das haut nicht mehr mit der scharfen oder flachen Klinge vom Gaul auf Unsereinen herunter. Guck Einer, sie sind unter unserm Junker Thedel wirklich vor Feier¬ abend nochmal bitter aneinander gewesen, die Rothen und die Blauen. Da liegt es dick genug über einander, Roß und Reiter; wie die Tische und Schulbänke in Kloster Amelungsborn, Herr Magister. Es hat den Franschen ihr Lagerbrand doch nicht ganz aus der Falle geholfen, Herr Magister. Vivat unser Thedel, unser Thedel von Münchhausen!"
Es war so. Die letzten Strahlen der November¬ nachmittagssonne fielen jetzo durch das schwere, zerrissene Gewölk, das hastig über das Odfeld hingejagt wurde, und es war deutlich genug, daß auch die Elliots über das Odfeld hingejagt und noch einmal an den Feind gerathen waren. Um den Katthagen herum hatten die Gevettern von Münchhausen, der aus Bevern und der aus Bodenwerder die engelländischen Reiter dem Herrn von Rohan-Chabot in die Flanke geführt. Ja, noch einmal auch heute hatte, trotz allem, der gute Herzog Ferdinand den Franzosen scharf in die Nacken¬ haare gegriffen, und man sah es auf dem Odfelde, welch' ein Gezause und Gezerre da gewesen war.
Sie lagen, weithin zerstreut auf dem alten Götter- und Opferfelde, über einander gestürzt Frankreich und England und -- Deutschland dazwischen; Roth und Blau, Grün, Gelb und Weiß, silberne Litzen und goldene, Bayonett und Reitersäbel durch einander geworfen:
das haut nicht mehr mit der ſcharfen oder flachen Klinge vom Gaul auf Unſereinen herunter. Guck Einer, ſie ſind unter unſerm Junker Thedel wirklich vor Feier¬ abend nochmal bitter aneinander geweſen, die Rothen und die Blauen. Da liegt es dick genug über einander, Roß und Reiter; wie die Tiſche und Schulbänke in Kloſter Amelungsborn, Herr Magiſter. Es hat den Franſchen ihr Lagerbrand doch nicht ganz aus der Falle geholfen, Herr Magiſter. Vivat unſer Thedel, unſer Thedel von Münchhauſen!“
Es war ſo. Die letzten Strahlen der November¬ nachmittagsſonne fielen jetzo durch das ſchwere, zerriſſene Gewölk, das haſtig über das Odfeld hingejagt wurde, und es war deutlich genug, daß auch die Elliots über das Odfeld hingejagt und noch einmal an den Feind gerathen waren. Um den Katthagen herum hatten die Gevettern von Münchhauſen, der aus Bevern und der aus Bodenwerder die engelländiſchen Reiter dem Herrn von Rohan-Chabot in die Flanke geführt. Ja, noch einmal auch heute hatte, trotz allem, der gute Herzog Ferdinand den Franzoſen ſcharf in die Nacken¬ haare gegriffen, und man ſah es auf dem Odfelde, welch' ein Gezauſe und Gezerre da geweſen war.
Sie lagen, weithin zerſtreut auf dem alten Götter- und Opferfelde, über einander geſtürzt Frankreich und England und — Deutſchland dazwiſchen; Roth und Blau, Grün, Gelb und Weiß, ſilberne Litzen und goldene, Bayonett und Reiterſäbel durch einander geworfen:
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das haut nicht mehr mit der ſcharfen oder flachen Klinge
vom Gaul auf Unſereinen herunter. Guck Einer, ſie
ſind unter unſerm Junker Thedel wirklich vor Feier¬
abend nochmal bitter aneinander geweſen, die Rothen
und die Blauen. Da liegt es dick genug über einander,
Roß und Reiter; wie die Tiſche und Schulbänke in
Kloſter Amelungsborn, Herr Magiſter. Es hat den
Franſchen ihr Lagerbrand doch nicht ganz aus der Falle
geholfen, Herr Magiſter. Vivat unſer Thedel, unſer
Thedel von Münchhauſen!“
Es war ſo. Die letzten Strahlen der November¬
nachmittagsſonne fielen jetzo durch das ſchwere, zerriſſene
Gewölk, das haſtig über das Odfeld hingejagt wurde,
und es war deutlich genug, daß auch die Elliots
über das Odfeld hingejagt und noch einmal an den
Feind gerathen waren. Um den Katthagen herum hatten
die Gevettern von Münchhauſen, der aus Bevern und
der aus Bodenwerder die engelländiſchen Reiter dem
Herrn von Rohan-Chabot in die Flanke geführt. Ja,
noch einmal auch heute hatte, trotz allem, der gute
Herzog Ferdinand den Franzoſen ſcharf in die Nacken¬
haare gegriffen, und man ſah es auf dem Odfelde, welch'
ein Gezauſe und Gezerre da geweſen war.
Sie lagen, weithin zerſtreut auf dem alten Götter-
und Opferfelde, über einander geſtürzt Frankreich und
England und — Deutſchland dazwiſchen; Roth und
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/280>, abgerufen am 24.11.2024.
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