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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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Gebirgsarten: Chloritschiefer.
größere Rollen spielen sie in den Alpen, doch machen sie hier die buntesten
Gemische und Uebergänge in

Chloritschieferpag. 201 mit dunkelgrüner und Talkschiefer
pag. 202 mit lichtgrüner bis weißer Farbe. Das fettige Anfühlen läßt
die letztern oft sicher erkennen. Am allerschwierigsten ist jedoch die Gränze
zum Thonschiefer hin (Urthonschiefer, über dem Glimmerschiefer Platz
greifend) festzustellen, doch hat letzterer ein mehr erdiges als krystallinisches
Gefüge. Auch hat der Thonschiefer, mit Ausnahme des Chiastolith's
pag. 240, keine krystallinischen Silicate zu Einschlüssen, oder wo diese
vorkommen, rechnet man die Gesteine besser zu der Glimmerschiefergruppe,
die in dieser Beziehung am reichsten ist: Granat, Staurolith, Cyanit,
Turmalin, Smaragd, Rutil, Magneteisen, Stahlstein und viele andere
Minerale werden darin gefunden.

c) Quarz herrscht vor.

Da der Quarz nach pag. 166 sich auch auf nassem Wege krystallinisch
bilden kann, so führt er uns theilweis aus dem Urgebirge in das Flöz-
gebirge hinaus. Indessen genügt bei diesen sogenannten "einfachen Ge-
birgsarten" die Citirung des mineralogischen Namens. Auch ist es geradezu
falsch, wenn man Feuerstein pag. 175, Opal pag. 178 etc. bei den
Gebirgsarten aufführt, da diese nie Gebirge bilden, selbst Kieselschiefer
pag. 178, Hornstein pag. 177 sind ein für allemal bei den Mineralien
abgemacht, und wenn der reine Quarz, der in Gängen und Lagern das
Ur- und Uebergangsgebirge, insonders der Alpen, so häufig durchschwärmt,
und gern das Muttergestein des Goldes bildet, einmal als "Gebirgs-
quarz
" vorkommt, so hat man ihm den passenden Namen Quarzfels
(Quarzit ist schlechter) gegeben. Solche Quarzfelsen von mannigfachstem
Wechsel in der Masse trifft man besonders schön im Granit des Bayer'-
schen- und Böhmer-Waldes, wo er ein vortreffliches Material zur Glas-
bereitung bietet. Der sogenannte Pfahl (Vallum) setzt 28 Stunden weit
als "zackiger oft abentheuerlich geformter Felsenkamm" fort. Von Thierl-
stein südwestlich Cham bis Bruck südöstlich Zwisel beträgt der Weg im
porphyrischen Granit 18 Stunden *). Der Ganggranit der Umgegend
von Zwisel verwandelt sich ganz in krystallinischen Quarz, worunter der
schöne Rosenquarz pag. 170 besonders vom Hünerkobel bei Zwisel. Beryll,
Turmalin, Triphylin, Columbit kommen in den Quarzfels eingesprengt
vor, Wineberger Versuch geogn. Besch. Bayerischen Waldgebirges pag. 50.
Bei Böhmisch Neustadt und am Jeschkengebirge im Bunzlauer Kreise
nimmt er Blättchen von verhärtetem Talk auf, und zeigt große Neigung
zum Schieferigen. Im

Greisen der Zinnsteingänge von Altenberg und Zinnwald in Sachsen,
Schlackenwalde in Böhmen und in Cornwallis herrscht körniger hellgrauer
Quarz, dem Blättchen von talkigem Glimmer beigemischt sind. Der Feld-
spath tritt zurück, doch läßt die Art des Auftretens noch erkennen, daß
das Gestein vom Granite herkommt. Wenn sich dazu Turmalin gesellt,
so hat man das Gestein Schörlfels, und wenn es sich schichtet, Schörl-

*) Einen ähnlichen Zug hat Dr. Hochstetter im Böhmer Walde nachgewiesen, der
fast in die nördliche Fortsetzung des Bayerischen fällt.

Gebirgsarten: Chloritſchiefer.
größere Rollen ſpielen ſie in den Alpen, doch machen ſie hier die bunteſten
Gemiſche und Uebergänge in

Chloritſchieferpag. 201 mit dunkelgrüner und Talkſchiefer
pag. 202 mit lichtgrüner bis weißer Farbe. Das fettige Anfühlen läßt
die letztern oft ſicher erkennen. Am allerſchwierigſten iſt jedoch die Gränze
zum Thonſchiefer hin (Urthonſchiefer, über dem Glimmerſchiefer Platz
greifend) feſtzuſtellen, doch hat letzterer ein mehr erdiges als kryſtalliniſches
Gefüge. Auch hat der Thonſchiefer, mit Ausnahme des Chiaſtolith’s
pag. 240, keine kryſtalliniſchen Silicate zu Einſchlüſſen, oder wo dieſe
vorkommen, rechnet man die Geſteine beſſer zu der Glimmerſchiefergruppe,
die in dieſer Beziehung am reichſten iſt: Granat, Staurolith, Cyanit,
Turmalin, Smaragd, Rutil, Magneteiſen, Stahlſtein und viele andere
Minerale werden darin gefunden.

c) Quarz herrſcht vor.

Da der Quarz nach pag. 166 ſich auch auf naſſem Wege kryſtalliniſch
bilden kann, ſo führt er uns theilweis aus dem Urgebirge in das Flöz-
gebirge hinaus. Indeſſen genügt bei dieſen ſogenannten „einfachen Ge-
birgsarten“ die Citirung des mineralogiſchen Namens. Auch iſt es geradezu
falſch, wenn man Feuerſtein pag. 175, Opal pag. 178 ꝛc. bei den
Gebirgsarten aufführt, da dieſe nie Gebirge bilden, ſelbſt Kieſelſchiefer
pag. 178, Hornſtein pag. 177 ſind ein für allemal bei den Mineralien
abgemacht, und wenn der reine Quarz, der in Gängen und Lagern das
Ur- und Uebergangsgebirge, inſonders der Alpen, ſo häufig durchſchwärmt,
und gern das Muttergeſtein des Goldes bildet, einmal als „Gebirgs-
quarz
“ vorkommt, ſo hat man ihm den paſſenden Namen Quarzfels
(Quarzit iſt ſchlechter) gegeben. Solche Quarzfelſen von mannigfachſtem
Wechſel in der Maſſe trifft man beſonders ſchön im Granit des Bayer’-
ſchen- und Böhmer-Waldes, wo er ein vortreffliches Material zur Glas-
bereitung bietet. Der ſogenannte Pfahl (Vallum) ſetzt 28 Stunden weit
als „zackiger oft abentheuerlich geformter Felſenkamm“ fort. Von Thierl-
ſtein ſüdweſtlich Cham bis Bruck ſüdöſtlich Zwiſel beträgt der Weg im
porphyriſchen Granit 18 Stunden *). Der Ganggranit der Umgegend
von Zwiſel verwandelt ſich ganz in kryſtalliniſchen Quarz, worunter der
ſchöne Roſenquarz pag. 170 beſonders vom Hünerkobel bei Zwiſel. Beryll,
Turmalin, Triphylin, Columbit kommen in den Quarzfels eingeſprengt
vor, Wineberger Verſuch geogn. Beſch. Bayeriſchen Waldgebirges pag. 50.
Bei Böhmiſch Neuſtadt und am Jeſchkengebirge im Bunzlauer Kreiſe
nimmt er Blättchen von verhärtetem Talk auf, und zeigt große Neigung
zum Schieferigen. Im

Greiſen der Zinnſteingänge von Altenberg und Zinnwald in Sachſen,
Schlackenwalde in Böhmen und in Cornwallis herrſcht körniger hellgrauer
Quarz, dem Blättchen von talkigem Glimmer beigemiſcht ſind. Der Feld-
ſpath tritt zurück, doch läßt die Art des Auftretens noch erkennen, daß
das Geſtein vom Granite herkommt. Wenn ſich dazu Turmalin geſellt,
ſo hat man das Geſtein Schörlfels, und wenn es ſich ſchichtet, Schörl-

*) Einen ähnlichen Zug hat Dr. Hochſtetter im Böhmer Walde nachgewieſen, der
faſt in die nördliche Fortſetzung des Bayeriſchen fällt.
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[669/0681] Gebirgsarten: Chloritſchiefer. größere Rollen ſpielen ſie in den Alpen, doch machen ſie hier die bunteſten Gemiſche und Uebergänge in Chloritſchieferpag. 201 mit dunkelgrüner und Talkſchiefer pag. 202 mit lichtgrüner bis weißer Farbe. Das fettige Anfühlen läßt die letztern oft ſicher erkennen. Am allerſchwierigſten iſt jedoch die Gränze zum Thonſchiefer hin (Urthonſchiefer, über dem Glimmerſchiefer Platz greifend) feſtzuſtellen, doch hat letzterer ein mehr erdiges als kryſtalliniſches Gefüge. Auch hat der Thonſchiefer, mit Ausnahme des Chiaſtolith’s pag. 240, keine kryſtalliniſchen Silicate zu Einſchlüſſen, oder wo dieſe vorkommen, rechnet man die Geſteine beſſer zu der Glimmerſchiefergruppe, die in dieſer Beziehung am reichſten iſt: Granat, Staurolith, Cyanit, Turmalin, Smaragd, Rutil, Magneteiſen, Stahlſtein und viele andere Minerale werden darin gefunden. c) Quarz herrſcht vor. Da der Quarz nach pag. 166 ſich auch auf naſſem Wege kryſtalliniſch bilden kann, ſo führt er uns theilweis aus dem Urgebirge in das Flöz- gebirge hinaus. Indeſſen genügt bei dieſen ſogenannten „einfachen Ge- birgsarten“ die Citirung des mineralogiſchen Namens. Auch iſt es geradezu falſch, wenn man Feuerſtein pag. 175, Opal pag. 178 ꝛc. bei den Gebirgsarten aufführt, da dieſe nie Gebirge bilden, ſelbſt Kieſelſchiefer pag. 178, Hornſtein pag. 177 ſind ein für allemal bei den Mineralien abgemacht, und wenn der reine Quarz, der in Gängen und Lagern das Ur- und Uebergangsgebirge, inſonders der Alpen, ſo häufig durchſchwärmt, und gern das Muttergeſtein des Goldes bildet, einmal als „Gebirgs- quarz“ vorkommt, ſo hat man ihm den paſſenden Namen Quarzfels (Quarzit iſt ſchlechter) gegeben. Solche Quarzfelſen von mannigfachſtem Wechſel in der Maſſe trifft man beſonders ſchön im Granit des Bayer’- ſchen- und Böhmer-Waldes, wo er ein vortreffliches Material zur Glas- bereitung bietet. Der ſogenannte Pfahl (Vallum) ſetzt 28 Stunden weit als „zackiger oft abentheuerlich geformter Felſenkamm“ fort. Von Thierl- ſtein ſüdweſtlich Cham bis Bruck ſüdöſtlich Zwiſel beträgt der Weg im porphyriſchen Granit 18 Stunden *). Der Ganggranit der Umgegend von Zwiſel verwandelt ſich ganz in kryſtalliniſchen Quarz, worunter der ſchöne Roſenquarz pag. 170 beſonders vom Hünerkobel bei Zwiſel. Beryll, Turmalin, Triphylin, Columbit kommen in den Quarzfels eingeſprengt vor, Wineberger Verſuch geogn. Beſch. Bayeriſchen Waldgebirges pag. 50. Bei Böhmiſch Neuſtadt und am Jeſchkengebirge im Bunzlauer Kreiſe nimmt er Blättchen von verhärtetem Talk auf, und zeigt große Neigung zum Schieferigen. Im Greiſen der Zinnſteingänge von Altenberg und Zinnwald in Sachſen, Schlackenwalde in Böhmen und in Cornwallis herrſcht körniger hellgrauer Quarz, dem Blättchen von talkigem Glimmer beigemiſcht ſind. Der Feld- ſpath tritt zurück, doch läßt die Art des Auftretens noch erkennen, daß das Geſtein vom Granite herkommt. Wenn ſich dazu Turmalin geſellt, ſo hat man das Geſtein Schörlfels, und wenn es ſich ſchichtet, Schörl- *) Einen ähnlichen Zug hat Dr. Hochſtetter im Böhmer Walde nachgewieſen, der faſt in die nördliche Fortſetzung des Bayeriſchen fällt.

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/681>, abgerufen am 22.11.2024.