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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Die Hauptsache war, daß ich meinen idealischen
Schneider herausriß. Was sich nachher sachgemäß
mit den Herren Kommilitonen an den Vorgang knüpfte,
ist erledigt und Rechenschaft nach Goethes sämtlichen
Werken Band eins gegeben worden. Selbstverständ¬
lich fühlte auch ich mich ein Mansen und

gedachte meiner Pflicht,
Und ich hieb dem langen Hansen
Gleich die Schmarre durchs Gesicht.

Wie sagt doch der andere Kerl aus Weimar? . . .
Die Blinden in Genua horchen auf meinen Schritt,
oder so ungefähr. Fürs Erste glaube ich mich in
dieser Hinsicht hier bei euch im großen Weltleben
gut genug geraucht zu haben. -- Meinen zitternden
Schneidersohn nahm ich unterm Arm: Nu, nur
nicht ohnmächtig werden, Sie armes nasses Huhn.
Sagen Sie mir um Gottes willen, was wollten Sie
hier in dieser gemischten Gesellschaft? und dann, wo
wohnen Sie; -- mein Name ist übrigens Andres. --
Meiner des Beaux -- Leon des Beaux, stammelte
das Geschöpf. -- Aus Paris? -- Aus der Dorotheen¬
straße. Da wir denn so ziemlich unter einem Dache
wohnten, wie sich auswies, benutzten wir ein und die¬
selbe Droschke nach Hause, denn der Knabe war zum
Gehen nicht mehr ganz in der nöthigen Beinverfassung.
Daß er mir am folgenden Tage bei meiner Frau

Die Hauptſache war, daß ich meinen idealiſchen
Schneider herausriß. Was ſich nachher ſachgemäß
mit den Herren Kommilitonen an den Vorgang knüpfte,
iſt erledigt und Rechenſchaft nach Goethes ſämtlichen
Werken Band eins gegeben worden. Selbſtverſtänd¬
lich fühlte auch ich mich ein Manſen und

gedachte meiner Pflicht,
Und ich hieb dem langen Hanſen
Gleich die Schmarre durchs Geſicht.

Wie ſagt doch der andere Kerl aus Weimar? . . .
Die Blinden in Genua horchen auf meinen Schritt,
oder ſo ungefähr. Fürs Erſte glaube ich mich in
dieſer Hinſicht hier bei euch im großen Weltleben
gut genug geraucht zu haben. — Meinen zitternden
Schneiderſohn nahm ich unterm Arm: Nu, nur
nicht ohnmächtig werden, Sie armes naſſes Huhn.
Sagen Sie mir um Gottes willen, was wollten Sie
hier in dieſer gemiſchten Geſellſchaft? und dann, wo
wohnen Sie; — mein Name iſt übrigens Andres. —
Meiner des Beaux — Leon des Beaux, ſtammelte
das Geſchöpf. — Aus Paris? — Aus der Dorotheen¬
ſtraße. Da wir denn ſo ziemlich unter einem Dache
wohnten, wie ſich auswies, benutzten wir ein und die¬
ſelbe Droſchke nach Hauſe, denn der Knabe war zum
Gehen nicht mehr ganz in der nöthigen Beinverfaſſung.
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[119/0129] Die Hauptſache war, daß ich meinen idealiſchen Schneider herausriß. Was ſich nachher ſachgemäß mit den Herren Kommilitonen an den Vorgang knüpfte, iſt erledigt und Rechenſchaft nach Goethes ſämtlichen Werken Band eins gegeben worden. Selbſtverſtänd¬ lich fühlte auch ich mich ein Manſen und gedachte meiner Pflicht, Und ich hieb dem langen Hanſen Gleich die Schmarre durchs Geſicht. Wie ſagt doch der andere Kerl aus Weimar? . . . Die Blinden in Genua horchen auf meinen Schritt, oder ſo ungefähr. Fürs Erſte glaube ich mich in dieſer Hinſicht hier bei euch im großen Weltleben gut genug geraucht zu haben. — Meinen zitternden Schneiderſohn nahm ich unterm Arm: Nu, nur nicht ohnmächtig werden, Sie armes naſſes Huhn. Sagen Sie mir um Gottes willen, was wollten Sie hier in dieſer gemiſchten Geſellſchaft? und dann, wo wohnen Sie; — mein Name iſt übrigens Andres. — Meiner des Beaux — Leon des Beaux, ſtammelte das Geſchöpf. — Aus Paris? — Aus der Dorotheen¬ ſtraße. Da wir denn ſo ziemlich unter einem Dache wohnten, wie ſich auswies, benutzten wir ein und die¬ ſelbe Droſchke nach Hauſe, denn der Knabe war zum Gehen nicht mehr ganz in der nöthigen Beinverfaſſung. Daß er mir am folgenden Tage bei meiner Frau

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/129>, abgerufen am 21.11.2024.