unter neuen Brückengewölben. Die dünnen sind öfter röhrenförmig hohl, haben aber eine sehr späthige Hülle. Durch die Höhle lief das Wasser herab. Auch bei compakten Stalaktiten findet man am Ende öfter eine Grube, wo die Wassertropfen hängen bleiben und wieder etwas von der Masse auflösen. Wells (Silliman Amer. Journ. 1852. XIII.11) hat im Widerspruch mit Liebig darin Quellsäure nachgewiesen, wovon er sogar die gelbe Farbe ableitet, da selbst bei ganz dunkeln die Lösung kein Eisen zeigte!
Marmor.
Schon bei Homer heißt marmaros jeder glitzende (besonders bearbeitete) Stein, daher begreifen spätere, wie Plinius und andere, unter marmor die verschiedensten Felsarten, namentlich auch Granite. Gegenwärtig jedoch hat man den Namen blos auf Kalksteine beschränkt. Obenan steht
der Statuen-Marmor. Der Salinische Marmor der älteren Mineralogen. Wie der Schnee zum Eise, so verhält sich dieser Marmor zum klaren Doppelspath. Die reinsten sind vollkommen schneeweiß, nur in großen Stücken häufig durch Flecken und flammige Streifen verun- reinigt. Der blättrige Bruch des feinen Korns glänzt aus dem Innern heraus, die geschliffene Oberfläche hat daher nicht das matte Aussehen des Alabasters. Mit der Zeit vergilben sie, wie das die antiken Statuen, und die Marmorpalläste von Venedig, Genua, Florenz und Rom zeigen. Dieses zuckerkörnige Gestein spielt zwar in den krystallinischen Gebirgen Nordeuropas, der Alpen und Pyrenäen eine bedeutende Rolle, allein un- erreicht stehen noch heute Italien und Griechenland da. Seit der römi- schen Kaiserzeit übertrifft der Lunensische (Carrarische) Marmor an blendender Weiße, Fleckenlosigkeit, Gleichheit und Härte des Korns alle bekannten. Er bricht auf der Westseite der Apuanischen Alpen (6300'), die im Golf von Spezzia steil an das Meer treten. Viele Geologen halten ihn für metamorphosirten Kalkstein der Kreideformation. Er enthält 0,4 Mg. Künstler aller Nationen haben hier ihre Werkstätte aufge- schlagen, um gleich an Ort und Stelle durch Bearbeitung im Rohen sich von der Brauchbarkeit und Fehlerlosigkeit der Blöcke überzeugen zu können. Große Magazine davon sind in Florenz, und man wird keine selbst der kleinern Hauptstädte Deutschlands besuchen, wo man nicht mehrere Denk- male aus diesem merkwürdigen Gesteine fände. Die Waterloo-Vase auf dem Trafalgar Platze ist 16' hoch und 10' breit, Napoleon sahe die riesigen Blöcke vor dem Russischen Feldzuge, und bestimmte sie zu einem Siegesdenkmale! Der Parische Marmor, das Material der griechi- schen Künstler in ihrer höchsten Blüthe, ist etwas grobkörniger, und (wohl nur in Folge dessen) nicht so blendend weiß. Er bricht auf der Insel Paros, die außer Gneus und Glimmerschiefer wohl zu drei Vier- theilen aus diesem kostbaren Material besteht. Die Brüche waren meist unterirdisch, und sind jetzt durch König Otto wieder eröffnet. Hohen Ruf genoßen auch die Brüche von Pentelicon nördlich Athen, aber Adern von grünem Talk durchziehen ihn. Solche Streifen von glimmerigem Talk findet man häufig im Marmor der Hochgebirge, die Alten wählten ihn gern zu Säulen, wie den Cipolino unserer Künstler, dessen Streifen
II. Cl. Saliniſche Steine: Marmor.
unter neuen Brückengewölben. Die dünnen ſind öfter röhrenförmig hohl, haben aber eine ſehr ſpäthige Hülle. Durch die Höhle lief das Waſſer herab. Auch bei compakten Stalaktiten findet man am Ende öfter eine Grube, wo die Waſſertropfen hängen bleiben und wieder etwas von der Maſſe auflöſen. Wells (Silliman Amer. Journ. 1852. XIII.11) hat im Widerſpruch mit Liebig darin Quellſäure nachgewieſen, wovon er ſogar die gelbe Farbe ableitet, da ſelbſt bei ganz dunkeln die Löſung kein Eiſen zeigte!
Marmor.
Schon bei Homer heißt μάρμαρος jeder glitzende (beſonders bearbeitete) Stein, daher begreifen ſpätere, wie Plinius und andere, unter marmor die verſchiedenſten Felsarten, namentlich auch Granite. Gegenwärtig jedoch hat man den Namen blos auf Kalkſteine beſchränkt. Obenan ſteht
der Statuen-Marmor. Der Saliniſche Marmor der älteren Mineralogen. Wie der Schnee zum Eiſe, ſo verhält ſich dieſer Marmor zum klaren Doppelſpath. Die reinſten ſind vollkommen ſchneeweiß, nur in großen Stücken häufig durch Flecken und flammige Streifen verun- reinigt. Der blättrige Bruch des feinen Korns glänzt aus dem Innern heraus, die geſchliffene Oberfläche hat daher nicht das matte Ausſehen des Alabaſters. Mit der Zeit vergilben ſie, wie das die antiken Statuen, und die Marmorpalläſte von Venedig, Genua, Florenz und Rom zeigen. Dieſes zuckerkörnige Geſtein ſpielt zwar in den kryſtalliniſchen Gebirgen Nordeuropas, der Alpen und Pyrenäen eine bedeutende Rolle, allein un- erreicht ſtehen noch heute Italien und Griechenland da. Seit der römi- ſchen Kaiſerzeit übertrifft der Lunenſiſche (Carrariſche) Marmor an blendender Weiße, Fleckenloſigkeit, Gleichheit und Härte des Korns alle bekannten. Er bricht auf der Weſtſeite der Apuaniſchen Alpen (6300′), die im Golf von Spezzia ſteil an das Meer treten. Viele Geologen halten ihn für metamorphoſirten Kalkſtein der Kreideformation. Er enthält 0,4 Ṁg. Künſtler aller Nationen haben hier ihre Werkſtätte aufge- ſchlagen, um gleich an Ort und Stelle durch Bearbeitung im Rohen ſich von der Brauchbarkeit und Fehlerloſigkeit der Blöcke überzeugen zu können. Große Magazine davon ſind in Florenz, und man wird keine ſelbſt der kleinern Hauptſtädte Deutſchlands beſuchen, wo man nicht mehrere Denk- male aus dieſem merkwürdigen Geſteine fände. Die Waterloo-Vaſe auf dem Trafalgar Platze iſt 16′ hoch und 10′ breit, Napoleon ſahe die rieſigen Blöcke vor dem Ruſſiſchen Feldzuge, und beſtimmte ſie zu einem Siegesdenkmale! Der Pariſche Marmor, das Material der griechi- ſchen Künſtler in ihrer höchſten Blüthe, iſt etwas grobkörniger, und (wohl nur in Folge deſſen) nicht ſo blendend weiß. Er bricht auf der Inſel Paros, die außer Gneus und Glimmerſchiefer wohl zu drei Vier- theilen aus dieſem koſtbaren Material beſteht. Die Brüche waren meiſt unterirdiſch, und ſind jetzt durch König Otto wieder eröffnet. Hohen Ruf genoßen auch die Brüche von Pentelicon nördlich Athen, aber Adern von grünem Talk durchziehen ihn. Solche Streifen von glimmerigem Talk findet man häufig im Marmor der Hochgebirge, die Alten wählten ihn gern zu Säulen, wie den Cipolino unſerer Künſtler, deſſen Streifen
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II. Cl. Saliniſche Steine: Marmor.
unter neuen Brückengewölben. Die dünnen ſind öfter röhrenförmig hohl,
haben aber eine ſehr ſpäthige Hülle. Durch die Höhle lief das Waſſer
herab. Auch bei compakten Stalaktiten findet man am Ende öfter eine
Grube, wo die Waſſertropfen hängen bleiben und wieder etwas von der
Maſſe auflöſen. Wells (Silliman Amer. Journ. 1852. XIII. 11) hat im
Widerſpruch mit Liebig darin Quellſäure nachgewieſen, wovon er ſogar
die gelbe Farbe ableitet, da ſelbſt bei ganz dunkeln die Löſung kein Eiſen
zeigte!
Marmor.
Schon bei Homer heißt μάρμαρος jeder glitzende (beſonders bearbeitete)
Stein, daher begreifen ſpätere, wie Plinius und andere, unter marmor
die verſchiedenſten Felsarten, namentlich auch Granite. Gegenwärtig
jedoch hat man den Namen blos auf Kalkſteine beſchränkt. Obenan ſteht
der Statuen-Marmor. Der Saliniſche Marmor der älteren
Mineralogen. Wie der Schnee zum Eiſe, ſo verhält ſich dieſer Marmor
zum klaren Doppelſpath. Die reinſten ſind vollkommen ſchneeweiß, nur
in großen Stücken häufig durch Flecken und flammige Streifen verun-
reinigt. Der blättrige Bruch des feinen Korns glänzt aus dem Innern
heraus, die geſchliffene Oberfläche hat daher nicht das matte Ausſehen
des Alabaſters. Mit der Zeit vergilben ſie, wie das die antiken Statuen,
und die Marmorpalläſte von Venedig, Genua, Florenz und Rom zeigen.
Dieſes zuckerkörnige Geſtein ſpielt zwar in den kryſtalliniſchen Gebirgen
Nordeuropas, der Alpen und Pyrenäen eine bedeutende Rolle, allein un-
erreicht ſtehen noch heute Italien und Griechenland da. Seit der römi-
ſchen Kaiſerzeit übertrifft der Lunenſiſche (Carrariſche) Marmor an
blendender Weiße, Fleckenloſigkeit, Gleichheit und Härte des Korns alle
bekannten. Er bricht auf der Weſtſeite der Apuaniſchen Alpen (6300′), die
im Golf von Spezzia ſteil an das Meer treten. Viele Geologen halten
ihn für metamorphoſirten Kalkſtein der Kreideformation. Er enthält
0,4 Ṁg. Künſtler aller Nationen haben hier ihre Werkſtätte aufge-
ſchlagen, um gleich an Ort und Stelle durch Bearbeitung im Rohen ſich
von der Brauchbarkeit und Fehlerloſigkeit der Blöcke überzeugen zu können.
Große Magazine davon ſind in Florenz, und man wird keine ſelbſt der
kleinern Hauptſtädte Deutſchlands beſuchen, wo man nicht mehrere Denk-
male aus dieſem merkwürdigen Geſteine fände. Die Waterloo-Vaſe auf
dem Trafalgar Platze iſt 16′ hoch und 10′ breit, Napoleon ſahe die
rieſigen Blöcke vor dem Ruſſiſchen Feldzuge, und beſtimmte ſie zu einem
Siegesdenkmale! Der Pariſche Marmor, das Material der griechi-
ſchen Künſtler in ihrer höchſten Blüthe, iſt etwas grobkörniger, und
(wohl nur in Folge deſſen) nicht ſo blendend weiß. Er bricht auf der
Inſel Paros, die außer Gneus und Glimmerſchiefer wohl zu drei Vier-
theilen aus dieſem koſtbaren Material beſteht. Die Brüche waren meiſt
unterirdiſch, und ſind jetzt durch König Otto wieder eröffnet. Hohen
Ruf genoßen auch die Brüche von Pentelicon nördlich Athen, aber Adern
von grünem Talk durchziehen ihn. Solche Streifen von glimmerigem
Talk findet man häufig im Marmor der Hochgebirge, die Alten wählten
ihn gern zu Säulen, wie den Cipolino unſerer Künſtler, deſſen Streifen
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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/346>, abgerufen am 23.11.2024.
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