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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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III. Cl. Gediegene Metalle: Goldwerth.
Uralische Goldsand nur enthält. Und das ist erst noch viel.
Am Rhein, wo der Mann mit Waschen einen kärglichen Tagelohn verdienen
kann, ist er 7--8mal schlechter, es würde sich hier gar nicht lohnen, wenn
nicht das Gold mehr in Blättchen, die sich leichter anhängen, vorkäme,
als das im Ural der Fall ist. Im Ural und in den meisten goldreichen
Gegenden sind es vielmehr Körner mit rundlichen Oberflächen und allerlei
Unebenheiten. Das russische Riesenstück, welches 1842 in den Gold-
wäschen bei Miask gefunden wurde, wiegt 88 Lb russisch, ist 15 Zoll
lang, und 10 Zoll hoch, gleicht dem geschmolzenen schnell erkalteten Metall,
mit großen wulstigen Unebenheiten, in deren Tiefen Spuren von Krystal-
lisation sichtbar werden. Quarz und Titaneisen sitzt stellenweis daran
(Verhandl. Kais. Russ. Mineral. Gesellschaft 1843 pag. 70). Das Mu-
seum des Berginstituts bewahrte damals aus dem Ural 236 Goldklumpen
von 463 Lb Schwere und 168000 Silberrubel Werth! Das größte Stück
in Deutschland fand sich im Mühlbach bei Enkirch an der Mosel ohnweit
Bernkastel 3 Loth, und wird im Berliner Museum aufbewahrt (Poggen-
dorf's Ann. 10. 136).

Der Goldwerth ist immer etwas schwankend, je nach dem Gewinn
und den politischen Zuständen. Feines Gold war schon zur Zeit des Meses
in vielen Centnerschweren Massen das Hauptschmuckwerk beim jüdischen
Cultus (2 Moses 38, 24), der Gnadenstuhl und die Cherubim waren
aus massivem Gold. David vermachte dem Tempel 3000 Talent Goldes
(1 B. Chron. 30, 4), und Salomo holte auf eigenen Schiffen 420 Ta-
lente (nach Weston's Berechnung 3 Millionen Pfund Sterling) aus Ophir
1 Kön. 9, 28, und bekam überhaupt in einem Jahr 666 Talente Gold,
1 Kön. 10, 14. Schon zu Plato's Zeit wurde der Werth auf das 12fache
des Silbers gesetzt, wie es etwa noch heute in der Türkei ist. Die Römer
trieben einen ungeheuern Goldluxus besonders mit Ringen, Plin. 33. 5.
Dennoch hatte Cäsar in Gallien so viel erbeutet, daß es plötzlich nur
7mal theurer als Silber wurde, während es unter Justinian wieder auf
22 stieg. Zu unsern Zeiten schwankt die Goldwährung zwischen 14--15,
d. h. 14 Lb Silber gelten so viel als 1 Lb Gold, und da das Silber reichlich
ein Halbmal so schwer als Gold ist, so haben Goldstücke von gleicher Größe
mit Silberstücken ungefähr einen 27fachen Werth. Die feine Mark 360 fl.

Asien war nach alten Angaben das goldreichste Land der Erde,
und schon Herodot sagt, daß im Lande der Dardi (Kaschmir) Ameisen
größer als Füchse goldhaltigen Sand aus der Erde werfen. Noch heute
sind alle Zuflüsse des obern Indus so goldhaltig, daß Ritter (Erdkunde
14. 410) dahin das Land Ophir versetzt. Verschiedene asiatische Völker
bedienen sich der rohen Goldkörner als Tauschmittel. Besonders viel Gold-
staub liefern die großen Inseln Celebes, Borneo, Sumatra etc. Es scheint
bis jetzt noch wenig ausgebeutet, denn ein Fürst von Celebes versprach
einem amerikanischen Kaufmann, binnen Jahresfrist eine beliebige Menge
in Stücken von 6--12 Lb zu liefern. In Persien sollen nach den dortigen
Sagen die Gräser der hohen Elwend die gemeinsten Metalle in Gold
verwandeln. Aehnlichen Reichthum birgt das noch unbekanntere

Afrika. Südlich den Katarakten des Nil, noch südlich von dem
alten Meroe (Sennaar), wird das Gold im Strom gefunden, Fazoglo,

III. Cl. Gediegene Metalle: Goldwerth.
Uraliſche Goldſand nur enthält. Und das iſt erſt noch viel.
Am Rhein, wo der Mann mit Waſchen einen kärglichen Tagelohn verdienen
kann, iſt er 7—8mal ſchlechter, es würde ſich hier gar nicht lohnen, wenn
nicht das Gold mehr in Blättchen, die ſich leichter anhängen, vorkäme,
als das im Ural der Fall iſt. Im Ural und in den meiſten goldreichen
Gegenden ſind es vielmehr Körner mit rundlichen Oberflächen und allerlei
Unebenheiten. Das ruſſiſche Rieſenſtück, welches 1842 in den Gold-
wäſchen bei Miask gefunden wurde, wiegt 88 ℔ ruſſiſch, iſt 15 Zoll
lang, und 10 Zoll hoch, gleicht dem geſchmolzenen ſchnell erkalteten Metall,
mit großen wulſtigen Unebenheiten, in deren Tiefen Spuren von Kryſtal-
liſation ſichtbar werden. Quarz und Titaneiſen ſitzt ſtellenweis daran
(Verhandl. Kaiſ. Ruſſ. Mineral. Geſellſchaft 1843 pag. 70). Das Mu-
ſeum des Berginſtituts bewahrte damals aus dem Ural 236 Goldklumpen
von 463 ℔ Schwere und 168000 Silberrubel Werth! Das größte Stück
in Deutſchland fand ſich im Mühlbach bei Enkirch an der Moſel ohnweit
Bernkaſtel 3 Loth, und wird im Berliner Muſeum aufbewahrt (Poggen-
dorf’s Ann. 10. 136).

Der Goldwerth iſt immer etwas ſchwankend, je nach dem Gewinn
und den politiſchen Zuſtänden. Feines Gold war ſchon zur Zeit des Meſes
in vielen Centnerſchweren Maſſen das Hauptſchmuckwerk beim jüdiſchen
Cultus (2 Moſes 38, 24), der Gnadenſtuhl und die Cherubim waren
aus maſſivem Gold. David vermachte dem Tempel 3000 Talent Goldes
(1 B. Chron. 30, 4), und Salomo holte auf eigenen Schiffen 420 Ta-
lente (nach Weſton’s Berechnung 3 Millionen Pfund Sterling) aus Ophir
1 Kön. 9, 28, und bekam überhaupt in einem Jahr 666 Talente Gold,
1 Kön. 10, 14. Schon zu Plato’s Zeit wurde der Werth auf das 12fache
des Silbers geſetzt, wie es etwa noch heute in der Türkei iſt. Die Römer
trieben einen ungeheuern Goldluxus beſonders mit Ringen, Plin. 33. 5.
Dennoch hatte Cäſar in Gallien ſo viel erbeutet, daß es plötzlich nur
7mal theurer als Silber wurde, während es unter Juſtinian wieder auf
22 ſtieg. Zu unſern Zeiten ſchwankt die Goldwährung zwiſchen 14—15,
d. h. 14 ℔ Silber gelten ſo viel als 1 ℔ Gold, und da das Silber reichlich
ein Halbmal ſo ſchwer als Gold iſt, ſo haben Goldſtücke von gleicher Größe
mit Silberſtücken ungefähr einen 27fachen Werth. Die feine Mark 360 fl.

Aſien war nach alten Angaben das goldreichſte Land der Erde,
und ſchon Herodot ſagt, daß im Lande der Dardi (Kaſchmir) Ameiſen
größer als Füchſe goldhaltigen Sand aus der Erde werfen. Noch heute
ſind alle Zuflüſſe des obern Indus ſo goldhaltig, daß Ritter (Erdkunde
14. 410) dahin das Land Ophir verſetzt. Verſchiedene aſiatiſche Völker
bedienen ſich der rohen Goldkörner als Tauſchmittel. Beſonders viel Gold-
ſtaub liefern die großen Inſeln Celebes, Borneo, Sumatra ꝛc. Es ſcheint
bis jetzt noch wenig ausgebeutet, denn ein Fürſt von Celebes verſprach
einem amerikaniſchen Kaufmann, binnen Jahresfriſt eine beliebige Menge
in Stücken von 6—12 ℔ zu liefern. In Perſien ſollen nach den dortigen
Sagen die Gräſer der hohen Elwend die gemeinſten Metalle in Gold
verwandeln. Aehnlichen Reichthum birgt das noch unbekanntere

Afrika. Südlich den Katarakten des Nil, noch ſüdlich von dem
alten Meroe (Sennaar), wird das Gold im Strom gefunden, Fazoglo,

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[471/0483] III. Cl. Gediegene Metalle: Goldwerth. Uraliſche Goldſand nur [FORMEL] enthält. Und das iſt erſt noch viel. Am Rhein, wo der Mann mit Waſchen einen kärglichen Tagelohn verdienen kann, iſt er 7—8mal ſchlechter, es würde ſich hier gar nicht lohnen, wenn nicht das Gold mehr in Blättchen, die ſich leichter anhängen, vorkäme, als das im Ural der Fall iſt. Im Ural und in den meiſten goldreichen Gegenden ſind es vielmehr Körner mit rundlichen Oberflächen und allerlei Unebenheiten. Das ruſſiſche Rieſenſtück, welches 1842 in den Gold- wäſchen bei Miask gefunden wurde, wiegt 88 ℔ ruſſiſch, iſt 15 Zoll lang, und 10 Zoll hoch, gleicht dem geſchmolzenen ſchnell erkalteten Metall, mit großen wulſtigen Unebenheiten, in deren Tiefen Spuren von Kryſtal- liſation ſichtbar werden. Quarz und Titaneiſen ſitzt ſtellenweis daran (Verhandl. Kaiſ. Ruſſ. Mineral. Geſellſchaft 1843 pag. 70). Das Mu- ſeum des Berginſtituts bewahrte damals aus dem Ural 236 Goldklumpen von 463 ℔ Schwere und 168000 Silberrubel Werth! Das größte Stück in Deutſchland fand ſich im Mühlbach bei Enkirch an der Moſel ohnweit Bernkaſtel 3[FORMEL] Loth, und wird im Berliner Muſeum aufbewahrt (Poggen- dorf’s Ann. 10. 136). Der Goldwerth iſt immer etwas ſchwankend, je nach dem Gewinn und den politiſchen Zuſtänden. Feines Gold war ſchon zur Zeit des Meſes in vielen Centnerſchweren Maſſen das Hauptſchmuckwerk beim jüdiſchen Cultus (2 Moſes 38, 24), der Gnadenſtuhl und die Cherubim waren aus maſſivem Gold. David vermachte dem Tempel 3000 Talent Goldes (1 B. Chron. 30, 4), und Salomo holte auf eigenen Schiffen 420 Ta- lente (nach Weſton’s Berechnung 3 Millionen Pfund Sterling) aus Ophir 1 Kön. 9, 28, und bekam überhaupt in einem Jahr 666 Talente Gold, 1 Kön. 10, 14. Schon zu Plato’s Zeit wurde der Werth auf das 12fache des Silbers geſetzt, wie es etwa noch heute in der Türkei iſt. Die Römer trieben einen ungeheuern Goldluxus beſonders mit Ringen, Plin. 33. 5. Dennoch hatte Cäſar in Gallien ſo viel erbeutet, daß es plötzlich nur 7[FORMEL]mal theurer als Silber wurde, während es unter Juſtinian wieder auf 22 ſtieg. Zu unſern Zeiten ſchwankt die Goldwährung zwiſchen 14—15, d. h. 14[FORMEL] ℔ Silber gelten ſo viel als 1 ℔ Gold, und da das Silber reichlich ein Halbmal ſo ſchwer als Gold iſt, ſo haben Goldſtücke von gleicher Größe mit Silberſtücken ungefähr einen 27fachen Werth. Die feine Mark 360 fl. Aſien war nach alten Angaben das goldreichſte Land der Erde, und ſchon Herodot ſagt, daß im Lande der Dardi (Kaſchmir) Ameiſen größer als Füchſe goldhaltigen Sand aus der Erde werfen. Noch heute ſind alle Zuflüſſe des obern Indus ſo goldhaltig, daß Ritter (Erdkunde 14. 410) dahin das Land Ophir verſetzt. Verſchiedene aſiatiſche Völker bedienen ſich der rohen Goldkörner als Tauſchmittel. Beſonders viel Gold- ſtaub liefern die großen Inſeln Celebes, Borneo, Sumatra ꝛc. Es ſcheint bis jetzt noch wenig ausgebeutet, denn ein Fürſt von Celebes verſprach einem amerikaniſchen Kaufmann, binnen Jahresfriſt eine beliebige Menge in Stücken von 6—12 ℔ zu liefern. In Perſien ſollen nach den dortigen Sagen die Gräſer der hohen Elwend die gemeinſten Metalle in Gold verwandeln. Aehnlichen Reichthum birgt das noch unbekanntere Afrika. Südlich den Katarakten des Nil, noch ſüdlich von dem alten Meroe (Sennaar), wird das Gold im Strom gefunden, Fazoglo,

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/483>, abgerufen am 22.11.2024.