Fechtmeisterin einen Besuch machte, war schicklich, würde meine Mutter sagen. Daß er mich einlud, nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann jetzt auch Dich dort einführen in die Familie! Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu lernen?"
Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes denke und das Haus des Beaux, so wird es sehr licht um mich, und der Schein geht von den Leuten aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge aus dem Vogelsang, von der Schulbank, aus dem Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen gleichalterigen Lebensgenossen würden ihm wohl nicht dazu verholfen haben; schon in der Befürchtung, sich vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntschaft mit ihrem Schneider lächerlich zu machen. --
Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen, Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachsenes, ruhiges Mädchen, ein schönes Mädchen, dessen freund¬ lichem Gesicht es nichts that, wenn sich über den großen, aber etwas kurzsichtigen schwarzen Augen die
Fechtmeiſterin einen Beſuch machte, war ſchicklich, würde meine Mutter ſagen. Daß er mich einlud, nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann jetzt auch Dich dort einführen in die Familie! Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu lernen?“
Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes denke und das Haus des Beaux, ſo wird es ſehr licht um mich, und der Schein geht von den Leuten aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge aus dem Vogelſang, von der Schulbank, aus dem Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen gleichalterigen Lebensgenoſſen würden ihm wohl nicht dazu verholfen haben; ſchon in der Befürchtung, ſich vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntſchaft mit ihrem Schneider lächerlich zu machen. —
Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen, Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachſenes, ruhiges Mädchen, ein ſchönes Mädchen, deſſen freund¬ lichem Geſicht es nichts that, wenn ſich über den großen, aber etwas kurzſichtigen ſchwarzen Augen die
<TEI><text><body><pxml:id="p-0129"prev="p-0127"><pbfacs="#f0130"n="120"/>
Fechtmeiſterin einen Beſuch machte, war ſchicklich,<lb/>
würde meine Mutter ſagen. Daß er mich einlud,<lb/>
nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen<lb/>
kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann<lb/>
jetzt auch Dich dort einführen in die Familie!<lb/>
Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des<lb/>
Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu<lb/>
lernen?“</p><lb/><p>Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes<lb/>
denke und das Haus des Beaux, ſo wird es ſehr<lb/>
licht um mich, und der Schein geht von den Leuten<lb/>
aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge<lb/>
aus dem Vogelſang, von der Schulbank, aus dem<lb/>
Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder<lb/>
ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts<lb/>
gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch<lb/>
wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen<lb/>
gleichalterigen Lebensgenoſſen würden ihm wohl nicht<lb/>
dazu verholfen haben; ſchon in der Befürchtung, ſich<lb/>
vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntſchaft mit<lb/>
ihrem Schneider lächerlich zu machen. —</p><lb/><p>Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen,<lb/>
Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachſenes,<lb/>
ruhiges Mädchen, ein ſchönes Mädchen, deſſen freund¬<lb/>
lichem Geſicht es nichts that, wenn ſich über den<lb/>
großen, aber etwas kurzſichtigen ſchwarzen Augen die<lb/></p></body></text></TEI>
[120/0130]
Fechtmeiſterin einen Beſuch machte, war ſchicklich,
würde meine Mutter ſagen. Daß er mich einlud,
nun auch zu ihm zu kommen und die Seinigen
kennen zu lernen, unnöthig . . . Krumhardt, ich kann
jetzt auch Dich dort einführen in die Familie!
Würde es Dir Vergnügen machen, das Haus des
Beaux und Fräulein Leonie des Beaux kennen zu
lernen?“
Wenn ich heute an jene Redensart des Freundes
denke und das Haus des Beaux, ſo wird es ſehr
licht um mich, und der Schein geht von den Leuten
aus, zu denen ich damals geführt wurde. Der Junge
aus dem Vogelſang, von der Schulbank, aus dem
Pandektenkolleg und der Korpskneipe lernte wieder
ein Stück Erde oder Welt kennen, von dem er nichts
gewußt hatte, von dem er ohne Velten Andres auch
wohl nie etwas erfahren haben würde. Seine übrigen
gleichalterigen Lebensgenoſſen würden ihm wohl nicht
dazu verholfen haben; ſchon in der Befürchtung, ſich
vor ihrer Welt durch zu genaue Bekanntſchaft mit
ihrem Schneider lächerlich zu machen. —
Sie kam uns von ihrem Flügel entgegen,
Fräulein Leonie des Beaux. Ein hochgewachſenes,
ruhiges Mädchen, ein ſchönes Mädchen, deſſen freund¬
lichem Geſicht es nichts that, wenn ſich über den
großen, aber etwas kurzſichtigen ſchwarzen Augen die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/130>, abgerufen am 12.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.