preußischen Herren des Generalstabes um für seinen Gönner.
"Vom Herrn Generallieutenant von Hardenberg, Durchlaucht, -- Lieutenant von Münchhausen von den hannöverschen Jägern unter Obristlieutenant Friederichs, herzogliche Durchlaucht," sagte in diesem Augenblick, militärisch grüßend, dicht neben dem Schimmel des Feld¬ herrn ein Individuum, das dem Kostüm nach nichts vom Soldaten an sich trug, aber von allem heutigen Wasser- und Erdbrei zwischen der Weser und dem Flecken Eschershausen von der Pudelmütze bis zu den Bauer¬ schuhen die ausgiebigsten Spuren. Und daß es durch Busch und Dorn gekrochen war, Felsabhänge hinaufge¬ klettert und hinabgerutscht war, sah man ihm auch an.
Aber dem Herzog Ferdinand von Braunschweig sah man in dem nämlichen Moment von Müdigkeit und Melancholie nicht das Geringste mehr an. Und wer von seinem gütigen Herzen, seiner Politesse gegen Jeder¬ mann das Allerbeste hatte rühmen hören, und ihn jetzo vernahm, der mochte sich wohl betroffen hinter dem Ohre krauen und sich vorsichtig bei Seite drücken. Der gute Herzog Ferdinand, sich wieder im Sattel bewegend, zeigte dem Boten des Herrn Generallieutenants von Hardenberg auf das Kräftigste, wie grob das Haus Braunschweig bei vorkommenden Gelegenheiten sein und wie grimmig es Gottes Ebenbilder im Drange der Ge¬ schäfte dieser Erde anschnauzen könne.
"Hardenberg?! Herr, der Satan soll Ihm und
preußiſchen Herren des Generalſtabes um für ſeinen Gönner.
„Vom Herrn Generallieutenant von Hardenberg, Durchlaucht, — Lieutenant von Münchhauſen von den hannöverſchen Jägern unter Obriſtlieutenant Friederichs, herzogliche Durchlaucht,“ ſagte in dieſem Augenblick, militäriſch grüßend, dicht neben dem Schimmel des Feld¬ herrn ein Individuum, das dem Koſtüm nach nichts vom Soldaten an ſich trug, aber von allem heutigen Waſſer- und Erdbrei zwiſchen der Weſer und dem Flecken Eſchershauſen von der Pudelmütze bis zu den Bauer¬ ſchuhen die ausgiebigſten Spuren. Und daß es durch Buſch und Dorn gekrochen war, Felsabhänge hinaufge¬ klettert und hinabgerutſcht war, ſah man ihm auch an.
Aber dem Herzog Ferdinand von Braunſchweig ſah man in dem nämlichen Moment von Müdigkeit und Melancholie nicht das Geringſte mehr an. Und wer von ſeinem gütigen Herzen, ſeiner Politeſſe gegen Jeder¬ mann das Allerbeſte hatte rühmen hören, und ihn jetzo vernahm, der mochte ſich wohl betroffen hinter dem Ohre krauen und ſich vorſichtig bei Seite drücken. Der gute Herzog Ferdinand, ſich wieder im Sattel bewegend, zeigte dem Boten des Herrn Generallieutenants von Hardenberg auf das Kräftigſte, wie grob das Haus Braunſchweig bei vorkommenden Gelegenheiten ſein und wie grimmig es Gottes Ebenbilder im Drange der Ge¬ ſchäfte dieſer Erde anſchnauzen könne.
„Hardenberg?! Herr, der Satan ſoll Ihm und
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preußiſchen Herren des Generalſtabes um für ſeinen
Gönner.
„Vom Herrn Generallieutenant von Hardenberg,
Durchlaucht, — Lieutenant von Münchhauſen von den
hannöverſchen Jägern unter Obriſtlieutenant Friederichs,
herzogliche Durchlaucht,“ ſagte in dieſem Augenblick,
militäriſch grüßend, dicht neben dem Schimmel des Feld¬
herrn ein Individuum, das dem Koſtüm nach nichts vom
Soldaten an ſich trug, aber von allem heutigen Waſſer-
und Erdbrei zwiſchen der Weſer und dem Flecken
Eſchershauſen von der Pudelmütze bis zu den Bauer¬
ſchuhen die ausgiebigſten Spuren. Und daß es durch
Buſch und Dorn gekrochen war, Felsabhänge hinaufge¬
klettert und hinabgerutſcht war, ſah man ihm auch an.
Aber dem Herzog Ferdinand von Braunſchweig ſah
man in dem nämlichen Moment von Müdigkeit und
Melancholie nicht das Geringſte mehr an. Und wer
von ſeinem gütigen Herzen, ſeiner Politeſſe gegen Jeder¬
mann das Allerbeſte hatte rühmen hören, und ihn jetzo
vernahm, der mochte ſich wohl betroffen hinter dem Ohre
krauen und ſich vorſichtig bei Seite drücken. Der gute
Herzog Ferdinand, ſich wieder im Sattel bewegend,
zeigte dem Boten des Herrn Generallieutenants von
Hardenberg auf das Kräftigſte, wie grob das Haus
Braunſchweig bei vorkommenden Gelegenheiten ſein und
wie grimmig es Gottes Ebenbilder im Drange der Ge¬
ſchäfte dieſer Erde anſchnauzen könne.
„Hardenberg?! Herr, der Satan ſoll Ihm und
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/245>, abgerufen am 21.11.2024.
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