2. Der edle Beryll, hauptſächlich von Meergrüner Farbe (daher
Aquamarin von den Steinſchleifern genannt) verläuft einerſeits ſtark ins
Blau, andererſeits ſtark ins Gelb. Pallas machte beſonders auf die
prachtvollen Kryſtallſäulen des Gebirges Adontſchelon bei Nertſchinsk an
der chineſiſch-ruſſiſchen Gränze aufmerkſam, von woher ihn vielleicht ſchon
die Alten über Bactrien bezogen. Außerdem kommen klare Kryſtalle noch
an mehreren andern Stellen des Urals, namentlich auch bei Murſinsk
mit Topas, vor. Sie ſitzen nicht ſelten mitten im ſchwarzen Bergkryſtall,
im Wolfram ꝛc., und werden in Katharinenburg vielfach verſchliffen.
Die Gemmen ſind gewöhnlich länglich, indem man von der größern Aus-
dehnung der Säule profitirt. Bereits viel gemeiner als Topas. In
Braſilien hat man eine durchſichtige Säule von 15 ℔ Schwere gefunden.
Dufrénoy rühmt beſonders die Grube Cangayum, im Diſtrikt Coimbatoor
von Oſtindien. Ein geſchliffener Stein von 184 Grammen habe 12,500
Franken gekoſtet, laſſe aber in Beziehung auf Klarheit nichts zu wünſchen
über. Allerdings muß man oft ihre große Politurfähigkeit bewundern.
Die ſtärker gefärbten wirken auch ſichtlich auf das Dichroſkop, und man
kann mittelſt deſſelben die Richtung der Hauptaxe ſelbſt an geſchliffenen
Steinen noch beſtimmen.

3. Gemeiner Beryll, zwar noch kryſtalliſirt in einfachen Säulen
mit Gradendfläche, aber vollkommen trüb, von ſchmutziger Farbe und
häufig ſehr ſpröde. In Deutſchland ſind beſonders die grauen und öl-
grünen Säulen im Quarz von Rabenſtein bei Bodenmais bekannt, die
ſchon Flurl beſchreibt. Aehnlich zu Langenbielau in Schleſien. Zu Limoges
in Centralfrankreich ſind armdicke Kryſtalle, man benutzt ſie vorzugsweiſe
zur Darſtellung der Beryllerde, ihre Streifung läßt ſie leicht mit Pyknit
verwechſeln. Zu Ponferada in Gallicien ſollen ſie ſo koloſſal ſein, daß man
die Kryſtalle wie Baſaltſäulen zu Thürpfoſten benutze, ja in den Granit-
adern von Grafton (N. Hampſhire) finden ſich Säulen mit Dihexaeder-
enden von 6′ Länge, reichlich 1′ Dicke und gegen 3000 ℔ Schwere!


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[263/0275] I. Cl. 6te Fam.: Edler Beryll. ſchönſten Grün zum Vorſchein kamen. Nun ſchienen die Worte des Pli- nius hist. nat. 37, 17 wahr: nobilissimi Scythici … nullis major auste- ritas, nec minus vitii. Quantum zmaragdi a gemmis distant, tantum Scythicus a ceteris zmaragdis. In der Sammlung des Kaiſerl. Bergkorps findet ſich ein Kryſtall von 8 Zoll Länge und 5 Zoll Dicke! Schmilzt man ihn mit Feldſpath zu einer Kugel, ſo wird dieſe beim Erkalten ſchwach chromgrün, Beweis, daß ſie mit Peruaniſchen übereinſtimmen, die wenigſtens auch eine deutliche chromgrüne Perle zeigen. Es ſtimmt das Uraliſche Vorkommen vollkommen mit jenem im Heubachthale des obern Pinzgau im Salzburgiſchen, doch ſind die Kryſtalle hier meiſt unrein und klein. Das Dichroſkop zerlegt die Farbe deutlich in Smaragdgrün und Meergrün, wodurch man ſie leicht von gefärbten Gläſern unterſcheidet Auch iſt die Farbe in den Säulen oftmals ſchichtenförmig parallel der Gradendfläche ſo vertheilt, daß verſchiedene Schichten weit ſchöner gefärbt ſind, als die übrigen Stücke, und die Farben gränzen in ſcharfer Ebene ab. Der Werth hängt weſentlich mit von der [Abbildung] Reinheit der Kryſtalle ab. Namentlich leiden ſie ſehr an Trübe und Sprüngen. 2. Der edle Beryll, hauptſächlich von Meergrüner Farbe (daher Aquamarin von den Steinſchleifern genannt) verläuft einerſeits ſtark ins Blau, andererſeits ſtark ins Gelb. Pallas machte beſonders auf die prachtvollen Kryſtallſäulen des Gebirges Adontſchelon bei Nertſchinsk an der chineſiſch-ruſſiſchen Gränze aufmerkſam, von woher ihn vielleicht ſchon die Alten über Bactrien bezogen. Außerdem kommen klare Kryſtalle noch an mehreren andern Stellen des Urals, namentlich auch bei Murſinsk mit Topas, vor. Sie ſitzen nicht ſelten mitten im ſchwarzen Bergkryſtall, im Wolfram ꝛc., und werden in Katharinenburg vielfach verſchliffen. Die Gemmen ſind gewöhnlich länglich, indem man von der größern Aus- dehnung der Säule profitirt. Bereits viel gemeiner als Topas. In Braſilien hat man eine durchſichtige Säule von 15 ℔ Schwere gefunden. Dufrénoy rühmt beſonders die Grube Cangayum, im Diſtrikt Coimbatoor von Oſtindien. Ein geſchliffener Stein von 184 Grammen habe 12,500 Franken gekoſtet, laſſe aber in Beziehung auf Klarheit nichts zu wünſchen über. Allerdings muß man oft ihre große Politurfähigkeit bewundern. Die ſtärker gefärbten wirken auch ſichtlich auf das Dichroſkop, und man kann mittelſt deſſelben die Richtung der Hauptaxe ſelbſt an geſchliffenen Steinen noch beſtimmen. 3. Gemeiner Beryll, zwar noch kryſtalliſirt in einfachen Säulen mit Gradendfläche, aber vollkommen trüb, von ſchmutziger Farbe und häufig ſehr ſpröde. In Deutſchland ſind beſonders die grauen und öl- grünen Säulen im Quarz von Rabenſtein bei Bodenmais bekannt, die ſchon Flurl beſchreibt. Aehnlich zu Langenbielau in Schleſien. Zu Limoges in Centralfrankreich ſind armdicke Kryſtalle, man benutzt ſie vorzugsweiſe zur Darſtellung der Beryllerde, ihre Streifung läßt ſie leicht mit Pyknit verwechſeln. Zu Ponferada in Gallicien ſollen ſie ſo koloſſal ſein, daß man die Kryſtalle wie Baſaltſäulen zu Thürpfoſten benutze, ja in den Granit- adern von Grafton (N. Hampſhire) finden ſich Säulen mit Dihexaeder- enden von 6′ Länge, reichlich 1′ Dicke und gegen 3000 ℔ Schwere!

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/275>, abgerufen am 22.11.2024.