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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Anhang. Künstl. Krystalle: Doppeltchromsaures Kali.
c, das nicht schillernde senkrecht darauf. Schief gegen die Endfläche des
schillernden Bildes gesehen, nimmt dieselbe eine prachtvolle Schattirung
von Blau an. Nur wenn ich senkrecht gegen die Gradendfläche sehe, sind
beide Bilder gleich. Es bilden diese Salze die schönsten Beispiele für
physikalische Flächendifferenz.

Sehr ähnlich ist das einfachere Salz Pt Cy + Mg Cy von hochmorgen-
rother Farbe wie das bekannte doppeltchromsaure Blei. Es scheint zwei-
gliedrig: geschobene Säulen von 127° 40', deren scharfe Kanten gerade
abgestumpft werden. Die Seitenflächen sehen im reflektirten Lichte lasur-
blau aus.

Kalium-Platin-CyanürK Cy + Pt Cy + 3 H ist gelb durch-
sichtig, schillert aber im reflektirten Licht blau. Die Säulen mit Gradend-
fläche werden auch quadratisch beschrieben (Pogg. Ann. 71. 324).

Baryum-Platin-CyanürPt5 Ba6 Cy11 mit Wasser bildet pracht-
volle schwefelgelbe Krystalle mit einem bläulichen Schiller im reflektirten
Lichte. Scheint 2 + 1gliedrig zu sein.

12. Doppeltchromsaures Kali.

Ka Cr2. Jenes prachtvolle morgenrothe Salz, was fabrikmäßig aus
dem Chromeisenstein dargestellt wird, und die Quelle aller übrigen Chrom-
verbindungen abgibt. Das System ist 1 + 1gliedrig, aber von ganz
besonderm Interesse wegen seiner Verwandtschaft mit Cyanitkrystallisation
pag. 237. Die meisten Krystalle sind Zwillinge, und zwar nach dem
dritten Cyanitzwillingsgesetz pag. 238: sie haben nämlich trotz
der Eingliedrigkeit alle Flächen der Säule M T o gemein, nur ihre Enden
liegen umgekehrt. Man kommt zu dieser Stellung, wenn man das eine
Individuum 180° gegen das andere um die Kante M/T dreht. Der
1ste Blätterbruch M läßt sich leicht an seinem Perlmutterglanz er-
kennen, nach ihm werden die Krystalle meist tafelartig, und sein ebener
Winkel ist fast ein Rechter. Der 2te Blätterbruch T schneidet ihn
unter 98° = M/T. Der 3te Blätterbruch P gibt sich zwar nicht
immer durch eine Krystallfläche zu erkennen, allein man
kann auch nach ihm die Krystalle leicht zerbrechen, zumal
da er den kürzesten Dimensionen der Individuen zu folgen
pflegt: P/M = 84°, P/T = 91. Der scharfe Säulen-
winkel M/T wird durch o abgestumpft, und zwar macht o/M
114°, folglich o/T 149°. Ausnahmsweise wird auch die
stumpfe Säulenkante M/T durch p abgestumpft. Am Ende
herrscht meist die Fläche t mit 67° gegen den hintern
Blätterbruch M, sie stumpft die scharfe Kante der Blätter-
brüche P/M ab, während die stumpfe hinten durch zweierlei
Fläche x und y abgestumpft wird, was die Zwillinge leicht

[Abbildung]
[Abbildung] erkennen läßt. In der Diagonalzone von t findet sich links und rechts r,
in der ersten Kantenzone hinten dagen s. Würde man o = a : b' : infinityc,
und p = a : b : infinityc, ferner t = a : c : infinityb, P = a' : c : infinityb setzen,
so ist M = a : infinityb : infinityc, T = b : infinitya : infinityc, r = a : 1/2b : c, s =
a' : c : 1/2b.
Häufig findet man die Flächen r.


Quenstedt, Mineralogie. 30

Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Doppeltchromſaures Kali.
c, das nicht ſchillernde ſenkrecht darauf. Schief gegen die Endfläche des
ſchillernden Bildes geſehen, nimmt dieſelbe eine prachtvolle Schattirung
von Blau an. Nur wenn ich ſenkrecht gegen die Gradendfläche ſehe, ſind
beide Bilder gleich. Es bilden dieſe Salze die ſchönſten Beiſpiele für
phyſikaliſche Flächendifferenz.

Sehr ähnlich iſt das einfachere Salz Pt C̶y + Mg C̶y von hochmorgen-
rother Farbe wie das bekannte doppeltchromſaure Blei. Es ſcheint zwei-
gliedrig: geſchobene Säulen von 127° 40′, deren ſcharfe Kanten gerade
abgeſtumpft werden. Die Seitenflächen ſehen im reflektirten Lichte laſur-
blau aus.

Kalium-Platin-CyanürK C̶y + Pt C̶y + 3 Ḣ̶ iſt gelb durch-
ſichtig, ſchillert aber im reflektirten Licht blau. Die Säulen mit Gradend-
fläche werden auch quadratiſch beſchrieben (Pogg. Ann. 71. 324).

Baryum-Platin-CyanürPt5 Ba6 C̶y11 mit Waſſer bildet pracht-
volle ſchwefelgelbe Kryſtalle mit einem bläulichen Schiller im reflektirten
Lichte. Scheint 2 + 1gliedrig zu ſein.

12. Doppeltchromſaures Kali.

K̇a C⃛r2. Jenes prachtvolle morgenrothe Salz, was fabrikmäßig aus
dem Chromeiſenſtein dargeſtellt wird, und die Quelle aller übrigen Chrom-
verbindungen abgibt. Das Syſtem iſt 1 + 1gliedrig, aber von ganz
beſonderm Intereſſe wegen ſeiner Verwandtſchaft mit Cyanitkryſtalliſation
pag. 237. Die meiſten Kryſtalle ſind Zwillinge, und zwar nach dem
dritten Cyanitzwillingsgeſetz pag. 238: ſie haben nämlich trotz
der Eingliedrigkeit alle Flächen der Säule M T o gemein, nur ihre Enden
liegen umgekehrt. Man kommt zu dieſer Stellung, wenn man das eine
Individuum 180° gegen das andere um die Kante M/T dreht. Der
1ſte Blätterbruch M läßt ſich leicht an ſeinem Perlmutterglanz er-
kennen, nach ihm werden die Kryſtalle meiſt tafelartig, und ſein ebener
Winkel iſt faſt ein Rechter. Der 2te Blätterbruch T ſchneidet ihn
unter 98° = M/T. Der 3te Blätterbruch P gibt ſich zwar nicht
immer durch eine Kryſtallfläche zu erkennen, allein man
kann auch nach ihm die Kryſtalle leicht zerbrechen, zumal
da er den kürzeſten Dimenſionen der Individuen zu folgen
pflegt: P/M = 84°, P/T = 91. Der ſcharfe Säulen-
winkel M/T wird durch o abgeſtumpft, und zwar macht o/M
114°, folglich o/T 149°. Ausnahmsweiſe wird auch die
ſtumpfe Säulenkante M/T durch p abgeſtumpft. Am Ende
herrſcht meiſt die Fläche t mit 67° gegen den hintern
Blätterbruch M, ſie ſtumpft die ſcharfe Kante der Blätter-
brüche P/M ab, während die ſtumpfe hinten durch zweierlei
Fläche x und y abgeſtumpft wird, was die Zwillinge leicht

[Abbildung]
[Abbildung] erkennen läßt. In der Diagonalzone von t findet ſich links und rechts r,
in der erſten Kantenzone hinten dagen s. Würde man o = a : b' : ∞c,
und p = a : b : ∞c, ferner t = a : c : ∞b, P = a' : c : ∞b ſetzen,
ſo iſt M = a : ∞b : ∞c, T = b : ∞a : ∞c, r = a : ½b : c, s =
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Häufig findet man die Flächen r.


Quenſtedt, Mineralogie. 30
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[465/0477] Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Doppeltchromſaures Kali. c, das nicht ſchillernde ſenkrecht darauf. Schief gegen die Endfläche des ſchillernden Bildes geſehen, nimmt dieſelbe eine prachtvolle Schattirung von Blau an. Nur wenn ich ſenkrecht gegen die Gradendfläche ſehe, ſind beide Bilder gleich. Es bilden dieſe Salze die ſchönſten Beiſpiele für phyſikaliſche Flächendifferenz. Sehr ähnlich iſt das einfachere Salz Pt C̶y + Mg C̶y von hochmorgen- rother Farbe wie das bekannte doppeltchromſaure Blei. Es ſcheint zwei- gliedrig: geſchobene Säulen von 127° 40′, deren ſcharfe Kanten gerade abgeſtumpft werden. Die Seitenflächen ſehen im reflektirten Lichte laſur- blau aus. Kalium-Platin-CyanürK C̶y + Pt C̶y + 3 Ḣ̶ iſt gelb durch- ſichtig, ſchillert aber im reflektirten Licht blau. Die Säulen mit Gradend- fläche werden auch quadratiſch beſchrieben (Pogg. Ann. 71. 324). Baryum-Platin-CyanürPt5 Ba6 C̶y11 mit Waſſer bildet pracht- volle ſchwefelgelbe Kryſtalle mit einem bläulichen Schiller im reflektirten Lichte. Scheint 2 + 1gliedrig zu ſein. 12. Doppeltchromſaures Kali. K̇a C⃛r2. Jenes prachtvolle morgenrothe Salz, was fabrikmäßig aus dem Chromeiſenſtein dargeſtellt wird, und die Quelle aller übrigen Chrom- verbindungen abgibt. Das Syſtem iſt 1 + 1gliedrig, aber von ganz beſonderm Intereſſe wegen ſeiner Verwandtſchaft mit Cyanitkryſtalliſation pag. 237. Die meiſten Kryſtalle ſind Zwillinge, und zwar nach dem dritten Cyanitzwillingsgeſetz pag. 238: ſie haben nämlich trotz der Eingliedrigkeit alle Flächen der Säule M T o gemein, nur ihre Enden liegen umgekehrt. Man kommt zu dieſer Stellung, wenn man das eine Individuum 180° gegen das andere um die Kante M/T dreht. Der 1ſte Blätterbruch M läßt ſich leicht an ſeinem Perlmutterglanz er- kennen, nach ihm werden die Kryſtalle meiſt tafelartig, und ſein ebener Winkel iſt faſt ein Rechter. Der 2te Blätterbruch T ſchneidet ihn unter 98° = M/T. Der 3te Blätterbruch P gibt ſich zwar nicht immer durch eine Kryſtallfläche zu erkennen, allein man kann auch nach ihm die Kryſtalle leicht zerbrechen, zumal da er den kürzeſten Dimenſionen der Individuen zu folgen pflegt: P/M = 84°, P/T = 91[FORMEL]. Der ſcharfe Säulen- winkel M/T wird durch o abgeſtumpft, und zwar macht o/M 114[FORMEL]°, folglich o/T 149[FORMEL]°. Ausnahmsweiſe wird auch die ſtumpfe Säulenkante M/T durch p abgeſtumpft. Am Ende herrſcht meiſt die Fläche t mit 67° gegen den hintern Blätterbruch M, ſie ſtumpft die ſcharfe Kante der Blätter- brüche P/M ab, während die ſtumpfe hinten durch zweierlei Fläche x und y abgeſtumpft wird, was die Zwillinge leicht [Abbildung] [Abbildung] erkennen läßt. In der Diagonalzone von t findet ſich links und rechts r, in der erſten Kantenzone hinten dagen s. Würde man o = a : b' : ∞c, und p = a : b : ∞c, ferner t = a : c : ∞b, P = a' : c : ∞b ſetzen, ſo iſt M = a : ∞b : ∞c, T = b : ∞a : ∞c, r = a : ½b : c, s = a' : c : ½b. Häufig findet man die Flächen r. Quenſtedt, Mineralogie. 30

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/477>, abgerufen am 22.11.2024.