Und doch! Mit welchem Verdruß, Trotz und mehr oder weniger deutlichem Widerstreben habe ich zu jenen Zeiten, da er noch mehr als eine Erinnerung war, jenen guten Griff erduldet! Und wie oft habe ich mich von ihm frei gemacht und bin mit den beiden Anderen durchgegangen im Vogelsange in den Vogelsang und auf den Osterberg, aus der Niederung zu den Höhen, aus dem Alltag in den Sonntag, aus der griechischen und lateinischen Grammatik in die Tausend und eine Nacht, aus Vegas Logarithmen, aus der Mathematik und Arithmetik in die wirkliche Idealität von Zeit und Raum, in das raum- und zeitlose Jugendphantasiereich von Velten Andres und Helene Trotzendorff!
Auf dem Osterberge waren wir auch wieder alle drei zusammen an jenem Abend, der auf den eben beschriebenen stürmischen Familien- und Nachbar¬ schaftssonntagnachmittag folgte. Die zwei Anderen, wie gewohnt, ihre eigenen Wege gehend, ich ver¬ stohlen etwas später einem verstohlenen Wink und Zeichen Veltens folgend. Der Wald war selbst damals schon dort oben von ziemlich wohlgehaltenen Pfaden durchschnitten, wie man sie heute in den Bädern als "Promenadenwege" kennt. Hier und da hatte sogar schon irgend ein Naturliebhaber und Wohlthäter der Menschheit eine Bank aufgestellt, die
Und doch! Mit welchem Verdruß, Trotz und mehr oder weniger deutlichem Widerſtreben habe ich zu jenen Zeiten, da er noch mehr als eine Erinnerung war, jenen guten Griff erduldet! Und wie oft habe ich mich von ihm frei gemacht und bin mit den beiden Anderen durchgegangen im Vogelſange in den Vogelſang und auf den Oſterberg, aus der Niederung zu den Höhen, aus dem Alltag in den Sonntag, aus der griechiſchen und lateiniſchen Grammatik in die Tauſend und eine Nacht, aus Vegas Logarithmen, aus der Mathematik und Arithmetik in die wirkliche Idealität von Zeit und Raum, in das raum- und zeitloſe Jugendphantaſiereich von Velten Andres und Helene Trotzendorff!
Auf dem Oſterberge waren wir auch wieder alle drei zuſammen an jenem Abend, der auf den eben beſchriebenen ſtürmiſchen Familien- und Nachbar¬ ſchaftsſonntagnachmittag folgte. Die zwei Anderen, wie gewohnt, ihre eigenen Wege gehend, ich ver¬ ſtohlen etwas ſpäter einem verſtohlenen Wink und Zeichen Veltens folgend. Der Wald war ſelbſt damals ſchon dort oben von ziemlich wohlgehaltenen Pfaden durchſchnitten, wie man ſie heute in den Bädern als „Promenadenwege“ kennt. Hier und da hatte ſogar ſchon irgend ein Naturliebhaber und Wohlthäter der Menſchheit eine Bank aufgeſtellt, die
<TEI><text><body><pbfacs="#f0078"n="68"/><p>Und doch! Mit welchem Verdruß, Trotz und<lb/>
mehr oder weniger deutlichem Widerſtreben habe ich<lb/>
zu jenen Zeiten, da er noch mehr als eine Erinnerung<lb/>
war, jenen guten Griff erduldet! Und wie oft habe<lb/>
ich mich von ihm frei gemacht und bin mit den<lb/>
beiden Anderen durchgegangen im Vogelſange in den<lb/>
Vogelſang und auf den Oſterberg, aus der Niederung<lb/>
zu den Höhen, aus dem Alltag in den Sonntag, aus<lb/>
der griechiſchen und lateiniſchen Grammatik in die<lb/>
Tauſend und eine Nacht, aus Vegas Logarithmen,<lb/>
aus der Mathematik und Arithmetik in die wirkliche<lb/>
Idealität von Zeit und Raum, in das raum- und<lb/>
zeitloſe Jugendphantaſiereich von Velten Andres und<lb/>
Helene Trotzendorff!</p><lb/><p>Auf dem Oſterberge waren wir auch wieder<lb/>
alle drei zuſammen an jenem Abend, der auf den<lb/>
eben beſchriebenen ſtürmiſchen Familien- und Nachbar¬<lb/>ſchaftsſonntagnachmittag folgte. Die zwei Anderen,<lb/>
wie gewohnt, ihre eigenen Wege gehend, ich ver¬<lb/>ſtohlen etwas ſpäter einem verſtohlenen Wink und<lb/>
Zeichen Veltens folgend. Der Wald war ſelbſt<lb/>
damals ſchon dort oben von ziemlich wohlgehaltenen<lb/>
Pfaden durchſchnitten, wie man ſie heute in den<lb/>
Bädern als „Promenadenwege“ kennt. Hier und da<lb/>
hatte ſogar ſchon irgend ein Naturliebhaber und<lb/>
Wohlthäter der Menſchheit eine Bank aufgeſtellt, die<lb/></p></body></text></TEI>
[68/0078]
Und doch! Mit welchem Verdruß, Trotz und
mehr oder weniger deutlichem Widerſtreben habe ich
zu jenen Zeiten, da er noch mehr als eine Erinnerung
war, jenen guten Griff erduldet! Und wie oft habe
ich mich von ihm frei gemacht und bin mit den
beiden Anderen durchgegangen im Vogelſange in den
Vogelſang und auf den Oſterberg, aus der Niederung
zu den Höhen, aus dem Alltag in den Sonntag, aus
der griechiſchen und lateiniſchen Grammatik in die
Tauſend und eine Nacht, aus Vegas Logarithmen,
aus der Mathematik und Arithmetik in die wirkliche
Idealität von Zeit und Raum, in das raum- und
zeitloſe Jugendphantaſiereich von Velten Andres und
Helene Trotzendorff!
Auf dem Oſterberge waren wir auch wieder
alle drei zuſammen an jenem Abend, der auf den
eben beſchriebenen ſtürmiſchen Familien- und Nachbar¬
ſchaftsſonntagnachmittag folgte. Die zwei Anderen,
wie gewohnt, ihre eigenen Wege gehend, ich ver¬
ſtohlen etwas ſpäter einem verſtohlenen Wink und
Zeichen Veltens folgend. Der Wald war ſelbſt
damals ſchon dort oben von ziemlich wohlgehaltenen
Pfaden durchſchnitten, wie man ſie heute in den
Bädern als „Promenadenwege“ kennt. Hier und da
hatte ſogar ſchon irgend ein Naturliebhaber und
Wohlthäter der Menſchheit eine Bank aufgeſtellt, die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/78>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.