Einfaches Chromsaures KaliK Cr pag. 438 ist das schöne schwefelgelbe Salz, was nach Mitscherlich mit K S, K Se und schwefel- saurem Ammoniak isomorph ist (Pogg. Ann. 18. 168). Es bildet lange rhombische Säulen a : b : infinityc von 120° 41', worauf das 2gliedrige Ok- taeder a : b : c aufgesetzt ist. Mit besonderer Zierlichkeit zeigt sich vorn ein kleiner matter Rhombus, welcher wechselsweise mit Säule und Oktaeder in Zonen fällt, daher den Ausdruck 1/2a : c : infinityb hat.
13. Oxalsäure C H3.
Gewendet 2 + 1gliedrig, wie Epidot pag. 232. Die Krystalle ver- wittern zwar an freier Luft etwas, zerfallen aber nicht, und da man sie leicht von außerordentlicher Schönheit bekommt, so sind sie ein willkom- menes Beispiel für jenes von Hr. Prof. Weiß so glücklich gelöste ver- wickelte Krystallsystem. Gewöhnlich bilden sie lange rhomboidische Säulen M/T von etwa 102°, deren scharfe Kante durch x ungefähr gerade ab- gestumpft wird. T ist deutlich blättrig, und nach M werden die Krystalle oft tafelartig, und diese ist in vielen Fällen auch nicht rein ausgebildet. Am Ende herrscht ein Augitpaar n/n von 117° in der Kante, es ist ziem- lich blättrig, aber wird schief auf sämmtliche Säulenflächen aufgesetzt. Wesentlich für die Orientirung ist öfter noch ein kleines Flächenpaar r, welches die n in Rhomben verwandelt, woraus folgt, daß n n r r T x ein Dodekaid bilden. Nimmt man schiefe Axen, so kann man dann schreiben: n = a : b : infinityc vorn eine scharfe Säule von 63° bildend. Dazu
[Abbildung]
bildet die blättrige T = a : b : infinityc die Schief- endfläche, die häufig verschwindende x = a' : c : infinityb die hintere Gegenfläche, r = b : c : infinitya ein Paar auf die stumpfe Säulenkante aufgesetzt. Da nun ferner M in Zone T/x und r/r liegt, so muß M = c : infinitya : infinityb sein, obwohl man die Zone r/r selten gut beobachten kann.
So genügt ein einziger Blick zur vollkommenen Orientirung. Ich breche hier mit den Beispielen ab, da es nur mein Zweck war, die Art zu zeigen, wie man solche scheinbar oft schwierige Sachen zu behandeln habe. Die Krystalle können erkannt werden, oft ohne nur einen Winkel zu messen, rein nach den Gesetzen der Zonenlehre an der Hand der Pro- jektion.
Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Oxalſäure.
Einfaches Chromſaures KaliK̇ C⃛r pag. 438 iſt das ſchöne ſchwefelgelbe Salz, was nach Mitſcherlich mit K̇ S⃛, K̇ S⃛e und ſchwefel- ſaurem Ammoniak iſomorph iſt (Pogg. Ann. 18. 168). Es bildet lange rhombiſche Säulen a : b : ∞c von 120° 41′, worauf das 2gliedrige Ok- taeder a : b : c aufgeſetzt iſt. Mit beſonderer Zierlichkeit zeigt ſich vorn ein kleiner matter Rhombus, welcher wechſelsweiſe mit Säule und Oktaeder in Zonen fällt, daher den Ausdruck ½a : c : ∞b hat.
13. Oxalſäure C̶⃛ Ḣ̶3.
Gewendet 2 + 1gliedrig, wie Epidot pag. 232. Die Kryſtalle ver- wittern zwar an freier Luft etwas, zerfallen aber nicht, und da man ſie leicht von außerordentlicher Schönheit bekommt, ſo ſind ſie ein willkom- menes Beiſpiel für jenes von Hr. Prof. Weiß ſo glücklich gelöste ver- wickelte Kryſtallſyſtem. Gewöhnlich bilden ſie lange rhomboidiſche Säulen M/T von etwa 102°, deren ſcharfe Kante durch x ungefähr gerade ab- geſtumpft wird. T iſt deutlich blättrig, und nach M werden die Kryſtalle oft tafelartig, und dieſe iſt in vielen Fällen auch nicht rein ausgebildet. Am Ende herrſcht ein Augitpaar n/n von 117° in der Kante, es iſt ziem- lich blättrig, aber wird ſchief auf ſämmtliche Säulenflächen aufgeſetzt. Weſentlich für die Orientirung iſt öfter noch ein kleines Flächenpaar r, welches die n in Rhomben verwandelt, woraus folgt, daß n n r r T x ein Dodekaid bilden. Nimmt man ſchiefe Axen, ſo kann man dann ſchreiben: n = a : b : ∞c vorn eine ſcharfe Säule von 63° bildend. Dazu
[Abbildung]
bildet die blättrige T = a : b : ∞c die Schief- endfläche, die häufig verſchwindende x = a' : c : ∞b die hintere Gegenfläche, r = b : c : ∞a ein Paar auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt. Da nun ferner M in Zone T/x und r/r liegt, ſo muß M = c : ∞a : ∞b ſein, obwohl man die Zone r/r ſelten gut beobachten kann.
So genügt ein einziger Blick zur vollkommenen Orientirung. Ich breche hier mit den Beiſpielen ab, da es nur mein Zweck war, die Art zu zeigen, wie man ſolche ſcheinbar oft ſchwierige Sachen zu behandeln habe. Die Kryſtalle können erkannt werden, oft ohne nur einen Winkel zu meſſen, rein nach den Geſetzen der Zonenlehre an der Hand der Pro- jektion.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0478"n="466"/><fwplace="top"type="header">Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Oxalſäure.</fw><lb/><p><hirendition="#g">Einfaches Chromſaures Kali</hi><hirendition="#aq">K̇ C⃛r pag.</hi> 438 iſt das ſchöne<lb/>ſchwefelgelbe Salz, was nach Mitſcherlich mit <hirendition="#aq">K̇ S⃛, K̇ S⃛e</hi> und ſchwefel-<lb/>ſaurem Ammoniak iſomorph iſt (Pogg. Ann. 18. <hirendition="#sub">168</hi>). Es bildet lange<lb/>
rhombiſche Säulen <hirendition="#aq">a : b : ∞c</hi> von 120° 41′, worauf das 2gliedrige Ok-<lb/>
taeder <hirendition="#aq">a : b : c</hi> aufgeſetzt iſt. Mit beſonderer Zierlichkeit zeigt ſich vorn<lb/>
ein kleiner matter Rhombus, welcher wechſelsweiſe mit Säule und Oktaeder<lb/>
in Zonen fällt, daher den Ausdruck <hirendition="#aq">½a : c : ∞b</hi> hat.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">13. Oxalſäure <hirendition="#aq">C̶⃛ Ḣ̶<hirendition="#sup">3</hi></hi>.</hi></head><lb/><p>Gewendet 2 + 1gliedrig, wie Epidot <hirendition="#aq">pag.</hi> 232. Die Kryſtalle ver-<lb/>
wittern zwar an freier Luft etwas, zerfallen aber nicht, und da man ſie<lb/>
leicht von außerordentlicher Schönheit bekommt, ſo ſind ſie ein willkom-<lb/>
menes Beiſpiel für jenes von Hr. Prof. Weiß ſo glücklich gelöste ver-<lb/>
wickelte Kryſtallſyſtem. Gewöhnlich bilden ſie lange rhomboidiſche Säulen<lb/><hirendition="#aq">M/T</hi> von etwa 102°, deren ſcharfe Kante durch <hirendition="#aq">x</hi> ungefähr gerade ab-<lb/>
geſtumpft wird. <hirendition="#aq">T</hi> iſt deutlich blättrig, und nach <hirendition="#aq">M</hi> werden die Kryſtalle<lb/>
oft tafelartig, und dieſe iſt in vielen Fällen auch nicht rein ausgebildet.<lb/>
Am Ende herrſcht ein Augitpaar <hirendition="#aq">n/n</hi> von 117° in der Kante, es iſt ziem-<lb/>
lich blättrig, aber wird ſchief auf ſämmtliche Säulenflächen aufgeſetzt.<lb/>
Weſentlich für die Orientirung iſt öfter noch ein kleines Flächenpaar <hirendition="#aq">r</hi>,<lb/>
welches die <hirendition="#aq">n</hi> in Rhomben verwandelt, woraus folgt, daß <hirendition="#aq">n n r r T x</hi> ein<lb/>
Dodekaid bilden. Nimmt man ſchiefe Axen, ſo kann man dann ſchreiben:<lb/><hirendition="#aq">n = a : b : ∞c</hi> vorn eine ſcharfe Säule von 63° bildend. Dazu<lb/><figure/> bildet die blättrige <hirendition="#aq">T = a : b : ∞c</hi> die Schief-<lb/>
endfläche, die häufig verſchwindende <hirendition="#aq">x = a' : c : ∞b</hi><lb/>
die hintere Gegenfläche, <hirendition="#aq">r = b : c : ∞a</hi> ein Paar<lb/>
auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt. Da nun<lb/>
ferner <hirendition="#aq">M</hi> in Zone <hirendition="#aq">T/x</hi> und <hirendition="#aq">r/r</hi> liegt, ſo muß <hirendition="#aq">M =<lb/>
c : ∞a : ∞b</hi>ſein, obwohl man die Zone <hirendition="#aq">r/r</hi>ſelten gut beobachten kann.</p><lb/><p>So genügt ein einziger Blick zur vollkommenen Orientirung. Ich<lb/>
breche hier mit den Beiſpielen ab, da es nur mein Zweck war, die Art<lb/>
zu zeigen, wie man ſolche ſcheinbar oft ſchwierige Sachen zu behandeln<lb/>
habe. Die Kryſtalle können erkannt werden, oft ohne nur einen Winkel<lb/>
zu meſſen, rein nach den Geſetzen der Zonenlehre an der Hand der Pro-<lb/>
jektion.</p></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[466/0478]
Anhang. Künſtl. Kryſtalle: Oxalſäure.
Einfaches Chromſaures KaliK̇ C⃛r pag. 438 iſt das ſchöne
ſchwefelgelbe Salz, was nach Mitſcherlich mit K̇ S⃛, K̇ S⃛e und ſchwefel-
ſaurem Ammoniak iſomorph iſt (Pogg. Ann. 18. 168). Es bildet lange
rhombiſche Säulen a : b : ∞c von 120° 41′, worauf das 2gliedrige Ok-
taeder a : b : c aufgeſetzt iſt. Mit beſonderer Zierlichkeit zeigt ſich vorn
ein kleiner matter Rhombus, welcher wechſelsweiſe mit Säule und Oktaeder
in Zonen fällt, daher den Ausdruck ½a : c : ∞b hat.
13. Oxalſäure C̶⃛ Ḣ̶3.
Gewendet 2 + 1gliedrig, wie Epidot pag. 232. Die Kryſtalle ver-
wittern zwar an freier Luft etwas, zerfallen aber nicht, und da man ſie
leicht von außerordentlicher Schönheit bekommt, ſo ſind ſie ein willkom-
menes Beiſpiel für jenes von Hr. Prof. Weiß ſo glücklich gelöste ver-
wickelte Kryſtallſyſtem. Gewöhnlich bilden ſie lange rhomboidiſche Säulen
M/T von etwa 102°, deren ſcharfe Kante durch x ungefähr gerade ab-
geſtumpft wird. T iſt deutlich blättrig, und nach M werden die Kryſtalle
oft tafelartig, und dieſe iſt in vielen Fällen auch nicht rein ausgebildet.
Am Ende herrſcht ein Augitpaar n/n von 117° in der Kante, es iſt ziem-
lich blättrig, aber wird ſchief auf ſämmtliche Säulenflächen aufgeſetzt.
Weſentlich für die Orientirung iſt öfter noch ein kleines Flächenpaar r,
welches die n in Rhomben verwandelt, woraus folgt, daß n n r r T x ein
Dodekaid bilden. Nimmt man ſchiefe Axen, ſo kann man dann ſchreiben:
n = a : b : ∞c vorn eine ſcharfe Säule von 63° bildend. Dazu
[Abbildung]
bildet die blättrige T = a : b : ∞c die Schief-
endfläche, die häufig verſchwindende x = a' : c : ∞b
die hintere Gegenfläche, r = b : c : ∞a ein Paar
auf die ſtumpfe Säulenkante aufgeſetzt. Da nun
ferner M in Zone T/x und r/r liegt, ſo muß M =
c : ∞a : ∞b ſein, obwohl man die Zone r/r ſelten gut beobachten kann.
So genügt ein einziger Blick zur vollkommenen Orientirung. Ich
breche hier mit den Beiſpielen ab, da es nur mein Zweck war, die Art
zu zeigen, wie man ſolche ſcheinbar oft ſchwierige Sachen zu behandeln
habe. Die Kryſtalle können erkannt werden, oft ohne nur einen Winkel
zu meſſen, rein nach den Geſetzen der Zonenlehre an der Hand der Pro-
jektion.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/478>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.