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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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meisten in das Gehölz und Gebüsch hinein, doch
eine oder zwei auch an den Rand des Hügels, mit
dem Blick ins Thal und auf die liebe Heimathstadt
und hochfürstliche Residenz, halb in diesem Thale
und halb im offenen Lande.

Auf dieser Bank am Waldrande, im tiefsten
Frieden der Natur, fand ich auch diesmal die beiden
ärgsten Störenfriede des Vogelsangs, den Sünder
in die eine Ecke gedrückt, die Sünderin in die
andere, so daß in der Mitte vollkommen Raum für
mich, den guten Freund, übrigblieb. Da Neumond
im Kalender stand, so war der Abend ziemlich dunkel.
Die vereinzelten Sterne oben zählten nicht; nur die
Lichter der Stadt in der Tiefe und die Gaslaternen
ihrer Straßen und Plätze gaben einen bemerkens¬
werten Schein. Im fürstlichen Schloß schien "irgend
was los zu sein", denn das leuchtete sogar sehr hell
in die warme Sommernacht hinein und zu dem
Osterberge empor. Im Walde war es still; wildes
Gethier, das nächtlicher Weile in ihm aufgewacht und
sich bemerkbar gemacht hätte, gab's nicht mehr drin;
die Fledermäuse, die ihre Kreise um uns zogen,
zählten nicht; ihre weichen Fittiche störten den Frieden
der Natur nicht. Nur vom Bahnhof her dann und
wann das Pfeifen und Zischen einer Lokomotive,
und aus den drei Bier- und Konzertgärten der letzte

meiſten in das Gehölz und Gebüſch hinein, doch
eine oder zwei auch an den Rand des Hügels, mit
dem Blick ins Thal und auf die liebe Heimathſtadt
und hochfürſtliche Reſidenz, halb in dieſem Thale
und halb im offenen Lande.

Auf dieſer Bank am Waldrande, im tiefſten
Frieden der Natur, fand ich auch diesmal die beiden
ärgſten Störenfriede des Vogelſangs, den Sünder
in die eine Ecke gedrückt, die Sünderin in die
andere, ſo daß in der Mitte vollkommen Raum für
mich, den guten Freund, übrigblieb. Da Neumond
im Kalender ſtand, ſo war der Abend ziemlich dunkel.
Die vereinzelten Sterne oben zählten nicht; nur die
Lichter der Stadt in der Tiefe und die Gaslaternen
ihrer Straßen und Plätze gaben einen bemerkens¬
werten Schein. Im fürſtlichen Schloß ſchien „irgend
was los zu ſein“, denn das leuchtete ſogar ſehr hell
in die warme Sommernacht hinein und zu dem
Oſterberge empor. Im Walde war es ſtill; wildes
Gethier, das nächtlicher Weile in ihm aufgewacht und
ſich bemerkbar gemacht hätte, gab's nicht mehr drin;
die Fledermäuſe, die ihre Kreiſe um uns zogen,
zählten nicht; ihre weichen Fittiche ſtörten den Frieden
der Natur nicht. Nur vom Bahnhof her dann und
wann das Pfeifen und Ziſchen einer Lokomotive,
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[69/0079] meiſten in das Gehölz und Gebüſch hinein, doch eine oder zwei auch an den Rand des Hügels, mit dem Blick ins Thal und auf die liebe Heimathſtadt und hochfürſtliche Reſidenz, halb in dieſem Thale und halb im offenen Lande. Auf dieſer Bank am Waldrande, im tiefſten Frieden der Natur, fand ich auch diesmal die beiden ärgſten Störenfriede des Vogelſangs, den Sünder in die eine Ecke gedrückt, die Sünderin in die andere, ſo daß in der Mitte vollkommen Raum für mich, den guten Freund, übrigblieb. Da Neumond im Kalender ſtand, ſo war der Abend ziemlich dunkel. Die vereinzelten Sterne oben zählten nicht; nur die Lichter der Stadt in der Tiefe und die Gaslaternen ihrer Straßen und Plätze gaben einen bemerkens¬ werten Schein. Im fürſtlichen Schloß ſchien „irgend was los zu ſein“, denn das leuchtete ſogar ſehr hell in die warme Sommernacht hinein und zu dem Oſterberge empor. Im Walde war es ſtill; wildes Gethier, das nächtlicher Weile in ihm aufgewacht und ſich bemerkbar gemacht hätte, gab's nicht mehr drin; die Fledermäuſe, die ihre Kreiſe um uns zogen, zählten nicht; ihre weichen Fittiche ſtörten den Frieden der Natur nicht. Nur vom Bahnhof her dann und wann das Pfeifen und Ziſchen einer Lokomotive, und aus den drei Bier- und Konzertgärten der letzte

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/79>, abgerufen am 09.11.2024.