leuchtern, schönen Ölgemälden, Kupferstichen und dergleichen, was sonst zum laufenden Tag gehört; es hatte auch seine Bücherei, und in diesem nüchternen Berlin des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, heraus wie aus dem siebenzehnten Säkulum in den Einzelheiten noch viel weiter zurück in den Zeiten und Historien, sein Museum. Wie die Leutchen es zusammengebracht hatten, war schon an und für sich ein historisches Wunder.
"Von unseren angestammten Familienheilig¬ thümern haben wir wenig mitbringen können in die Mark," erklärte Fräulein Leonie. "Vieles ist geerbt oder angeheirathet; aber echt ist Alles. Papa kommt durch seinen Beruf nicht selten nach Paris, und dann reist er gewöhnlich auch nach Südfrankreich und sein Vater und Großvater haben das auch so gemacht. Papa kommt nie nach Hause ohne sich und uns Kindern etwas von dorther mitzubringen. Bitte, nehmen Sie Platz!"
Das sah man, als sie sich an dem schwerfälligen, kugelfüßigen, grünbehangenen Studirtische in der Mitte des Gemachs niederließ, daß nicht nur Alles umher echt war, sondern daß auch sie zu diesem Raum gehörte, und -- ihr Bruder auch.
"Hier sitzen wir denn und denken uns zurück," sagte Leonie. "Dann liegt auch für unseren Vater,
leuchtern, ſchönen Ölgemälden, Kupferſtichen und dergleichen, was ſonſt zum laufenden Tag gehört; es hatte auch ſeine Bücherei, und in dieſem nüchternen Berlin des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, heraus wie aus dem ſiebenzehnten Säkulum in den Einzelheiten noch viel weiter zurück in den Zeiten und Hiſtorien, ſein Muſeum. Wie die Leutchen es zuſammengebracht hatten, war ſchon an und für ſich ein hiſtoriſches Wunder.
„Von unſeren angeſtammten Familienheilig¬ thümern haben wir wenig mitbringen können in die Mark,“ erklärte Fräulein Leonie. „Vieles iſt geerbt oder angeheirathet; aber echt iſt Alles. Papa kommt durch ſeinen Beruf nicht ſelten nach Paris, und dann reiſt er gewöhnlich auch nach Südfrankreich und ſein Vater und Großvater haben das auch ſo gemacht. Papa kommt nie nach Hauſe ohne ſich und uns Kindern etwas von dorther mitzubringen. Bitte, nehmen Sie Platz!“
Das ſah man, als ſie ſich an dem ſchwerfälligen, kugelfüßigen, grünbehangenen Studirtiſche in der Mitte des Gemachs niederließ, daß nicht nur Alles umher echt war, ſondern daß auch ſie zu dieſem Raum gehörte, und — ihr Bruder auch.
„Hier ſitzen wir denn und denken uns zurück,“ ſagte Leonie. „Dann liegt auch für unſeren Vater,
<TEI><text><body><p><pbfacs="#f0134"n="124"/>
leuchtern, ſchönen Ölgemälden, Kupferſtichen und<lb/>
dergleichen, was ſonſt zum laufenden Tag gehört;<lb/>
es hatte auch ſeine Bücherei, und in dieſem nüchternen<lb/>
Berlin des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts,<lb/>
heraus wie aus dem ſiebenzehnten Säkulum in den<lb/>
Einzelheiten noch viel weiter zurück in den Zeiten<lb/>
und Hiſtorien, ſein Muſeum. Wie die Leutchen es<lb/>
zuſammengebracht hatten, war ſchon an und für<lb/>ſich ein hiſtoriſches Wunder.</p><lb/><p>„Von unſeren angeſtammten Familienheilig¬<lb/>
thümern haben wir wenig mitbringen können in<lb/>
die Mark,“ erklärte Fräulein Leonie. „Vieles iſt<lb/>
geerbt oder angeheirathet; aber echt iſt Alles. Papa<lb/>
kommt durch ſeinen Beruf nicht ſelten nach Paris,<lb/>
und dann reiſt er gewöhnlich auch nach Südfrankreich<lb/>
und ſein Vater und Großvater haben das auch ſo<lb/>
gemacht. Papa kommt nie nach Hauſe ohne ſich und<lb/>
uns Kindern etwas von dorther mitzubringen. Bitte,<lb/>
nehmen Sie Platz!“</p><lb/><p>Das ſah man, als ſie ſich an dem ſchwerfälligen,<lb/>
kugelfüßigen, grünbehangenen Studirtiſche in der<lb/>
Mitte des Gemachs niederließ, daß nicht nur Alles<lb/>
umher echt war, ſondern daß auch ſie zu dieſem Raum<lb/>
gehörte, und — ihr Bruder auch.</p><lb/><p>„Hier ſitzen wir denn und denken uns zurück,“<lb/>ſagte Leonie. „Dann liegt auch für unſeren Vater,<lb/></p></body></text></TEI>
[124/0134]
leuchtern, ſchönen Ölgemälden, Kupferſtichen und
dergleichen, was ſonſt zum laufenden Tag gehört;
es hatte auch ſeine Bücherei, und in dieſem nüchternen
Berlin des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts,
heraus wie aus dem ſiebenzehnten Säkulum in den
Einzelheiten noch viel weiter zurück in den Zeiten
und Hiſtorien, ſein Muſeum. Wie die Leutchen es
zuſammengebracht hatten, war ſchon an und für
ſich ein hiſtoriſches Wunder.
„Von unſeren angeſtammten Familienheilig¬
thümern haben wir wenig mitbringen können in
die Mark,“ erklärte Fräulein Leonie. „Vieles iſt
geerbt oder angeheirathet; aber echt iſt Alles. Papa
kommt durch ſeinen Beruf nicht ſelten nach Paris,
und dann reiſt er gewöhnlich auch nach Südfrankreich
und ſein Vater und Großvater haben das auch ſo
gemacht. Papa kommt nie nach Hauſe ohne ſich und
uns Kindern etwas von dorther mitzubringen. Bitte,
nehmen Sie Platz!“
Das ſah man, als ſie ſich an dem ſchwerfälligen,
kugelfüßigen, grünbehangenen Studirtiſche in der
Mitte des Gemachs niederließ, daß nicht nur Alles
umher echt war, ſondern daß auch ſie zu dieſem Raum
gehörte, und — ihr Bruder auch.
„Hier ſitzen wir denn und denken uns zurück,“
ſagte Leonie. „Dann liegt auch für unſeren Vater,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/134>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.