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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Ton mehr oder weniger gezwungen herauskam, ich
schlug den Freund lachend auf die Schulter:

"Sieh auf, alter närrischer Mensch! Ein leicht
bewegtes Herz ist ein elend Gut auf der wankenden
Erde und die vollgültigste Gegenzeichnung des Wortes
hast Du eben in wunderlichster Weise erhalten. Sie
würden es rundum selbst nicht der Zeitung glauben,
wenn man es ihnen durch die erzählte, daß es Eures¬
gleichen heute noch giebt und auch nicht bloß vor
Zeiten mal in der thebaischen Wüste oder auf der
Straße nach Olympia gegeben hat. Du hast Deinen
Willen gehabt und durchgeführt, nun thu aber auch
uns den Gefallen und komm wenigstens für die
letzten Tage und Nächte in der Heimath mit uns
nach Hause."

Wir standen jetzt in dem Wohnzimmer seiner
Eltern, in dem er so gründlich mit seinem besten
Eigenthum aufgeräumt hatte, der eigenthumsmüde
Mann, der freie Weltwanderer. Und er sah auf und
um sich her, wie Einer, der einen Schlag vor die
Stirn erhalten hat und sein Selbstbewußtsein nur
mühsam wieder zusammenfindet. Er that mir in
tiefster Seele leid und zu helfen war ihm nicht: er
hatte aus seinem verödeten Vaterhause den Nachbar
im Gezweig des Baumes Yggdrasil mit sich auf
allen seinen ferneren Wegen durch das Dasein zu

Ton mehr oder weniger gezwungen herauskam, ich
ſchlug den Freund lachend auf die Schulter:

„Sieh auf, alter närriſcher Menſch! Ein leicht
bewegtes Herz iſt ein elend Gut auf der wankenden
Erde und die vollgültigſte Gegenzeichnung des Wortes
haſt Du eben in wunderlichſter Weiſe erhalten. Sie
würden es rundum ſelbſt nicht der Zeitung glauben,
wenn man es ihnen durch die erzählte, daß es Eures¬
gleichen heute noch giebt und auch nicht bloß vor
Zeiten mal in der thebaiſchen Wüſte oder auf der
Straße nach Olympia gegeben hat. Du haſt Deinen
Willen gehabt und durchgeführt, nun thu aber auch
uns den Gefallen und komm wenigſtens für die
letzten Tage und Nächte in der Heimath mit uns
nach Hauſe.“

Wir ſtanden jetzt in dem Wohnzimmer ſeiner
Eltern, in dem er ſo gründlich mit ſeinem beſten
Eigenthum aufgeräumt hatte, der eigenthumsmüde
Mann, der freie Weltwanderer. Und er ſah auf und
um ſich her, wie Einer, der einen Schlag vor die
Stirn erhalten hat und ſein Selbſtbewußtſein nur
mühſam wieder zuſammenfindet. Er that mir in
tiefſter Seele leid und zu helfen war ihm nicht: er
hatte aus ſeinem verödeten Vaterhauſe den Nachbar
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[278/0288] Ton mehr oder weniger gezwungen herauskam, ich ſchlug den Freund lachend auf die Schulter: „Sieh auf, alter närriſcher Menſch! Ein leicht bewegtes Herz iſt ein elend Gut auf der wankenden Erde und die vollgültigſte Gegenzeichnung des Wortes haſt Du eben in wunderlichſter Weiſe erhalten. Sie würden es rundum ſelbſt nicht der Zeitung glauben, wenn man es ihnen durch die erzählte, daß es Eures¬ gleichen heute noch giebt und auch nicht bloß vor Zeiten mal in der thebaiſchen Wüſte oder auf der Straße nach Olympia gegeben hat. Du haſt Deinen Willen gehabt und durchgeführt, nun thu aber auch uns den Gefallen und komm wenigſtens für die letzten Tage und Nächte in der Heimath mit uns nach Hauſe.“ Wir ſtanden jetzt in dem Wohnzimmer ſeiner Eltern, in dem er ſo gründlich mit ſeinem beſten Eigenthum aufgeräumt hatte, der eigenthumsmüde Mann, der freie Weltwanderer. Und er ſah auf und um ſich her, wie Einer, der einen Schlag vor die Stirn erhalten hat und ſein Selbſtbewußtſein nur mühſam wieder zuſammenfindet. Er that mir in tiefſter Seele leid und zu helfen war ihm nicht: er hatte aus ſeinem verödeten Vaterhauſe den Nachbar im Gezweig des Baumes Yggdraſil mit ſich auf allen ſeinen ferneren Wegen durch das Daſein zu

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/288>, abgerufen am 24.11.2024.