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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Kalkspath.
testen ist der Isländische Doppelspath, weil man dadurch, nach Bar-
tholinus Entdeckung 1670, die Gegenstände doppelt sieht. Er kommt
in einer 3' breiten und 25' langen Spalte am nördlichen Ufer des Ro-
defiordes
auf der Ostküste von Island vor, die Spalte setzt im Dolerit
zu unbekannter Tiefe fort. Ein Bach fließt darüber hin, und verun-
reinigt die schöne Masse, welche ein grobkörniges compaktes Gemisch bil-
det, worin für Krystallisationen kein Raum blieb, und zierliche Krystalle
von Blätterzeolith sind eingeschlossen. Halbklare Krystalle kommen zwar
auch in manchen andern Gegenden vor. Allein für Stücke von solcher
absoluten Klarheit war Island bis jetzt der einzige Fundort.

Die späthige Kalkmasse wird öfter ausgezeichnet krummschalig, die
Krystalle bekommen dann eine glaskopfartige Oberfläche von höchst eigen-
thümlichem Aussehen. Vergleiche auch die sogenannten Krähenaugen
von Andreasberg. Die schwarzen krummschaligen nennt man Anthra-
conit
, besonders schön in der Abtenau bei Salzburg.

3. Strahliger Kalkspath kommt häufig im Kalkgebirge vor,
wie z. B. in den Bohnenerzspalten der Alp. Das strahlige Gefüge hängt
mit der Krystallbildung auf das Engste zusammen: es sind nichts anders
als parallel gelagerte Säulen, die sich in ihrer Ausbildung gegenseitig
störten. Die fortificationsartig gestreiften Stücke fallen leicht auseinander,
und die Endecke des blättrigen Rhomboeders liegt nie anders, als am
Ende dieser Strahlen. Werden die Strahlen zu feineren Fasern, so muß
man sich vor Verwechslung mit Arragonit hüten. Man nennt das feinere
auch Faserkalk. Besonders interessant sind in dieser Beziehung die Be-
lemnitenscheiden: die Strahlen entspringen fein im Mittelpunkte, und
werden nach außen immer breiter. Auch hier fällt die Axe des blättrigen
Bruchs genau mit der Strahlenaxe zusammen. Ebenso werden die Mu-
schelschalen, wie von Inoceramus, Pinna etc., oft fasrig, die Faser steht
senkrecht gegen die Fläche, aber auch bei diesen vermißt man trotz der
Feinheit das späthige Gefüge niemals.

Die Dutenmergel (Nagelkalke) bilden Platten in dem Schiefer-
thone der verschiedensten Formationen, besonders aber im Steinkohlenge-
birge und im Lias und braunen Jura. Der späthige Bruch ist bei ihnen
unverkennbar, allein es scheiden sich zahlreiche kleine Kegel aus, die ihre
Basis in der Plattenwand haben, und ihre Spitzen gegeneiander ver-
schränken. Längsstreifen und wellige Querstreifen gehen durch die ganze,
theilweis sehr unregelmäßig abgesonderte Masse: eine Bildung, die man
noch nicht hat erklären können. Concretionen waren es jedenfalls.

4. Körnigblättriger Kalkstein, das krystallinische Gefüge
der einzelnen Körner sehr deutlich, aber die Individuen verschränken sich
so ineinander, daß sie compakte feste Gesteine bilden. Es gehören dahin

die Stalaktiten und Kalksinter, welche die Wände der Höh-
len und Spalten im Kalk- und Dolomitgebirge überziehen, und die in
frühern Zeiten in so hohem Grade die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.
Sie hängen oft wie Eiszapfen von den Wänden herab, zeichnen sich
durch concentrische Schichtung aus, zeigen sich aber beim Zerschlagen
häufig sehr deutlich körnig, während bei andern das Excentrischstrahlige
herrscht. Wie schnell solche Zapfen gebildet werden können, sieht man

II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath.
teſten iſt der Isländiſche Doppelſpath, weil man dadurch, nach Bar-
tholinus Entdeckung 1670, die Gegenſtände doppelt ſieht. Er kommt
in einer 3′ breiten und 25′ langen Spalte am nördlichen Ufer des Ro-
defiordes
auf der Oſtküſte von Island vor, die Spalte ſetzt im Dolerit
zu unbekannter Tiefe fort. Ein Bach fließt darüber hin, und verun-
reinigt die ſchöne Maſſe, welche ein grobkörniges compaktes Gemiſch bil-
det, worin für Kryſtalliſationen kein Raum blieb, und zierliche Kryſtalle
von Blätterzeolith ſind eingeſchloſſen. Halbklare Kryſtalle kommen zwar
auch in manchen andern Gegenden vor. Allein für Stücke von ſolcher
abſoluten Klarheit war Island bis jetzt der einzige Fundort.

Die ſpäthige Kalkmaſſe wird öfter ausgezeichnet krummſchalig, die
Kryſtalle bekommen dann eine glaskopfartige Oberfläche von höchſt eigen-
thümlichem Ausſehen. Vergleiche auch die ſogenannten Krähenaugen
von Andreasberg. Die ſchwarzen krummſchaligen nennt man Anthra-
conit
, beſonders ſchön in der Abtenau bei Salzburg.

3. Strahliger Kalkſpath kommt häufig im Kalkgebirge vor,
wie z. B. in den Bohnenerzſpalten der Alp. Das ſtrahlige Gefüge hängt
mit der Kryſtallbildung auf das Engſte zuſammen: es ſind nichts anders
als parallel gelagerte Säulen, die ſich in ihrer Ausbildung gegenſeitig
ſtörten. Die fortificationsartig geſtreiften Stücke fallen leicht auseinander,
und die Endecke des blättrigen Rhomboeders liegt nie anders, als am
Ende dieſer Strahlen. Werden die Strahlen zu feineren Faſern, ſo muß
man ſich vor Verwechslung mit Arragonit hüten. Man nennt das feinere
auch Faſerkalk. Beſonders intereſſant ſind in dieſer Beziehung die Be-
lemnitenſcheiden: die Strahlen entſpringen fein im Mittelpunkte, und
werden nach außen immer breiter. Auch hier fällt die Axe des blättrigen
Bruchs genau mit der Strahlenaxe zuſammen. Ebenſo werden die Mu-
ſchelſchalen, wie von Inoceramus, Pinna etc., oft faſrig, die Faſer ſteht
ſenkrecht gegen die Fläche, aber auch bei dieſen vermißt man trotz der
Feinheit das ſpäthige Gefüge niemals.

Die Dutenmergel (Nagelkalke) bilden Platten in dem Schiefer-
thone der verſchiedenſten Formationen, beſonders aber im Steinkohlenge-
birge und im Lias und braunen Jura. Der ſpäthige Bruch iſt bei ihnen
unverkennbar, allein es ſcheiden ſich zahlreiche kleine Kegel aus, die ihre
Baſis in der Plattenwand haben, und ihre Spitzen gegeneiander ver-
ſchränken. Längsſtreifen und wellige Querſtreifen gehen durch die ganze,
theilweis ſehr unregelmäßig abgeſonderte Maſſe: eine Bildung, die man
noch nicht hat erklären können. Concretionen waren es jedenfalls.

4. Körnigblättriger Kalkſtein, das kryſtalliniſche Gefüge
der einzelnen Körner ſehr deutlich, aber die Individuen verſchränken ſich
ſo ineinander, daß ſie compakte feſte Geſteine bilden. Es gehören dahin

die Stalaktiten und Kalkſinter, welche die Wände der Höh-
len und Spalten im Kalk- und Dolomitgebirge überziehen, und die in
frühern Zeiten in ſo hohem Grade die Aufmerkſamkeit auf ſich lenkten.
Sie hängen oft wie Eiszapfen von den Wänden herab, zeichnen ſich
durch concentriſche Schichtung aus, zeigen ſich aber beim Zerſchlagen
häufig ſehr deutlich körnig, während bei andern das Excentriſchſtrahlige
herrſcht. Wie ſchnell ſolche Zapfen gebildet werden können, ſieht man

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[333/0345] II. Cl. Saliniſche Steine: Kalkſpath. teſten iſt der Isländiſche Doppelſpath, weil man dadurch, nach Bar- tholinus Entdeckung 1670, die Gegenſtände doppelt ſieht. Er kommt in einer 3′ breiten und 25′ langen Spalte am nördlichen Ufer des Ro- defiordes auf der Oſtküſte von Island vor, die Spalte ſetzt im Dolerit zu unbekannter Tiefe fort. Ein Bach fließt darüber hin, und verun- reinigt die ſchöne Maſſe, welche ein grobkörniges compaktes Gemiſch bil- det, worin für Kryſtalliſationen kein Raum blieb, und zierliche Kryſtalle von Blätterzeolith ſind eingeſchloſſen. Halbklare Kryſtalle kommen zwar auch in manchen andern Gegenden vor. Allein für Stücke von ſolcher abſoluten Klarheit war Island bis jetzt der einzige Fundort. Die ſpäthige Kalkmaſſe wird öfter ausgezeichnet krummſchalig, die Kryſtalle bekommen dann eine glaskopfartige Oberfläche von höchſt eigen- thümlichem Ausſehen. Vergleiche auch die ſogenannten Krähenaugen von Andreasberg. Die ſchwarzen krummſchaligen nennt man Anthra- conit, beſonders ſchön in der Abtenau bei Salzburg. 3. Strahliger Kalkſpath kommt häufig im Kalkgebirge vor, wie z. B. in den Bohnenerzſpalten der Alp. Das ſtrahlige Gefüge hängt mit der Kryſtallbildung auf das Engſte zuſammen: es ſind nichts anders als parallel gelagerte Säulen, die ſich in ihrer Ausbildung gegenſeitig ſtörten. Die fortificationsartig geſtreiften Stücke fallen leicht auseinander, und die Endecke des blättrigen Rhomboeders liegt nie anders, als am Ende dieſer Strahlen. Werden die Strahlen zu feineren Faſern, ſo muß man ſich vor Verwechslung mit Arragonit hüten. Man nennt das feinere auch Faſerkalk. Beſonders intereſſant ſind in dieſer Beziehung die Be- lemnitenſcheiden: die Strahlen entſpringen fein im Mittelpunkte, und werden nach außen immer breiter. Auch hier fällt die Axe des blättrigen Bruchs genau mit der Strahlenaxe zuſammen. Ebenſo werden die Mu- ſchelſchalen, wie von Inoceramus, Pinna etc., oft faſrig, die Faſer ſteht ſenkrecht gegen die Fläche, aber auch bei dieſen vermißt man trotz der Feinheit das ſpäthige Gefüge niemals. Die Dutenmergel (Nagelkalke) bilden Platten in dem Schiefer- thone der verſchiedenſten Formationen, beſonders aber im Steinkohlenge- birge und im Lias und braunen Jura. Der ſpäthige Bruch iſt bei ihnen unverkennbar, allein es ſcheiden ſich zahlreiche kleine Kegel aus, die ihre Baſis in der Plattenwand haben, und ihre Spitzen gegeneiander ver- ſchränken. Längsſtreifen und wellige Querſtreifen gehen durch die ganze, theilweis ſehr unregelmäßig abgeſonderte Maſſe: eine Bildung, die man noch nicht hat erklären können. Concretionen waren es jedenfalls. 4. Körnigblättriger Kalkſtein, das kryſtalliniſche Gefüge der einzelnen Körner ſehr deutlich, aber die Individuen verſchränken ſich ſo ineinander, daß ſie compakte feſte Geſteine bilden. Es gehören dahin die Stalaktiten und Kalkſinter, welche die Wände der Höh- len und Spalten im Kalk- und Dolomitgebirge überziehen, und die in frühern Zeiten in ſo hohem Grade die Aufmerkſamkeit auf ſich lenkten. Sie hängen oft wie Eiszapfen von den Wänden herab, zeichnen ſich durch concentriſche Schichtung aus, zeigen ſich aber beim Zerſchlagen häufig ſehr deutlich körnig, während bei andern das Excentriſchſtrahlige herrſcht. Wie ſchnell ſolche Zapfen gebildet werden können, ſieht man

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/345>, abgerufen am 23.11.2024.