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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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III. Cl. Gediegene Metalle: Siderisches Eisen.
daß es Niemand anfassen konnte. Es ist zerschnitten. Das zweite 30 Lb
16 Loth schwere fiel dagegen durch das Schindeldach eines armen Mannes
und das Schlafzimmer seiner Kinder, ohne zu zünden. Der Mann meinte
der Blitz habe eingeschlagen, und ahnete nichts von der Sache, erst nach
fleißigem Suchen wurde das Stück den folgenden Tag am 15ten Juli
unter den Trümmern der Kammerwand gefunden! Es ist von dem Prä-
laten für 6000 fl. zu einer frommen Stiftung verkauft. Die rundlichen
Stücke zeigen eine groblöcherige Oberfläche, und würfelig blättrigen Bruch,
so deutlich als beim Bleiglanz. Das Wiener Museum erhielt ein Stück
von 4 Lb, was fast aus einem einzigen Würfel besteht! Es kommen
daran auch Trennungsflächen nach dem Oktaeder vor, das sind aber mehr
Absonderungen. Es ist härter als die besten Stahlmeißel, und läßt sich
leicht strecken und schmieden. Gew. 7,7. Unter den

Eigenschaften des Meteoreisens ver-
dienen noch die Widmanstätten'schen Figuren
besonders erwähnt zu werden. Wenn man nämlich
Flächen polirt und mit Säure ätzt (Erdmann's
Journ. pr. Ch. 12. 304), so entsteht eine eigen-
thümliche Damastbildung von Strahlen, die sich
öfter ungefähr unter Winkeln von 60° aber auch
schärfer und stumpfer schneiden. Die dunkeln Stellen
wurden stärker von der Säure angegriffen, als die
[Abbildung] lichtern Streifen, und die Aetzung ist so vollkommen, daß Sheppard,
Rose etc. die schönsten Bilder davon unmittelbar abklatschten. Unsere neben-
stehende Figur ist ein Stück eines solchen abgeklatschten Bildes des Meteor-
eisens von Texas, was Silliman (Amer. Journ. 2 ser. II. pag. 376)
abgebildet hat. Nach Partsch entspricht die Lage der Strahlen den Flächen
von Oktaedern. Früher sah man die Zeichnung als Folge des Nickeleisens
an, zumal da sich auch künstliche Legirung von Nickel und Eisen besonders
zur Damascirung eignen soll. Allein Berzelius fand im Eisen von Bohu-
miliz (Pogg. Ann. 27. 128) schwarze unlösliche Schüppchen von Phosphor-
Nickel-Eisen (Dyslytit), welche sich parallel an die Oktaederflächen an-
lagern, und zu den Streifen die Veranlassung geben sollen. Vieles
Meteoreisen (Braunau, Bohumiliz, Krasnojarsk, Red River) verhält sich
gegen Kupfervitriollösung passiv, das Kupfer schlägt sich erst darauf nieder,
wenn man etwas Säure zusetzt, oder gewöhnliches Eisen unter der
Flüssigkeit damit in Berührung bringt. Durch ihre

Zusammensetzung schließen sich die Meteoreisen fast in einer
zusammenhängenden Reihe an die Meteorsteine an. Vor allem fällt selbst
im reinsten Eisen der große Nickelgehalt auf: Bohumiliz 5,6 Ni, Ellbogen
8,5 Ni, Krasnojarsk 10,7, ja Jackson gibt in einem von Alabama
27,7 Ni an, Sill. Amer. Journ. 34. 334. Den Nickelgehalt erkennt man
schon durch bloßes Auflösen in Salzsäure, indem sich eine schöne gelblich
grüne Flüssigkeit bildet, während bloßes Eisen nur wenig färbt. Un-
wichtiger ist Kobalt, doch fehlt es selten, 0,2 Co Bohumiliz, 0,76 Co
Ellbogen. Mangan nur wenig, noch weniger Kupfer und Zinn. Auf-
fallend ist der Mangel an Kohle, doch gibt Berzelius von Krasnojarsk
0,04 C und Rammelsberg von Seeläsgen sogar 0,5 C an. Ebenso kommt

III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen.
daß es Niemand anfaſſen konnte. Es iſt zerſchnitten. Das zweite 30 ℔
16 Loth ſchwere fiel dagegen durch das Schindeldach eines armen Mannes
und das Schlafzimmer ſeiner Kinder, ohne zu zünden. Der Mann meinte
der Blitz habe eingeſchlagen, und ahnete nichts von der Sache, erſt nach
fleißigem Suchen wurde das Stück den folgenden Tag am 15ten Juli
unter den Trümmern der Kammerwand gefunden! Es iſt von dem Prä-
laten für 6000 fl. zu einer frommen Stiftung verkauft. Die rundlichen
Stücke zeigen eine groblöcherige Oberfläche, und würfelig blättrigen Bruch,
ſo deutlich als beim Bleiglanz. Das Wiener Muſeum erhielt ein Stück
von 4 ℔, was faſt aus einem einzigen Würfel beſteht! Es kommen
daran auch Trennungsflächen nach dem Oktaeder vor, das ſind aber mehr
Abſonderungen. Es iſt härter als die beſten Stahlmeißel, und läßt ſich
leicht ſtrecken und ſchmieden. Gew. 7,7. Unter den

Eigenſchaften des Meteoreiſens ver-
dienen noch die Widmanſtätten’ſchen Figuren
beſonders erwähnt zu werden. Wenn man nämlich
Flächen polirt und mit Säure ätzt (Erdmann’s
Journ. pr. Ch. 12. 304), ſo entſteht eine eigen-
thümliche Damaſtbildung von Strahlen, die ſich
öfter ungefähr unter Winkeln von 60° aber auch
ſchärfer und ſtumpfer ſchneiden. Die dunkeln Stellen
wurden ſtärker von der Säure angegriffen, als die
[Abbildung] lichtern Streifen, und die Aetzung iſt ſo vollkommen, daß Sheppard,
Roſe ꝛc. die ſchönſten Bilder davon unmittelbar abklatſchten. Unſere neben-
ſtehende Figur iſt ein Stück eines ſolchen abgeklatſchten Bildes des Meteor-
eiſens von Texas, was Silliman (Amer. Journ. 2 ser. II. pag. 376)
abgebildet hat. Nach Partſch entſpricht die Lage der Strahlen den Flächen
von Oktaedern. Früher ſah man die Zeichnung als Folge des Nickeleiſens
an, zumal da ſich auch künſtliche Legirung von Nickel und Eiſen beſonders
zur Damascirung eignen ſoll. Allein Berzelius fand im Eiſen von Bohu-
miliz (Pogg. Ann. 27. 128) ſchwarze unlösliche Schüppchen von Phosphor-
Nickel-Eiſen (Dyslytit), welche ſich parallel an die Oktaederflächen an-
lagern, und zu den Streifen die Veranlaſſung geben ſollen. Vieles
Meteoreiſen (Braunau, Bohumiliz, Krasnojarsk, Red River) verhält ſich
gegen Kupfervitriollöſung paſſiv, das Kupfer ſchlägt ſich erſt darauf nieder,
wenn man etwas Säure zuſetzt, oder gewöhnliches Eiſen unter der
Flüſſigkeit damit in Berührung bringt. Durch ihre

Zuſammenſetzung ſchließen ſich die Meteoreiſen faſt in einer
zuſammenhängenden Reihe an die Meteorſteine an. Vor allem fällt ſelbſt
im reinſten Eiſen der große Nickelgehalt auf: Bohumiliz 5,6 Ni, Ellbogen
8,5 Ni, Krasnojarsk 10,7, ja Jackſon gibt in einem von Alabama
27,7 Ni an, Sill. Amer. Journ. 34. 334. Den Nickelgehalt erkennt man
ſchon durch bloßes Auflöſen in Salzſäure, indem ſich eine ſchöne gelblich
grüne Flüſſigkeit bildet, während bloßes Eiſen nur wenig färbt. Un-
wichtiger iſt Kobalt, doch fehlt es ſelten, 0,2 Co Bohumiliz, 0,76 Co
Ellbogen. Mangan nur wenig, noch weniger Kupfer und Zinn. Auf-
fallend iſt der Mangel an Kohle, doch gibt Berzelius von Krasnojarsk
0,04 C und Rammelsberg von Seeläsgen ſogar 0,5 C an. Ebenſo kommt

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[495/0507] III. Cl. Gediegene Metalle: Sideriſches Eiſen. daß es Niemand anfaſſen konnte. Es iſt zerſchnitten. Das zweite 30 ℔ 16 Loth ſchwere fiel dagegen durch das Schindeldach eines armen Mannes und das Schlafzimmer ſeiner Kinder, ohne zu zünden. Der Mann meinte der Blitz habe eingeſchlagen, und ahnete nichts von der Sache, erſt nach fleißigem Suchen wurde das Stück den folgenden Tag am 15ten Juli unter den Trümmern der Kammerwand gefunden! Es iſt von dem Prä- laten für 6000 fl. zu einer frommen Stiftung verkauft. Die rundlichen Stücke zeigen eine groblöcherige Oberfläche, und würfelig blättrigen Bruch, ſo deutlich als beim Bleiglanz. Das Wiener Muſeum erhielt ein Stück von 4 ℔, was faſt aus einem einzigen Würfel beſteht! Es kommen daran auch Trennungsflächen nach dem Oktaeder vor, das ſind aber mehr Abſonderungen. Es iſt härter als die beſten Stahlmeißel, und läßt ſich leicht ſtrecken und ſchmieden. Gew. 7,7. Unter den Eigenſchaften des Meteoreiſens ver- dienen noch die Widmanſtätten’ſchen Figuren beſonders erwähnt zu werden. Wenn man nämlich Flächen polirt und mit Säure ätzt (Erdmann’s Journ. pr. Ch. 12. 304), ſo entſteht eine eigen- thümliche Damaſtbildung von Strahlen, die ſich öfter ungefähr unter Winkeln von 60° aber auch ſchärfer und ſtumpfer ſchneiden. Die dunkeln Stellen wurden ſtärker von der Säure angegriffen, als die [Abbildung] lichtern Streifen, und die Aetzung iſt ſo vollkommen, daß Sheppard, Roſe ꝛc. die ſchönſten Bilder davon unmittelbar abklatſchten. Unſere neben- ſtehende Figur iſt ein Stück eines ſolchen abgeklatſchten Bildes des Meteor- eiſens von Texas, was Silliman (Amer. Journ. 2 ser. II. pag. 376) abgebildet hat. Nach Partſch entſpricht die Lage der Strahlen den Flächen von Oktaedern. Früher ſah man die Zeichnung als Folge des Nickeleiſens an, zumal da ſich auch künſtliche Legirung von Nickel und Eiſen beſonders zur Damascirung eignen ſoll. Allein Berzelius fand im Eiſen von Bohu- miliz (Pogg. Ann. 27. 128) ſchwarze unlösliche Schüppchen von Phosphor- Nickel-Eiſen (Dyslytit), welche ſich parallel an die Oktaederflächen an- lagern, und zu den Streifen die Veranlaſſung geben ſollen. Vieles Meteoreiſen (Braunau, Bohumiliz, Krasnojarsk, Red River) verhält ſich gegen Kupfervitriollöſung paſſiv, das Kupfer ſchlägt ſich erſt darauf nieder, wenn man etwas Säure zuſetzt, oder gewöhnliches Eiſen unter der Flüſſigkeit damit in Berührung bringt. Durch ihre Zuſammenſetzung ſchließen ſich die Meteoreiſen faſt in einer zuſammenhängenden Reihe an die Meteorſteine an. Vor allem fällt ſelbſt im reinſten Eiſen der große Nickelgehalt auf: Bohumiliz 5,6 Ni, Ellbogen 8,5 Ni, Krasnojarsk 10,7, ja Jackſon gibt in einem von Alabama 27,7 Ni an, Sill. Amer. Journ. 34. 334. Den Nickelgehalt erkennt man ſchon durch bloßes Auflöſen in Salzſäure, indem ſich eine ſchöne gelblich grüne Flüſſigkeit bildet, während bloßes Eiſen nur wenig färbt. Un- wichtiger iſt Kobalt, doch fehlt es ſelten, 0,2 Co Bohumiliz, 0,76 Co Ellbogen. Mangan nur wenig, noch weniger Kupfer und Zinn. Auf- fallend iſt der Mangel an Kohle, doch gibt Berzelius von Krasnojarsk 0,04 C und Rammelsberg von Seeläsgen ſogar 0,5 C an. Ebenſo kommt

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/507>, abgerufen am 24.11.2024.