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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle.
als bei der Steinkohle an. Braunkohlen enthalten meist weniger Bitumen
als fette Steinkohlen, und geben keine guten Coaks. Uebrigens ist wie
beim Holz je nach der Feuerung das Ausbringen von Kohle sehr ver-
schieden: schnelles Feuern gibt weniger Kohlenrückstand. Schon Klaproth
vermuthete unter den Destillationsprodukten branstige Holzsäure, was sich
später bestätigt hat. Dr. Kremers glaubte in der Essigsäurebildung den
scharfen Unterschied von der Steinkohle zu finden pag. 628. Man kann
sie nur in ihren Varietäten einigermaßen festhalten.

1. Muschelige Braunkohle (Pechkohle, gemeine Braunkohle) hat noch
ganz das Aussehen einer ächten Steinkohle, doch ist sie nicht so bituminös,
riecht beim Verbrennen unangenehmer, und hat einen braunen Strich,
oder theilt doch wenigstens der Kalilauge eine dunkelbraune Farbe mit.
Gew. 1,2. Sie scheidet sich in der gemeinen Braunkohle nesterweis
aus, bildet dünne Flötze in der Molasse (St. Gallen mit Planorbis, Kauf-
beuren), am Saume der Alpen (Heering in Tyrol). Ihr Glanz gleicht
meist dem der Pech- oder Cannelkohle. Doch liegen auch Partien der
deutlichsten Glanzkohle darin. Am Meißner, wo sie mit Basalt in Be-
rührung kommt, wird sie sogar fast noch stärker glänzend, als der Glanz
der glänzendsten Steinkohle. Der Basalt erzeugte dort auch die viel ge-
nannte Stangenkohle pag. 632. Jene geschichteten in den Alpen
können beim ersten Anblick mit Schieferkohle des Steinkohlengebirgs ver-
wechselt werden, aber es fehlt bei näherer Ansicht die zwischenliegende Faser-
kohle. Auch haben sie eine vorherrschende Neigung, Blätterkohle zu
werden, in welcher die Schichtung viel dünner und bestimmter ist (Molasse
bei Ißny). Bemerkenswerth sind die bituminösen Hölzer (Rod im Sieben-
gebirge bei Bonn), welche im Längsbruch matt schimmern und die deut-
lichste Holzstruktur zeigen, im Querbruch dagegen einer Pech- bis Glanz-
kohle gleichen. Diese scheinbar homogene Struktur stellt sich öfter auch
bei Früchten und andern Pflanzenresten auf frischen Bruchflächen ein.
Die Analysen weichen sehr ab: Gräger gibt in der Glanzkohle vom
Meißner 82 C, 4,2 H, 5,9 O an, in der Pechkohle dagegen über 62 C,
5,5 H, 18 O.

2. Moorkohle ist die gemeinste aller Braunkohlen. Derb mit ebenem
Bruch und glänzendem Strich, hat aber so viel Feuchtigkeit, daß sie in
den Sammlungen aufberstet. Die Farbe schwarz wie Moor (Buxweiler),
häufig aber auch stark ins Braune (Salzhausen). In ihren reinsten Ab-
änderungen erscheint sie wie fein zermalmtes Holz, das schlammartig ver-
theilt wieder zusammenbackte. Sie dient den Hölzern, Blättern, Früchten etc.
als Lagerstätte, und erinnert durch ihr Aussehen lebhaft an Torfbildung.
In den tiefern Seegegenden zwischen Halberstadt und Aschersleben wird
sie stellenweis als schwarzer fließender Schlamm aus dem Boden geschla-
gen; am höhern Ort fällt sie dagegen an der Luft zur Erde (Erdkohle,
erdige Braunkohle), wie z. B. zwischen Halle und Eisleben, sie wird dann
mit Wasser angemacht, geknetet, in Formen gestrichen, an der Luft ge-
trocknet, und so zur Feuerung angewendet. Trotz dieses erdigen Aus-
sehens ist der Aschengehalt, so lange sie keine Schichtung zeigt, nicht
übermäßig. Klaproth (Beiträge III. 319) bekam bei der erdigen Braun-
kohle von Schraplau bei Eisleben 11,5 p. C. Asche, gewöhnlich beträgt
sie aber noch weniger. Mit mäßig starker Aetzlauge digerirt "scheint sich

VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle.
als bei der Steinkohle an. Braunkohlen enthalten meiſt weniger Bitumen
als fette Steinkohlen, und geben keine guten Coaks. Uebrigens iſt wie
beim Holz je nach der Feuerung das Ausbringen von Kohle ſehr ver-
ſchieden: ſchnelles Feuern gibt weniger Kohlenrückſtand. Schon Klaproth
vermuthete unter den Deſtillationsprodukten branſtige Holzſäure, was ſich
ſpäter beſtätigt hat. Dr. Kremers glaubte in der Eſſigſäurebildung den
ſcharfen Unterſchied von der Steinkohle zu finden pag. 628. Man kann
ſie nur in ihren Varietäten einigermaßen feſthalten.

1. Muſchelige Braunkohle (Pechkohle, gemeine Braunkohle) hat noch
ganz das Ausſehen einer ächten Steinkohle, doch iſt ſie nicht ſo bituminös,
riecht beim Verbrennen unangenehmer, und hat einen braunen Strich,
oder theilt doch wenigſtens der Kalilauge eine dunkelbraune Farbe mit.
Gew. 1,2. Sie ſcheidet ſich in der gemeinen Braunkohle neſterweis
aus, bildet dünne Flötze in der Molaſſe (St. Gallen mit Planorbis, Kauf-
beuren), am Saume der Alpen (Heering in Tyrol). Ihr Glanz gleicht
meiſt dem der Pech- oder Cannelkohle. Doch liegen auch Partien der
deutlichſten Glanzkohle darin. Am Meißner, wo ſie mit Baſalt in Be-
rührung kommt, wird ſie ſogar faſt noch ſtärker glänzend, als der Glanz
der glänzendſten Steinkohle. Der Baſalt erzeugte dort auch die viel ge-
nannte Stangenkohle pag. 632. Jene geſchichteten in den Alpen
können beim erſten Anblick mit Schieferkohle des Steinkohlengebirgs ver-
wechſelt werden, aber es fehlt bei näherer Anſicht die zwiſchenliegende Faſer-
kohle. Auch haben ſie eine vorherrſchende Neigung, Blätterkohle zu
werden, in welcher die Schichtung viel dünner und beſtimmter iſt (Molaſſe
bei Ißny). Bemerkenswerth ſind die bituminöſen Hölzer (Rod im Sieben-
gebirge bei Bonn), welche im Längsbruch matt ſchimmern und die deut-
lichſte Holzſtruktur zeigen, im Querbruch dagegen einer Pech- bis Glanz-
kohle gleichen. Dieſe ſcheinbar homogene Struktur ſtellt ſich öfter auch
bei Früchten und andern Pflanzenreſten auf friſchen Bruchflächen ein.
Die Analyſen weichen ſehr ab: Gräger gibt in der Glanzkohle vom
Meißner 82 C, 4,2 H, 5,9 O an, in der Pechkohle dagegen über 62 C,
5,5 H, 18 O.

2. Moorkohle iſt die gemeinſte aller Braunkohlen. Derb mit ebenem
Bruch und glänzendem Strich, hat aber ſo viel Feuchtigkeit, daß ſie in
den Sammlungen aufberſtet. Die Farbe ſchwarz wie Moor (Buxweiler),
häufig aber auch ſtark ins Braune (Salzhauſen). In ihren reinſten Ab-
änderungen erſcheint ſie wie fein zermalmtes Holz, das ſchlammartig ver-
theilt wieder zuſammenbackte. Sie dient den Hölzern, Blättern, Früchten ꝛc.
als Lagerſtätte, und erinnert durch ihr Ausſehen lebhaft an Torfbildung.
In den tiefern Seegegenden zwiſchen Halberſtadt und Aſchersleben wird
ſie ſtellenweis als ſchwarzer fließender Schlamm aus dem Boden geſchla-
gen; am höhern Ort fällt ſie dagegen an der Luft zur Erde (Erdkohle,
erdige Braunkohle), wie z. B. zwiſchen Halle und Eisleben, ſie wird dann
mit Waſſer angemacht, geknetet, in Formen geſtrichen, an der Luft ge-
trocknet, und ſo zur Feuerung angewendet. Trotz dieſes erdigen Aus-
ſehens iſt der Aſchengehalt, ſo lange ſie keine Schichtung zeigt, nicht
übermäßig. Klaproth (Beiträge III. 319) bekam bei der erdigen Braun-
kohle von Schraplau bei Eisleben 11,5 p. C. Aſche, gewöhnlich beträgt
ſie aber noch weniger. Mit mäßig ſtarker Aetzlauge digerirt „ſcheint ſich

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[640/0652] VI. Cl. Inflammabilien: Braunkohle. als bei der Steinkohle an. Braunkohlen enthalten meiſt weniger Bitumen als fette Steinkohlen, und geben keine guten Coaks. Uebrigens iſt wie beim Holz je nach der Feuerung das Ausbringen von Kohle ſehr ver- ſchieden: ſchnelles Feuern gibt weniger Kohlenrückſtand. Schon Klaproth vermuthete unter den Deſtillationsprodukten branſtige Holzſäure, was ſich ſpäter beſtätigt hat. Dr. Kremers glaubte in der Eſſigſäurebildung den ſcharfen Unterſchied von der Steinkohle zu finden pag. 628. Man kann ſie nur in ihren Varietäten einigermaßen feſthalten. 1. Muſchelige Braunkohle (Pechkohle, gemeine Braunkohle) hat noch ganz das Ausſehen einer ächten Steinkohle, doch iſt ſie nicht ſo bituminös, riecht beim Verbrennen unangenehmer, und hat einen braunen Strich, oder theilt doch wenigſtens der Kalilauge eine dunkelbraune Farbe mit. Gew. 1,2. Sie ſcheidet ſich in der gemeinen Braunkohle neſterweis aus, bildet dünne Flötze in der Molaſſe (St. Gallen mit Planorbis, Kauf- beuren), am Saume der Alpen (Heering in Tyrol). Ihr Glanz gleicht meiſt dem der Pech- oder Cannelkohle. Doch liegen auch Partien der deutlichſten Glanzkohle darin. Am Meißner, wo ſie mit Baſalt in Be- rührung kommt, wird ſie ſogar faſt noch ſtärker glänzend, als der Glanz der glänzendſten Steinkohle. Der Baſalt erzeugte dort auch die viel ge- nannte Stangenkohle pag. 632. Jene geſchichteten in den Alpen können beim erſten Anblick mit Schieferkohle des Steinkohlengebirgs ver- wechſelt werden, aber es fehlt bei näherer Anſicht die zwiſchenliegende Faſer- kohle. Auch haben ſie eine vorherrſchende Neigung, Blätterkohle zu werden, in welcher die Schichtung viel dünner und beſtimmter iſt (Molaſſe bei Ißny). Bemerkenswerth ſind die bituminöſen Hölzer (Rod im Sieben- gebirge bei Bonn), welche im Längsbruch matt ſchimmern und die deut- lichſte Holzſtruktur zeigen, im Querbruch dagegen einer Pech- bis Glanz- kohle gleichen. Dieſe ſcheinbar homogene Struktur ſtellt ſich öfter auch bei Früchten und andern Pflanzenreſten auf friſchen Bruchflächen ein. Die Analyſen weichen ſehr ab: Gräger gibt in der Glanzkohle vom Meißner 82 C, 4,2 H, 5,9 O an, in der Pechkohle dagegen über 62 C, 5,5 H, 18 O. 2. Moorkohle iſt die gemeinſte aller Braunkohlen. Derb mit ebenem Bruch und glänzendem Strich, hat aber ſo viel Feuchtigkeit, daß ſie in den Sammlungen aufberſtet. Die Farbe ſchwarz wie Moor (Buxweiler), häufig aber auch ſtark ins Braune (Salzhauſen). In ihren reinſten Ab- änderungen erſcheint ſie wie fein zermalmtes Holz, das ſchlammartig ver- theilt wieder zuſammenbackte. Sie dient den Hölzern, Blättern, Früchten ꝛc. als Lagerſtätte, und erinnert durch ihr Ausſehen lebhaft an Torfbildung. In den tiefern Seegegenden zwiſchen Halberſtadt und Aſchersleben wird ſie ſtellenweis als ſchwarzer fließender Schlamm aus dem Boden geſchla- gen; am höhern Ort fällt ſie dagegen an der Luft zur Erde (Erdkohle, erdige Braunkohle), wie z. B. zwiſchen Halle und Eisleben, ſie wird dann mit Waſſer angemacht, geknetet, in Formen geſtrichen, an der Luft ge- trocknet, und ſo zur Feuerung angewendet. Trotz dieſes erdigen Aus- ſehens iſt der Aſchengehalt, ſo lange ſie keine Schichtung zeigt, nicht übermäßig. Klaproth (Beiträge III. 319) bekam bei der erdigen Braun- kohle von Schraplau bei Eisleben 11,5 p. C. Aſche, gewöhnlich beträgt ſie aber noch weniger. Mit mäßig ſtarker Aetzlauge digerirt „ſcheint ſich

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/652>, abgerufen am 22.11.2024.