einer Zunge aus dem Vogler vorgehenden Berge, west¬ lich vom Odfelde, dem Campus Odini, nordwärts unter dem mit Holz bewachsenen Berge, so --"
"Der Bütze- oder Butzeberg heißt. Da bin ich für mein Theil dem Butzemann begegnet --"
"Permittire Er einen Moment, lieber Münchhausen," rief aus seinem dunkeln Dolomitwinkel Magister Bu¬ chius, "was Er uns auch zu berichten die Absicht haben mag, Er ist dießmal damit auf dem richtigen, durch die Historie begründeten Boden. Dorten war der ge¬ heiligte Hain, das Fanum Odini, der finstere und heim¬ liche Wald, worin die Gottheit unserer Ahnen gegen¬ wärtig war. Ohnstreitig entstand Böse von Butz; und die Christen haben zur Abschreckung den Ort den Butzberg genannt, und manche Mutter und Kindsfrau schrecket noch jetzo unschicklicher Weise die Kinder mit dem heid¬ nischen Butzmann oder Bussemann --"
"Und ich habe dort den Hohlenbergern, einerlei ob aus der großen oder der kleinen Hohle, am hellen lichten Mittage den Glauben an den Butzemann beigebracht, daß sie heute noch ihren Kindern hinterm Ofen damit Bange machen und Kinder und Kindeskinder noch nach hundert Jahren davon erzählen werden. Nämlich sie waren zu Funfzig mal wieder über Heinrichen her. Sie hatten meinen besten Waldkameraden Heinrich Schelzen mal wieder unter ihren groben Bauerfäusten zu Boden --"
"Herr Du mein Leben, i Blitz nochmal, ist denn
einer Zunge aus dem Vogler vorgehenden Berge, weſt¬ lich vom Odfelde, dem Campus Odini, nordwärts unter dem mit Holz bewachſenen Berge, ſo —“
„Der Bütze- oder Butzeberg heißt. Da bin ich für mein Theil dem Butzemann begegnet —“
„Permittire Er einen Moment, lieber Münchhauſen,“ rief aus ſeinem dunkeln Dolomitwinkel Magiſter Bu¬ chius, „was Er uns auch zu berichten die Abſicht haben mag, Er iſt dießmal damit auf dem richtigen, durch die Hiſtorie begründeten Boden. Dorten war der ge¬ heiligte Hain, das Fanum Odini, der finſtere und heim¬ liche Wald, worin die Gottheit unſerer Ahnen gegen¬ wärtig war. Ohnſtreitig entſtand Böſe von Butz; und die Chriſten haben zur Abſchreckung den Ort den Butzberg genannt, und manche Mutter und Kindsfrau ſchrecket noch jetzo unſchicklicher Weiſe die Kinder mit dem heid¬ niſchen Butzmann oder Buſſemann —“
„Und ich habe dort den Hohlenbergern, einerlei ob aus der großen oder der kleinen Hohle, am hellen lichten Mittage den Glauben an den Butzemann beigebracht, daß ſie heute noch ihren Kindern hinterm Ofen damit Bange machen und Kinder und Kindeskinder noch nach hundert Jahren davon erzählen werden. Nämlich ſie waren zu Funfzig mal wieder über Heinrichen her. Sie hatten meinen beſten Waldkameraden Heinrich Schelzen mal wieder unter ihren groben Bauerfäuſten zu Boden —“
„Herr Du mein Leben, i Blitz nochmal, iſt denn
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einer Zunge aus dem Vogler vorgehenden Berge, weſt¬
lich vom Odfelde, dem Campus Odini, nordwärts unter
dem mit Holz bewachſenen Berge, ſo —“
„Der Bütze- oder Butzeberg heißt. Da bin ich für
mein Theil dem Butzemann begegnet —“
„Permittire Er einen Moment, lieber Münchhauſen,“
rief aus ſeinem dunkeln Dolomitwinkel Magiſter Bu¬
chius, „was Er uns auch zu berichten die Abſicht haben
mag, Er iſt dießmal damit auf dem richtigen, durch
die Hiſtorie begründeten Boden. Dorten war der ge¬
heiligte Hain, das Fanum Odini, der finſtere und heim¬
liche Wald, worin die Gottheit unſerer Ahnen gegen¬
wärtig war. Ohnſtreitig entſtand Böſe von Butz; und
die Chriſten haben zur Abſchreckung den Ort den Butzberg
genannt, und manche Mutter und Kindsfrau ſchrecket
noch jetzo unſchicklicher Weiſe die Kinder mit dem heid¬
niſchen Butzmann oder Buſſemann —“
„Und ich habe dort den Hohlenbergern, einerlei ob
aus der großen oder der kleinen Hohle, am hellen lichten
Mittage den Glauben an den Butzemann beigebracht,
daß ſie heute noch ihren Kindern hinterm Ofen damit
Bange machen und Kinder und Kindeskinder noch nach
hundert Jahren davon erzählen werden. Nämlich ſie
waren zu Funfzig mal wieder über Heinrichen her.
Sie hatten meinen beſten Waldkameraden Heinrich
Schelzen mal wieder unter ihren groben Bauerfäuſten
zu Boden —“
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/231>, abgerufen am 16.02.2025.
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