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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Kalkspath.
Muschelkalk von Predazzo (Predazzit) im Fleimserthal enthält sogar
1/2 bis 1 Atom Mg H (Erdmann Journ. pr. Chem. 52. 346).

In den Mörteln spielt auch die Kieselerde und Talkerde noch eine
bedeutende Rolle, vor Allem ist hier der Wassermörtel der Römer
zu erwähnen, von dem schon Plinius hist. nat. 35. 47 sagt: Selbst die
reine Erde hat bemerkenswerthe Eigenschaften ...., quis enim satis
miretur pessimam ejus partem, ideoque pulverem appellatum in Puteolanis
collibus, opponi maris fluctibus: mersumque protinus fieri lapidem unum
inexpugnabilem undis, et fortiorem quotidie, utique si Cumano misceatur
caemento
? Das ist die berühmte Puzzolanerde von Puzzuoli bei Neapel
und der Traß des Brohlthales an der Eifel (den ebenfalls die Römer
schon fanden), welcher dem gelöschten Kalke hälftig beigemischt, eine Masse
erzeugt, die unter Wasser getaucht sogleich hart wird. Jetzt weiß man,
daß auch thonige und bittererdehaltige Kalksteine, wie sie im weißen Jura
der Alp, im untern Lias und Muschelkalke vorkommen, für sich gebrannt,
schon hydraulischen Kalk geben. Löst man die gebrannte Masse in Säure,
so scheidet sich die Kieselerde gallertartig aus, sie findet sich also wie bei
den Zeolithen in ihrer löslichen Modification darin, die Si mag daher beim
Zutritt des Wassers auf Ca und Mg wie bei der Zeolithbildung wirken.

Vorkommen. Der kohlensaure Kalk findet sich auf der Erdober-
fläche in ungeheuren Massen verbreitet. Er fehlt dem Urgebirge zwar
nicht, doch ist er hier nur sparsam, und mag auch ein Theil auf trockenem
Wege gebildet sein, was unter einem starken Drucke möglich ist, so ver-
dankt doch der Meiste dem Wasser seinen Ursprung. Das mit Kohlensäure
geschwängerte Wasser löst das Kalksalz, man sagt gewöhnlich, es sei als
doppelt kohlensaurer Kalk (Ca C2) im Wasser löslich. Wenn nun die
Wasser verdunsten oder unter geringerem Druck ihre C abgeben müssen,
so scheidet sich der Ca C wieder aus. Auf diese Weise haben sich Kry-
stalle in den verschiedensten Spalten und hohlen Räumen der Gesteine
erzeugt. Besonders häufig aber in den Kalkgebirgen. Namentlich gern
krystallisirt er, wenn die Wasser durch fremde Gegenstände, wie durch
ein Filtrum durch mußten: so findet man in gewissen Kalkschlammen keine
unverletzte Ammonitenkammer, die nicht innen mit Krystallen tapezirt
wäre, aber nur so weit, als die unverletzte Kammer die hohlen Räume
von außen absonderte, die Schale wirkte hier offenbar wie ein Filtrum.
Der Kalkschlamm selbst mag wegen seiner vielen Schalenreste der Haupt-
sache nach ein thierisches Produkt sein.

Erwähnen wir einige seiner Hauptvarietäten:

1. Krystalle. Die schönsten findet man auf Erzgängen: so wurde
unter andern 1785 auf der Grube "fünf Bücher Mosis" bei Andreasberg
ein 5 Lachter großes Drusenloch mit den wichtigsten Krystallen eröffnet,
seit der Zeit wird dieser Fundort immer erwähnt. Nicht minder schön
und mehr als Fuß groß kommen sie in Derbyshire vor. Die großen
späthigen Stücke von mehr als Quadratfuß Oberfläche bei Auerbach sind
nichts als innere Theile verdrückter Krystalle. Damit können sich die
Krystalle in Spalten des Kalkgebirges selten messen.

2. Späthige Massen nennt man solche, an welchen man keine
äußere Flächenumrisse mehr bemerkt, obgleich viele derselben in Samm-
lungen nur von zerschlagenen Krystallindividuen stammen. Am berühm-

II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.
Muſchelkalk von Predazzo (Predazzit) im Fleimſerthal enthält ſogar
½ bis 1 Atom Ṁg Ḣ̶ (Erdmann Journ. pr. Chem. 52. 346).

In den Mörteln ſpielt auch die Kieſelerde und Talkerde noch eine
bedeutende Rolle, vor Allem iſt hier der Waſſermörtel der Römer
zu erwähnen, von dem ſchon Plinius hist. nat. 35. 47 ſagt: Selbſt die
reine Erde hat bemerkenswerthe Eigenſchaften ...., quis enim satis
miretur pessimam ejus partem, ideoque pulverem appellatum in Puteolanis
collibus, opponi maris fluctibus: mersumque protinus fieri lapidem unum
inexpugnabilem undis, et fortiorem quotidie, utique si Cumano misceatur
caemento
? Das iſt die berühmte Puzzolanerde von Puzzuoli bei Neapel
und der Traß des Brohlthales an der Eifel (den ebenfalls die Römer
ſchon fanden), welcher dem gelöſchten Kalke hälftig beigemiſcht, eine Maſſe
erzeugt, die unter Waſſer getaucht ſogleich hart wird. Jetzt weiß man,
daß auch thonige und bittererdehaltige Kalkſteine, wie ſie im weißen Jura
der Alp, im untern Lias und Muſchelkalke vorkommen, für ſich gebrannt,
ſchon hydrauliſchen Kalk geben. Löst man die gebrannte Maſſe in Säure,
ſo ſcheidet ſich die Kieſelerde gallertartig aus, ſie findet ſich alſo wie bei
den Zeolithen in ihrer löslichen Modification darin, die S⃛i mag daher beim
Zutritt des Waſſers auf Ċa und Ṁg wie bei der Zeolithbildung wirken.

Vorkommen. Der kohlenſaure Kalk findet ſich auf der Erdober-
fläche in ungeheuren Maſſen verbreitet. Er fehlt dem Urgebirge zwar
nicht, doch iſt er hier nur ſparſam, und mag auch ein Theil auf trockenem
Wege gebildet ſein, was unter einem ſtarken Drucke möglich iſt, ſo ver-
dankt doch der Meiſte dem Waſſer ſeinen Urſprung. Das mit Kohlenſäure
geſchwängerte Waſſer löst das Kalkſalz, man ſagt gewöhnlich, es ſei als
doppelt kohlenſaurer Kalk (Ċa C̈2) im Waſſer löslich. Wenn nun die
Waſſer verdunſten oder unter geringerem Druck ihre abgeben müſſen,
ſo ſcheidet ſich der Ċa C̈ wieder aus. Auf dieſe Weiſe haben ſich Kry-
ſtalle in den verſchiedenſten Spalten und hohlen Räumen der Geſteine
erzeugt. Beſonders häufig aber in den Kalkgebirgen. Namentlich gern
kryſtalliſirt er, wenn die Waſſer durch fremde Gegenſtände, wie durch
ein Filtrum durch mußten: ſo findet man in gewiſſen Kalkſchlammen keine
unverletzte Ammonitenkammer, die nicht innen mit Kryſtallen tapezirt
wäre, aber nur ſo weit, als die unverletzte Kammer die hohlen Räume
von außen abſonderte, die Schale wirkte hier offenbar wie ein Filtrum.
Der Kalkſchlamm ſelbſt mag wegen ſeiner vielen Schalenreſte der Haupt-
ſache nach ein thieriſches Produkt ſein.

Erwähnen wir einige ſeiner Hauptvarietäten:

1. Kryſtalle. Die ſchönſten findet man auf Erzgängen: ſo wurde
unter andern 1785 auf der Grube „fünf Bücher Moſis“ bei Andreasberg
ein 5 Lachter großes Druſenloch mit den wichtigſten Kryſtallen eröffnet,
ſeit der Zeit wird dieſer Fundort immer erwähnt. Nicht minder ſchön
und mehr als Fuß groß kommen ſie in Derbyſhire vor. Die großen
ſpäthigen Stücke von mehr als Quadratfuß Oberfläche bei Auerbach ſind
nichts als innere Theile verdrückter Kryſtalle. Damit können ſich die
Kryſtalle in Spalten des Kalkgebirges ſelten meſſen.

2. Späthige Maſſen nennt man ſolche, an welchen man keine
äußere Flächenumriſſe mehr bemerkt, obgleich viele derſelben in Samm-
lungen nur von zerſchlagenen Kryſtallindividuen ſtammen. Am berühm-

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[332/0344] II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath. Muſchelkalk von Predazzo (Predazzit) im Fleimſerthal enthält ſogar ½ bis 1 Atom Ṁg Ḣ̶ (Erdmann Journ. pr. Chem. 52. 346). In den Mörteln ſpielt auch die Kieſelerde und Talkerde noch eine bedeutende Rolle, vor Allem iſt hier der Waſſermörtel der Römer zu erwähnen, von dem ſchon Plinius hist. nat. 35. 47 ſagt: Selbſt die reine Erde hat bemerkenswerthe Eigenſchaften ...., quis enim satis miretur pessimam ejus partem, ideoque pulverem appellatum in Puteolanis collibus, opponi maris fluctibus: mersumque protinus fieri lapidem unum inexpugnabilem undis, et fortiorem quotidie, utique si Cumano misceatur caemento? Das iſt die berühmte Puzzolanerde von Puzzuoli bei Neapel und der Traß des Brohlthales an der Eifel (den ebenfalls die Römer ſchon fanden), welcher dem gelöſchten Kalke hälftig beigemiſcht, eine Maſſe erzeugt, die unter Waſſer getaucht ſogleich hart wird. Jetzt weiß man, daß auch thonige und bittererdehaltige Kalkſteine, wie ſie im weißen Jura der Alp, im untern Lias und Muſchelkalke vorkommen, für ſich gebrannt, ſchon hydrauliſchen Kalk geben. Löst man die gebrannte Maſſe in Säure, ſo ſcheidet ſich die Kieſelerde gallertartig aus, ſie findet ſich alſo wie bei den Zeolithen in ihrer löslichen Modification darin, die S⃛i mag daher beim Zutritt des Waſſers auf Ċa und Ṁg wie bei der Zeolithbildung wirken. Vorkommen. Der kohlenſaure Kalk findet ſich auf der Erdober- fläche in ungeheuren Maſſen verbreitet. Er fehlt dem Urgebirge zwar nicht, doch iſt er hier nur ſparſam, und mag auch ein Theil auf trockenem Wege gebildet ſein, was unter einem ſtarken Drucke möglich iſt, ſo ver- dankt doch der Meiſte dem Waſſer ſeinen Urſprung. Das mit Kohlenſäure geſchwängerte Waſſer löst das Kalkſalz, man ſagt gewöhnlich, es ſei als doppelt kohlenſaurer Kalk (Ċa C̈2) im Waſſer löslich. Wenn nun die Waſſer verdunſten oder unter geringerem Druck ihre C̈ abgeben müſſen, ſo ſcheidet ſich der Ċa C̈ wieder aus. Auf dieſe Weiſe haben ſich Kry- ſtalle in den verſchiedenſten Spalten und hohlen Räumen der Geſteine erzeugt. Beſonders häufig aber in den Kalkgebirgen. Namentlich gern kryſtalliſirt er, wenn die Waſſer durch fremde Gegenſtände, wie durch ein Filtrum durch mußten: ſo findet man in gewiſſen Kalkſchlammen keine unverletzte Ammonitenkammer, die nicht innen mit Kryſtallen tapezirt wäre, aber nur ſo weit, als die unverletzte Kammer die hohlen Räume von außen abſonderte, die Schale wirkte hier offenbar wie ein Filtrum. Der Kalkſchlamm ſelbſt mag wegen ſeiner vielen Schalenreſte der Haupt- ſache nach ein thieriſches Produkt ſein. Erwähnen wir einige ſeiner Hauptvarietäten: 1. Kryſtalle. Die ſchönſten findet man auf Erzgängen: ſo wurde unter andern 1785 auf der Grube „fünf Bücher Moſis“ bei Andreasberg ein 5 Lachter großes Druſenloch mit den wichtigſten Kryſtallen eröffnet, ſeit der Zeit wird dieſer Fundort immer erwähnt. Nicht minder ſchön und mehr als Fuß groß kommen ſie in Derbyſhire vor. Die großen ſpäthigen Stücke von mehr als Quadratfuß Oberfläche bei Auerbach ſind nichts als innere Theile verdrückter Kryſtalle. Damit können ſich die Kryſtalle in Spalten des Kalkgebirges ſelten meſſen. 2. Späthige Maſſen nennt man ſolche, an welchen man keine äußere Flächenumriſſe mehr bemerkt, obgleich viele derſelben in Samm- lungen nur von zerſchlagenen Kryſtallindividuen ſtammen. Am berühm-

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/344>, abgerufen am 13.06.2024.