Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.und die er am Nachmittag wirklich nur beschritten "Hat Er es denn wirklich noch immer nicht aufge¬ "Cum dignitate," seufzte der alte Herr im schäbigen "Ja, ja," lachte der Amtmann, "da mag Er wohl und die er am Nachmittag wirklich nur beſchritten „Hat Er es denn wirklich noch immer nicht aufge¬ „Cum dignitate,“ ſeufzte der alte Herr im ſchäbigen „Ja, ja,“ lachte der Amtmann, „da mag Er wohl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="27"/> und die er am Nachmittag wirklich nur beſchritten<lb/> hatte, um aus der unruhigen Gegenwart nach einer<lb/> ebenſo unruhigen Vergangenheit ſich zurück zu träumen.<lb/> Wie ihm ſein unwirrſcher Begleiter ſeine bis dato un¬<lb/> eingeſtoßene Stubenthür rühmen mochte: das öde Feld<lb/> und der ruinirte Handels- und Kriegs-Pfad konnten<lb/> nur zu oft doch auch als Zuflucht für ein vom Lärm<lb/> der Zeit verwirrtes, betäubtes Menſchen- und <hi rendition="#aq">Homme<lb/> de lettres</hi>-Gemüth vorzuziehen ſein.</p><lb/> <p>„Hat Er es denn wirklich noch immer nicht aufge¬<lb/> geben, Buchius, hier den Weg nach Holzminden hin zu<lb/> laufen, wie Seinem verlorenen Glücke nach? Glaubt Er<lb/> denn immer noch, ſie werden eine Abgeſandtſchaft ſchicken,<lb/> um Ihn mit Lorbeerblättern, Pauken und Trompeten<lb/> ſich nachzuholen, weilen ſie doch eingeſehen haben, daß<lb/> ſie Ihn nicht miſſen und entbehren können?“ fragte der<lb/> Amtmann wiederum und ſetzte nochmal hinzu: „Er<lb/> ſollte doch wahrhaftig an Seinem vergangenen Pläſir<lb/> und Aerger genug haben und ſich Seines <hi rendition="#aq">otium cum<lb/> dignitate</hi> in Ruhe freuen.“</p><lb/> <p>„<hi rendition="#aq">Cum dignitate</hi>,“ ſeufzte der alte Herr im ſchäbigen<lb/> Schwarz und in Schnallenſchuhen neben dem unterſetzten,<lb/> vierſchrötigen Begleiter in Stulpenſtiefeln und im grünen<lb/> Flaus, und ein wehmüthiges Kopfſchütteln begleitete<lb/> das Wort.</p><lb/> <p>„Ja, ja,“ lachte der Amtmann, „da mag Er wohl<lb/> Recht haben mit Seinem Stöhnen. Viel Glorie war<lb/> nicht in der Art, wie man Ihn auf's Altentheil ſchob,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0035]
und die er am Nachmittag wirklich nur beſchritten
hatte, um aus der unruhigen Gegenwart nach einer
ebenſo unruhigen Vergangenheit ſich zurück zu träumen.
Wie ihm ſein unwirrſcher Begleiter ſeine bis dato un¬
eingeſtoßene Stubenthür rühmen mochte: das öde Feld
und der ruinirte Handels- und Kriegs-Pfad konnten
nur zu oft doch auch als Zuflucht für ein vom Lärm
der Zeit verwirrtes, betäubtes Menſchen- und Homme
de lettres-Gemüth vorzuziehen ſein.
„Hat Er es denn wirklich noch immer nicht aufge¬
geben, Buchius, hier den Weg nach Holzminden hin zu
laufen, wie Seinem verlorenen Glücke nach? Glaubt Er
denn immer noch, ſie werden eine Abgeſandtſchaft ſchicken,
um Ihn mit Lorbeerblättern, Pauken und Trompeten
ſich nachzuholen, weilen ſie doch eingeſehen haben, daß
ſie Ihn nicht miſſen und entbehren können?“ fragte der
Amtmann wiederum und ſetzte nochmal hinzu: „Er
ſollte doch wahrhaftig an Seinem vergangenen Pläſir
und Aerger genug haben und ſich Seines otium cum
dignitate in Ruhe freuen.“
„Cum dignitate,“ ſeufzte der alte Herr im ſchäbigen
Schwarz und in Schnallenſchuhen neben dem unterſetzten,
vierſchrötigen Begleiter in Stulpenſtiefeln und im grünen
Flaus, und ein wehmüthiges Kopfſchütteln begleitete
das Wort.
„Ja, ja,“ lachte der Amtmann, „da mag Er wohl
Recht haben mit Seinem Stöhnen. Viel Glorie war
nicht in der Art, wie man Ihn auf's Altentheil ſchob,
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