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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Das Beste aus dem Vogelsang, der Form wie
dem Gehalt nach, in der Dorotheenstraße zu Berlin!
Wie in dem Stübchen der Frau Fechtmeisterin die
Trophäen des alten, seligen Jenensers Lanistra, oder
wie Leon ihn in seinen Chroniken fand: Maistre
escrimeur
, ihr innerlichstes Behagen durch ein leises
Schüttern und Klirren ausdrückten! Wie die Frau
Fechtmeisterin manchmal ihren "närrischsten und liebsten
dummen Jungen" am Ohr nahm und rief: "Jetzt
hören Sie aber auf, Sie junger Schulfuchs! Sind
wir die sieben Schwaben an Einem Spieß, oder sind
wir die vier Haymonskinder auf Einem Gaul? Ich
weiß es wirklich nicht. Und Sie, Fräulein Leonie?
Geht es Ihnen auch so wie mir, daß Sie nie recht
wissen, was das Menschenkind eigentlich für Ernst
nimmt? Ja, ob er jemals in seinem Leben schon
irgend was für Ernst genommen hat? Ich für mein
Theil habe mir seit lange nicht so oft wie jetzt meinen
Seligen hergewünscht, um diesem jungen Leichtsinn
und Phantastikus den richtigen Waffensegen zu geben,
daß die Philister ihn uns nicht auf seinem Lebens¬
wege zum Krüppel geschlagen im Chausseegraben
liegen lassen. Velten, Velten, nehmen Sie das Wort
der Fechtmeisterin Feucht drauf an, daß sie ihrer
Zeit manche gute Klinge aus mancher festen Faust
hat schlagen sehen. Nicht Alles, was auf der Mensur

Das Beſte aus dem Vogelſang, der Form wie
dem Gehalt nach, in der Dorotheenſtraße zu Berlin!
Wie in dem Stübchen der Frau Fechtmeiſterin die
Trophäen des alten, ſeligen Jenenſers Laniſtra, oder
wie Leon ihn in ſeinen Chroniken fand: Maistre
escrimeur
, ihr innerlichſtes Behagen durch ein leiſes
Schüttern und Klirren ausdrückten! Wie die Frau
Fechtmeiſterin manchmal ihren „närriſchſten und liebſten
dummen Jungen“ am Ohr nahm und rief: „Jetzt
hören Sie aber auf, Sie junger Schulfuchs! Sind
wir die ſieben Schwaben an Einem Spieß, oder ſind
wir die vier Haymonskinder auf Einem Gaul? Ich
weiß es wirklich nicht. Und Sie, Fräulein Leonie?
Geht es Ihnen auch ſo wie mir, daß Sie nie recht
wiſſen, was das Menſchenkind eigentlich für Ernſt
nimmt? Ja, ob er jemals in ſeinem Leben ſchon
irgend was für Ernſt genommen hat? Ich für mein
Theil habe mir ſeit lange nicht ſo oft wie jetzt meinen
Seligen hergewünſcht, um dieſem jungen Leichtſinn
und Phantaſtikus den richtigen Waffenſegen zu geben,
daß die Philiſter ihn uns nicht auf ſeinem Lebens¬
wege zum Krüppel geſchlagen im Chauſſeegraben
liegen laſſen. Velten, Velten, nehmen Sie das Wort
der Fechtmeiſterin Feucht drauf an, daß ſie ihrer
Zeit manche gute Klinge aus mancher feſten Fauſt
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[136/0146] Das Beſte aus dem Vogelſang, der Form wie dem Gehalt nach, in der Dorotheenſtraße zu Berlin! Wie in dem Stübchen der Frau Fechtmeiſterin die Trophäen des alten, ſeligen Jenenſers Laniſtra, oder wie Leon ihn in ſeinen Chroniken fand: Maistre escrimeur, ihr innerlichſtes Behagen durch ein leiſes Schüttern und Klirren ausdrückten! Wie die Frau Fechtmeiſterin manchmal ihren „närriſchſten und liebſten dummen Jungen“ am Ohr nahm und rief: „Jetzt hören Sie aber auf, Sie junger Schulfuchs! Sind wir die ſieben Schwaben an Einem Spieß, oder ſind wir die vier Haymonskinder auf Einem Gaul? Ich weiß es wirklich nicht. Und Sie, Fräulein Leonie? Geht es Ihnen auch ſo wie mir, daß Sie nie recht wiſſen, was das Menſchenkind eigentlich für Ernſt nimmt? Ja, ob er jemals in ſeinem Leben ſchon irgend was für Ernſt genommen hat? Ich für mein Theil habe mir ſeit lange nicht ſo oft wie jetzt meinen Seligen hergewünſcht, um dieſem jungen Leichtſinn und Phantaſtikus den richtigen Waffenſegen zu geben, daß die Philiſter ihn uns nicht auf ſeinem Lebens¬ wege zum Krüppel geſchlagen im Chauſſeegraben liegen laſſen. Velten, Velten, nehmen Sie das Wort der Fechtmeiſterin Feucht drauf an, daß ſie ihrer Zeit manche gute Klinge aus mancher feſten Fauſt hat ſchlagen ſehen. Nicht Alles, was auf der Menſur

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/146>, abgerufen am 21.11.2024.