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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.
Scheibom und das Mondsgebirge ist den Sagen nach so reich, daß Meh-
met Ali Expeditionen dorthin ausrüstete. Weiter südlich im Reich Batua
sollen Madagaskar gegenüber in der goldreichen Ebene von Manica die
Goldkörner aus flacher Erde gegraben werden. Ja ein Theil der West-
küste hat von den Kaufleuten den Namen Goldküste erhalten, weil die
Mandingo-Neger den Goldstaub aus dem Quelllande des Senegal und
Gambia hier absetzen. Man hat daher wohl gemeint, daß Ophir die
Küstenländer von Afrika oder des glücklichen Arabien waren. Doch hat
die alte Welt in unsern Zeiten nie mehr die Schätze in dem Maße ge-
liefert, wie es im hohen Alterthum der Fall gewesen zu sein scheint.
Zwar haben die

Russischen Besitzungen von Nordasien am Ural und Altai in
unserm Jahrhundert große Ausbeute geliefert, aber nicht ohne Anstrengung.
Der Ural scheint darnach das Land der Scythen Herodots zu sein, wo
die einäugigen Arimaspen das Gold unter den Greifen hervorziehen.
Noch heute ist es dort ein einträglich Geschäft, den Goldschmuck zu suchen,
welchen die alten Tschuden ihren Todten mit ins Grab gaben. Dennoch
wurden erst 1819 die Goldwäschen im Ural wieder eröffnet. Die Gold-
seifen, unsern Lehmbildungen überaus ähnlich, ziehen sich auf der Ostseite
des von Nord nach Süd streichenden Gebirges wohl 150 Meilen weit in
gerader Linie fort, die größten Stücke kommen im Süden, in der Gegend
von Miask (Werchno-Uralsk das südlichste Werk) vor, je weiter nach
Nord, desto feiner das Goldkorn. Die Kosten betragen 2/3 des Goldwerthes.
1843 gewannen Privaten und Krone 1342 Pud im Werth von 16 Mill.
Silberrubel (a 1 fl. 50 kr.). 1847 1722 Pud, und von 1819--1851
etwa 18,400 Pud oder 460 Mill. Gulden. Nördlich vom Altai, in den
mittlern Flußgebieten des Obi, Tom, Jenissei bis zur Lena, wird das
Gold durch Verbrecher gewonnen. 1841 und 42 zogen 350 Expeditionen
im Gouvernement Jeneseisk in die Taigas (finstere Wälder) und fanden
nichts, solche Mühe kostet das Aufsuchen neuer reicher Lager! Dennoch
stieg dort der Goldertrag so schnell, daß er den am Ural bald zu über-
flügeln drohte, allein schon 1847 erreichte er seinen Höhenpunkt 1396 Pud,
1850 nur noch 1031, 1852 blos 818. 1844 sollen im Gouvern. Jeneseisk
150,000 Bouteillen Champagner getrunken sein! Das gibt uns das beste
Bild von den Goldsuchern.

In der Neuen Welt war es zuerst Brasilien, was die Goldgier
in Aufregung brachte. 1590 sah man beim Sklavenfang Indianische
Weiber und Kinder mit Goldblättchen geschmückt und nun drangen ganze
Karawanen in die Urwälder, die in den Bächen von St. Paulo pfund-
schwere Stücke fanden. In Minas Geraes fischten 1680 die Indianer
mit goldnen Angelhaken, und noch heute ist daselbst die Stadt Villaricca
der Hauptort. Ein schieferiger Quarzfelsen mit Eisenglimmer (Icu-
tinga) enthält das Gold in Blättchen, die zuweilen 3/4 Fuß lang werden,
aber immer sehr dünn bleiben. Man treibt Versuchsörter in das 60'
mächtige Lager, und leitet Wasser hinein, welches das Gebirge zernagt
und Gold auswäscht (Gilbert's Ann. 59. 130). Eine einzige Mine (Gongo-
Socco) hat in 12 Jahren den Engländern 20 Millionen Gulden Goldes
geliefert. 1785 fand sich bei Bahia ein Goldklumpen von 2560 Pfund
im Werth von 1 Mill. Gulden! Die ganze Cordillere von Chili bis zur

III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes.
Scheibom und das Mondsgebirge iſt den Sagen nach ſo reich, daß Meh-
met Ali Expeditionen dorthin ausrüſtete. Weiter ſüdlich im Reich Batua
ſollen Madagaskar gegenüber in der goldreichen Ebene von Manica die
Goldkörner aus flacher Erde gegraben werden. Ja ein Theil der Weſt-
küſte hat von den Kaufleuten den Namen Goldküſte erhalten, weil die
Mandingo-Neger den Goldſtaub aus dem Quelllande des Senegal und
Gambia hier abſetzen. Man hat daher wohl gemeint, daß Ophir die
Küſtenländer von Afrika oder des glücklichen Arabien waren. Doch hat
die alte Welt in unſern Zeiten nie mehr die Schätze in dem Maße ge-
liefert, wie es im hohen Alterthum der Fall geweſen zu ſein ſcheint.
Zwar haben die

Ruſſiſchen Beſitzungen von Nordaſien am Ural und Altai in
unſerm Jahrhundert große Ausbeute geliefert, aber nicht ohne Anſtrengung.
Der Ural ſcheint darnach das Land der Scythen Herodots zu ſein, wo
die einäugigen Arimaſpen das Gold unter den Greifen hervorziehen.
Noch heute iſt es dort ein einträglich Geſchäft, den Goldſchmuck zu ſuchen,
welchen die alten Tſchuden ihren Todten mit ins Grab gaben. Dennoch
wurden erſt 1819 die Goldwäſchen im Ural wieder eröffnet. Die Gold-
ſeifen, unſern Lehmbildungen überaus ähnlich, ziehen ſich auf der Oſtſeite
des von Nord nach Süd ſtreichenden Gebirges wohl 150 Meilen weit in
gerader Linie fort, die größten Stücke kommen im Süden, in der Gegend
von Miask (Werchno-Uralsk das ſüdlichſte Werk) vor, je weiter nach
Nord, deſto feiner das Goldkorn. Die Koſten betragen ⅔ des Goldwerthes.
1843 gewannen Privaten und Krone 1342 Pud im Werth von 16 Mill.
Silberrubel (à 1 fl. 50 kr.). 1847 1722 Pud, und von 1819—1851
etwa 18,400 Pud oder 460 Mill. Gulden. Nördlich vom Altai, in den
mittlern Flußgebieten des Obi, Tom, Jeniſſei bis zur Lena, wird das
Gold durch Verbrecher gewonnen. 1841 und 42 zogen 350 Expeditionen
im Gouvernement Jeneſeisk in die Taigas (finſtere Wälder) und fanden
nichts, ſolche Mühe koſtet das Aufſuchen neuer reicher Lager! Dennoch
ſtieg dort der Goldertrag ſo ſchnell, daß er den am Ural bald zu über-
flügeln drohte, allein ſchon 1847 erreichte er ſeinen Höhenpunkt 1396 Pud,
1850 nur noch 1031, 1852 blos 818. 1844 ſollen im Gouvern. Jeneſeisk
150,000 Bouteillen Champagner getrunken ſein! Das gibt uns das beſte
Bild von den Goldſuchern.

In der Neuen Welt war es zuerſt Braſilien, was die Goldgier
in Aufregung brachte. 1590 ſah man beim Sklavenfang Indianiſche
Weiber und Kinder mit Goldblättchen geſchmückt und nun drangen ganze
Karawanen in die Urwälder, die in den Bächen von St. Paulo pfund-
ſchwere Stücke fanden. In Minas Geraes fiſchten 1680 die Indianer
mit goldnen Angelhaken, und noch heute iſt daſelbſt die Stadt Villaricca
der Hauptort. Ein ſchieferiger Quarzfelſen mit Eiſenglimmer (Icu-
tinga) enthält das Gold in Blättchen, die zuweilen ¾ Fuß lang werden,
aber immer ſehr dünn bleiben. Man treibt Verſuchsörter in das 60′
mächtige Lager, und leitet Waſſer hinein, welches das Gebirge zernagt
und Gold auswäſcht (Gilbert’s Ann. 59. 130). Eine einzige Mine (Gongo-
Socco) hat in 12 Jahren den Engländern 20 Millionen Gulden Goldes
geliefert. 1785 fand ſich bei Bahia ein Goldklumpen von 2560 Pfund
im Werth von 1 Mill. Gulden! Die ganze Cordillere von Chili bis zur

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[472/0484] III. Cl. Gediegene Metalle: Verbreitung des Goldes. Scheibom und das Mondsgebirge iſt den Sagen nach ſo reich, daß Meh- met Ali Expeditionen dorthin ausrüſtete. Weiter ſüdlich im Reich Batua ſollen Madagaskar gegenüber in der goldreichen Ebene von Manica die Goldkörner aus flacher Erde gegraben werden. Ja ein Theil der Weſt- küſte hat von den Kaufleuten den Namen Goldküſte erhalten, weil die Mandingo-Neger den Goldſtaub aus dem Quelllande des Senegal und Gambia hier abſetzen. Man hat daher wohl gemeint, daß Ophir die Küſtenländer von Afrika oder des glücklichen Arabien waren. Doch hat die alte Welt in unſern Zeiten nie mehr die Schätze in dem Maße ge- liefert, wie es im hohen Alterthum der Fall geweſen zu ſein ſcheint. Zwar haben die Ruſſiſchen Beſitzungen von Nordaſien am Ural und Altai in unſerm Jahrhundert große Ausbeute geliefert, aber nicht ohne Anſtrengung. Der Ural ſcheint darnach das Land der Scythen Herodots zu ſein, wo die einäugigen Arimaſpen das Gold unter den Greifen hervorziehen. Noch heute iſt es dort ein einträglich Geſchäft, den Goldſchmuck zu ſuchen, welchen die alten Tſchuden ihren Todten mit ins Grab gaben. Dennoch wurden erſt 1819 die Goldwäſchen im Ural wieder eröffnet. Die Gold- ſeifen, unſern Lehmbildungen überaus ähnlich, ziehen ſich auf der Oſtſeite des von Nord nach Süd ſtreichenden Gebirges wohl 150 Meilen weit in gerader Linie fort, die größten Stücke kommen im Süden, in der Gegend von Miask (Werchno-Uralsk das ſüdlichſte Werk) vor, je weiter nach Nord, deſto feiner das Goldkorn. Die Koſten betragen ⅔ des Goldwerthes. 1843 gewannen Privaten und Krone 1342 Pud im Werth von 16 Mill. Silberrubel (à 1 fl. 50 kr.). 1847 1722 Pud, und von 1819—1851 etwa 18,400 Pud oder 460 Mill. Gulden. Nördlich vom Altai, in den mittlern Flußgebieten des Obi, Tom, Jeniſſei bis zur Lena, wird das Gold durch Verbrecher gewonnen. 1841 und 42 zogen 350 Expeditionen im Gouvernement Jeneſeisk in die Taigas (finſtere Wälder) und fanden nichts, ſolche Mühe koſtet das Aufſuchen neuer reicher Lager! Dennoch ſtieg dort der Goldertrag ſo ſchnell, daß er den am Ural bald zu über- flügeln drohte, allein ſchon 1847 erreichte er ſeinen Höhenpunkt 1396 Pud, 1850 nur noch 1031, 1852 blos 818. 1844 ſollen im Gouvern. Jeneſeisk 150,000 Bouteillen Champagner getrunken ſein! Das gibt uns das beſte Bild von den Goldſuchern. In der Neuen Welt war es zuerſt Braſilien, was die Goldgier in Aufregung brachte. 1590 ſah man beim Sklavenfang Indianiſche Weiber und Kinder mit Goldblättchen geſchmückt und nun drangen ganze Karawanen in die Urwälder, die in den Bächen von St. Paulo pfund- ſchwere Stücke fanden. In Minas Geraes fiſchten 1680 die Indianer mit goldnen Angelhaken, und noch heute iſt daſelbſt die Stadt Villaricca der Hauptort. Ein ſchieferiger Quarzfelſen mit Eiſenglimmer (Icu- tinga) enthält das Gold in Blättchen, die zuweilen ¾ Fuß lang werden, aber immer ſehr dünn bleiben. Man treibt Verſuchsörter in das 60′ mächtige Lager, und leitet Waſſer hinein, welches das Gebirge zernagt und Gold auswäſcht (Gilbert’s Ann. 59. 130). Eine einzige Mine (Gongo- Socco) hat in 12 Jahren den Engländern 20 Millionen Gulden Goldes geliefert. 1785 fand ſich bei Bahia ein Goldklumpen von 2560 Pfund im Werth von 1[FORMEL] Mill. Gulden! Die ganze Cordillere von Chili bis zur

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/484>, abgerufen am 22.11.2024.