Fahnen und Standarten und mit dem Grase im nächsten Jahre über Roß und Reiter; -- mir ist es einerlei, sehet selber, womit ihr euch behaglicher abfindet, ob mit eurem Gelärme oder mit meinem Geschäft und Werk in der Welt. Hui, Kameraden, hinein in den Katthagen und Busch und Baum in die Frisur und dem alten Kol¬ laborator von Amelungsborn, dem Magister Buchius bis in die Knochen. Endlich wieder nach Hause mit dem alten närrischen Kauz und seiner närrischen Gesell¬ schaft!"
"Ich gehe jetzt nach Hause, und wenn Keiner mit will, allein!" sagte Mamsell Selinde, von dem Baum¬ stamm aufstehend. "Wer mit will, kann kommen."
"Was meinst Du, Wieschen?" fragte Knecht Schelze. "Knuff und Puff haben wir genug von Freund und Feind gekriegt. Den Herrn Herzog Ferdinand haben wir zu Gesicht bekommen, aber helfen hat er uns auch nicht können. Er hat für heute wieder selber noch nichts und kann sich selber kaum helfen. Unter die Engländer mag ich nicht, die Bückeburger, Hannoverschen, Preußen, Hessen und Braunschweiger magst Du auch nicht, die Franzosen sind wieder über den Solling. Sag Dein Wort, Wieschen; haben sie Amelungsborn niedergebrannt, können wir uns zum wenigsten noch mal an seinen Kohlen wärmen."
"Ich habe es Dir ja schon gesagt. Wir wollen nach Hause wie es ist! Lieber auch todt als so lebendig hier im Busch und draußen unter den todten Menschen!"
Fahnen und Standarten und mit dem Graſe im nächſten Jahre über Roß und Reiter; — mir iſt es einerlei, ſehet ſelber, womit ihr euch behaglicher abfindet, ob mit eurem Gelärme oder mit meinem Geſchäft und Werk in der Welt. Hui, Kameraden, hinein in den Katthagen und Buſch und Baum in die Friſur und dem alten Kol¬ laborator von Amelungsborn, dem Magiſter Buchius bis in die Knochen. Endlich wieder nach Hauſe mit dem alten närriſchen Kauz und ſeiner närriſchen Geſell¬ ſchaft!“
„Ich gehe jetzt nach Hauſe, und wenn Keiner mit will, allein!“ ſagte Mamſell Selinde, von dem Baum¬ ſtamm aufſtehend. „Wer mit will, kann kommen.“
„Was meinſt Du, Wieſchen?“ fragte Knecht Schelze. „Knuff und Puff haben wir genug von Freund und Feind gekriegt. Den Herrn Herzog Ferdinand haben wir zu Geſicht bekommen, aber helfen hat er uns auch nicht können. Er hat für heute wieder ſelber noch nichts und kann ſich ſelber kaum helfen. Unter die Engländer mag ich nicht, die Bückeburger, Hannoverſchen, Preußen, Heſſen und Braunſchweiger magſt Du auch nicht, die Franzoſen ſind wieder über den Solling. Sag Dein Wort, Wieſchen; haben ſie Amelungsborn niedergebrannt, können wir uns zum wenigſten noch mal an ſeinen Kohlen wärmen.“
„Ich habe es Dir ja ſchon geſagt. Wir wollen nach Hauſe wie es iſt! Lieber auch todt als ſo lebendig hier im Buſch und draußen unter den todten Menſchen!“
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Fahnen und Standarten und mit dem Graſe im nächſten
Jahre über Roß und Reiter; — mir iſt es einerlei,
ſehet ſelber, womit ihr euch behaglicher abfindet, ob mit
eurem Gelärme oder mit meinem Geſchäft und Werk in
der Welt. Hui, Kameraden, hinein in den Katthagen und
Buſch und Baum in die Friſur und dem alten Kol¬
laborator von Amelungsborn, dem Magiſter Buchius bis
in die Knochen. Endlich wieder nach Hauſe mit dem
alten närriſchen Kauz und ſeiner närriſchen Geſell¬
ſchaft!“
„Ich gehe jetzt nach Hauſe, und wenn Keiner mit
will, allein!“ ſagte Mamſell Selinde, von dem Baum¬
ſtamm aufſtehend. „Wer mit will, kann kommen.“
„Was meinſt Du, Wieſchen?“ fragte Knecht Schelze.
„Knuff und Puff haben wir genug von Freund und
Feind gekriegt. Den Herrn Herzog Ferdinand haben
wir zu Geſicht bekommen, aber helfen hat er uns auch
nicht können. Er hat für heute wieder ſelber noch
nichts und kann ſich ſelber kaum helfen. Unter die
Engländer mag ich nicht, die Bückeburger, Hannoverſchen,
Preußen, Heſſen und Braunſchweiger magſt Du auch
nicht, die Franzoſen ſind wieder über den Solling.
Sag Dein Wort, Wieſchen; haben ſie Amelungsborn
niedergebrannt, können wir uns zum wenigſten noch
mal an ſeinen Kohlen wärmen.“
„Ich habe es Dir ja ſchon geſagt. Wir wollen
nach Hauſe wie es iſt! Lieber auch todt als ſo lebendig
hier im Buſch und draußen unter den todten Menſchen!“
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/276>, abgerufen am 27.07.2024.
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