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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Fechtmeisterin einen Besuch machte, war schicklich,
würde meine Mutter sagen. Daß er mich einlud,
nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen
kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann
jetzt auch Dich dort einführen in die Familie!
Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des
Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu
lernen?"

Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes
denke und das Haus des Beaux, so wird es sehr
licht um mich, und der Schein geht von den Leuten
aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge
aus dem Vogelsang, von der Schulbank, aus dem
Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder
ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts
gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch
wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen
gleichalterigen Lebensgenossen würden ihm wohl nicht
dazu verholfen haben; schon in der Befürchtung, sich
vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntschaft mit
ihrem Schneider lächerlich zu machen. --

Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen,
Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachsenes,
ruhiges Mädchen, ein schönes Mädchen, dessen freund¬
lichem Gesicht es nichts that, wenn sich über den
großen, aber etwas kurzsichtigen schwarzen Augen die

Fechtmeiſterin einen Beſuch machte, war ſchicklich,
würde meine Mutter ſagen. Daß er mich einlud,
nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen
kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann
jetzt auch Dich dort einführen in die Familie!
Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des
Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu
lernen?“

Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes
denke und das Haus des Beaux, ſo wird es ſehr
licht um mich, und der Schein geht von den Leuten
aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge
aus dem Vogelſang, von der Schulbank, aus dem
Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder
ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts
gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch
wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen
gleichalterigen Lebensgenoſſen würden ihm wohl nicht
dazu verholfen haben; ſchon in der Befürchtung, ſich
vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntſchaft mit
ihrem Schneider lächerlich zu machen. —

Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen,
Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachſenes,
ruhiges Mädchen, ein ſchönes Mädchen, deſſen freund¬
lichem Geſicht es nichts that, wenn ſich über den
großen, aber etwas kurzſichtigen ſchwarzen Augen die

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[120/0130] Fechtmeiſterin einen Beſuch machte, war ſchicklich, würde meine Mutter ſagen. Daß er mich einlud, nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann jetzt auch Dich dort einführen in die Familie! Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu lernen?“ Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes denke und das Haus des Beaux, ſo wird es ſehr licht um mich, und der Schein geht von den Leuten aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge aus dem Vogelſang, von der Schulbank, aus dem Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen gleichalterigen Lebensgenoſſen würden ihm wohl nicht dazu verholfen haben; ſchon in der Befürchtung, ſich vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntſchaft mit ihrem Schneider lächerlich zu machen. — Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen, Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachſenes, ruhiges Mädchen, ein ſchönes Mädchen, deſſen freund¬ lichem Geſicht es nichts that, wenn ſich über den großen, aber etwas kurzſichtigen ſchwarzen Augen die

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/130>, abgerufen am 12.11.2024.