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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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die Reichthümer der armen Mistreß Mungo. Der
Menschheit Dasein auf der Erde baut sich immer von
Neuem auf, doch nicht von dem äußersten Umkreis
her, sondern stets aus der Mitte. In unserem
deutschen Volke weiß man das auch eigentlich im
Grunde gar nicht anders.

So habe ich wenig mehr zu der Sache beizu¬
bringen. --

"Du solltest mit mir nach Hause kommen, He¬
lene," sagte ich wieder, nachdem wir von unserem trau¬
rigen Sitz aufgestanden waren. "Wenigstens für einige
Zeit. In meiner Frau würdest Du eine liebe Freundin
finden, und auch die Kinder würden Dir nicht mi߬
fallen. Laß uns nicht so, laß uns nicht hier scheiden.
Komm zu uns, komm mit mir in die alte Heimath
und erwarte dort den Frühling! Die Bank auf dem
Osterberge steht noch, und wir sollten da noch einmal
zusammen sitzen in der Abendsonne und die Wälder,
die Hügel, das Thal, die Welt und den Vogelsang
auch noch einmal zu uns reden und uns rathen lassen
auf der wankenden Erde. Glaubst Du nicht, daß
sie auch Dir eine andere Sprache sprechen werden,
als diese dunklen Wände und der nichtige Spruch
dort, dem kein Mensch weniger Folge gegeben hat,
als sein Verfasser?"

Sie hat den Kopf geschüttelt, die arme reiche

die Reichthümer der armen Miſtreß Mungo. Der
Menſchheit Daſein auf der Erde baut ſich immer von
Neuem auf, doch nicht von dem äußerſten Umkreis
her, ſondern ſtets aus der Mitte. In unſerem
deutſchen Volke weiß man das auch eigentlich im
Grunde gar nicht anders.

So habe ich wenig mehr zu der Sache beizu¬
bringen. —

„Du ſollteſt mit mir nach Hauſe kommen, He¬
lene,“ ſagte ich wieder, nachdem wir von unſerem trau¬
rigen Sitz aufgeſtanden waren. „Wenigſtens für einige
Zeit. In meiner Frau würdeſt Du eine liebe Freundin
finden, und auch die Kinder würden Dir nicht mi߬
fallen. Laß uns nicht ſo, laß uns nicht hier ſcheiden.
Komm zu uns, komm mit mir in die alte Heimath
und erwarte dort den Frühling! Die Bank auf dem
Oſterberge ſteht noch, und wir ſollten da noch einmal
zuſammen ſitzen in der Abendſonne und die Wälder,
die Hügel, das Thal, die Welt und den Vogelſang
auch noch einmal zu uns reden und uns rathen laſſen
auf der wankenden Erde. Glaubſt Du nicht, daß
ſie auch Dir eine andere Sprache ſprechen werden,
als dieſe dunklen Wände und der nichtige Spruch
dort, dem kein Menſch weniger Folge gegeben hat,
als ſein Verfaſſer?“

Sie hat den Kopf geſchüttelt, die arme reiche

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[314/0324] die Reichthümer der armen Miſtreß Mungo. Der Menſchheit Daſein auf der Erde baut ſich immer von Neuem auf, doch nicht von dem äußerſten Umkreis her, ſondern ſtets aus der Mitte. In unſerem deutſchen Volke weiß man das auch eigentlich im Grunde gar nicht anders. So habe ich wenig mehr zu der Sache beizu¬ bringen. — „Du ſollteſt mit mir nach Hauſe kommen, He¬ lene,“ ſagte ich wieder, nachdem wir von unſerem trau¬ rigen Sitz aufgeſtanden waren. „Wenigſtens für einige Zeit. In meiner Frau würdeſt Du eine liebe Freundin finden, und auch die Kinder würden Dir nicht mi߬ fallen. Laß uns nicht ſo, laß uns nicht hier ſcheiden. Komm zu uns, komm mit mir in die alte Heimath und erwarte dort den Frühling! Die Bank auf dem Oſterberge ſteht noch, und wir ſollten da noch einmal zuſammen ſitzen in der Abendſonne und die Wälder, die Hügel, das Thal, die Welt und den Vogelſang auch noch einmal zu uns reden und uns rathen laſſen auf der wankenden Erde. Glaubſt Du nicht, daß ſie auch Dir eine andere Sprache ſprechen werden, als dieſe dunklen Wände und der nichtige Spruch dort, dem kein Menſch weniger Folge gegeben hat, als ſein Verfaſſer?“ Sie hat den Kopf geſchüttelt, die arme reiche

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/324>, abgerufen am 23.11.2024.