Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.heuer, Mademoiselle, und wenn Herr Lessing seinen O Jüngling, sei so ruchlos nicht, Und leugne die Gespenster, Ich selbst sah eins beim Mondenlicht Aus meinem Kammerfenster! so spreche ich mit dem Jüngling: Ich wende nichts dawider ein, Es müssen wohl Gespenster sein. Hat nicht der Herr Amtmann einmal in der Nacht Auch weiß ich nicht, was manche Nacht In meiner Tochter Kammer Sein Wesen hat, bald seufzt, bald lacht; Oft bringt's mir Angst und Jammer. Ich weiß, es Mädchen schläft allein: Drum müssen das Gespenster sein. Nichts ohne seinen zureichenden Grund, nihil sine "Ei wohl," sprach Magister Buchius, "das Feld heuer, Mademoiſelle, und wenn Herr Leſſing ſeinen O Jüngling, ſei ſo ruchlos nicht, Und leugne die Geſpenſter, Ich ſelbſt ſah eins beim Mondenlicht Aus meinem Kammerfenſter! ſo ſpreche ich mit dem Jüngling: Ich wende nichts dawider ein, Es müſſen wohl Geſpenſter ſein. Hat nicht der Herr Amtmann einmal in der Nacht Auch weiß ich nicht, was manche Nacht In meiner Tochter Kammer Sein Weſen hat, bald ſeufzt, bald lacht; Oft bringt's mir Angſt und Jammer. Ich weiß, es Mädchen ſchläft allein: Drum müſſen das Geſpenſter ſein. Nichts ohne ſeinen zureichenden Grund, nihil sine „Ei wohl,“ ſprach Magiſter Buchius, „das Feld <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="222"/> heuer, Mademoiſelle, und wenn Herr Leſſing ſeinen</p><lb/> <lg type="poem"> <l>O Jüngling, ſei ſo ruchlos nicht,</l><lb/> <l>Und leugne die Geſpenſter,</l><lb/> <l>Ich ſelbſt ſah eins beim Mondenlicht</l><lb/> <l>Aus meinem Kammerfenſter!</l><lb/> </lg> <p>ſo ſpreche ich mit dem Jüngling:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Ich wende nichts dawider ein,</l><lb/> <l>Es müſſen wohl Geſpenſter ſein.</l><lb/> </lg> <p>Hat nicht der Herr Amtmann einmal in der Nacht<lb/> vor Kreuzeserhöhung auf eines aus ſeinem Fenſter ge¬<lb/> ſchoſſen, wo freilich Herr Magiſter Leſſing <hi rendition="#g">ſeinen</hi> Alten<lb/> wieder ſingen läßt:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Auch weiß ich nicht, was manche Nacht</l><lb/> <l>In meiner Tochter Kammer</l><lb/> <l>Sein Weſen hat, bald ſeufzt, bald lacht;<lb/> Oft bringt's mir Angſt und Jammer.</l><lb/> <l>Ich weiß, es Mädchen ſchläft allein:</l><lb/> <l>Drum müſſen das Geſpenſter ſein.</l><lb/> </lg> <p>Nichts ohne ſeinen zureichenden Grund, <hi rendition="#aq">nihil sine<lb/> ratione sufficiente</hi> hätte der Jüngling in dieſem Falle<lb/> mehr als in einem andern <hi rendition="#aq">logice</hi> antworten dürfen;<lb/> doch ich laſſe es dahin geſtellt, und rede auch nur von<lb/> dem, was mir perſönlich paſſirt iſt und auch wie dem<lb/> Herrn Magiſter Buchius und dem Knecht Heinrich<lb/> außerhalb von Kloſter Amelungsborn. Der Heinen<lb/> Grasgrabe kennt wohl Jeder von uns?“</p><lb/> <p>„Ei wohl,“ ſprach Magiſter Buchius, „das Feld<lb/> vor dem Kloſter zwiſchen der Heerſtraße und dem gleich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0230]
heuer, Mademoiſelle, und wenn Herr Leſſing ſeinen
O Jüngling, ſei ſo ruchlos nicht,
Und leugne die Geſpenſter,
Ich ſelbſt ſah eins beim Mondenlicht
Aus meinem Kammerfenſter!
ſo ſpreche ich mit dem Jüngling:
Ich wende nichts dawider ein,
Es müſſen wohl Geſpenſter ſein.
Hat nicht der Herr Amtmann einmal in der Nacht
vor Kreuzeserhöhung auf eines aus ſeinem Fenſter ge¬
ſchoſſen, wo freilich Herr Magiſter Leſſing ſeinen Alten
wieder ſingen läßt:
Auch weiß ich nicht, was manche Nacht
In meiner Tochter Kammer
Sein Weſen hat, bald ſeufzt, bald lacht;
Oft bringt's mir Angſt und Jammer.
Ich weiß, es Mädchen ſchläft allein:
Drum müſſen das Geſpenſter ſein.
Nichts ohne ſeinen zureichenden Grund, nihil sine
ratione sufficiente hätte der Jüngling in dieſem Falle
mehr als in einem andern logice antworten dürfen;
doch ich laſſe es dahin geſtellt, und rede auch nur von
dem, was mir perſönlich paſſirt iſt und auch wie dem
Herrn Magiſter Buchius und dem Knecht Heinrich
außerhalb von Kloſter Amelungsborn. Der Heinen
Grasgrabe kennt wohl Jeder von uns?“
„Ei wohl,“ ſprach Magiſter Buchius, „das Feld
vor dem Kloſter zwiſchen der Heerſtraße und dem gleich
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