und ich kanns Ihm nicht verdenken, wenn Er auch noch eine Pique auf die saubere hochgelahrte Gesellschaft hat, die Ihn so ganz und gar nicht mehr brauchen konnte, sondern Ihn hier bei uns ganz allein Seiner eigensten, angeborenen Dignität überließ. Nu, die hat Er aber ja auch sicher -- das nimmt Ihm anjetzo Keiner mehr, daß Er nun der Gelehrteste und Weiseste in ganz Kloster Amelungsborn ist. Da wende Er sich nur dreist an mich, wenn Ihm Einer auf dem Amt, Mensch oder Vieh, dagegen anbocken will -- ha, ha, ha, ho, ho, ho, ho."
Es war ein ungeschlachtes Lachen, welches die Rede des Mannes beschloß, aber so ganz übel war sie doch nicht gemeint, die Rede nämlich. Der Amtmann von Amelungsborn wußte ganz genau, was er an seinem "letzten Ruderum" von seiner "verflossenen Klosterschul¬ schande" hatte. Freilich was er ihm bieten konnte, wußte er auch und machte in der übelsten Laune am liebsten Gebrauch von seiner Macht, einer armen vor Weisheit unbrauchbaren Kreatur des Herrgotts, das kümmerliche Leben noch mehr zu verkümmern.
"Der Herr Amtmann wissen, wie ich freilich mit meinem Leben und Frieden auf Dero Wohlmeinen und guten Rath in allen Dingen angewiesen bin," sagte der Magister, doch sein Begleiter kam nicht zu einer zweiten Lache. Ein seltsam Phänomen und Naturspiel zog die Auf¬ merksamkeit beider Männer an und hielt sie dauernd fest. Sie standen still und sahen Beide auf.
und ich kanns Ihm nicht verdenken, wenn Er auch noch eine Pique auf die ſaubere hochgelahrte Geſellſchaft hat, die Ihn ſo ganz und gar nicht mehr brauchen konnte, ſondern Ihn hier bei uns ganz allein Seiner eigenſten, angeborenen Dignität überließ. Nu, die hat Er aber ja auch ſicher — das nimmt Ihm anjetzo Keiner mehr, daß Er nun der Gelehrteſte und Weiſeſte in ganz Kloſter Amelungsborn iſt. Da wende Er ſich nur dreiſt an mich, wenn Ihm Einer auf dem Amt, Menſch oder Vieh, dagegen anbocken will — ha, ha, ha, ho, ho, ho, ho.“
Es war ein ungeſchlachtes Lachen, welches die Rede des Mannes beſchloß, aber ſo ganz übel war ſie doch nicht gemeint, die Rede nämlich. Der Amtmann von Amelungsborn wußte ganz genau, was er an ſeinem „letzten Ruderum“ von ſeiner „verfloſſenen Kloſterſchul¬ ſchande“ hatte. Freilich was er ihm bieten konnte, wußte er auch und machte in der übelſten Laune am liebſten Gebrauch von ſeiner Macht, einer armen vor Weisheit unbrauchbaren Kreatur des Herrgotts, das kümmerliche Leben noch mehr zu verkümmern.
„Der Herr Amtmann wiſſen, wie ich freilich mit meinem Leben und Frieden auf Dero Wohlmeinen und guten Rath in allen Dingen angewieſen bin,“ ſagte der Magiſter, doch ſein Begleiter kam nicht zu einer zweiten Lache. Ein ſeltſam Phänomen und Naturſpiel zog die Auf¬ merkſamkeit beider Männer an und hielt ſie dauernd feſt. Sie ſtanden ſtill und ſahen Beide auf.
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und ich kanns Ihm nicht verdenken, wenn Er auch noch
eine Pique auf die ſaubere hochgelahrte Geſellſchaft hat,
die Ihn ſo ganz und gar nicht mehr brauchen konnte,
ſondern Ihn hier bei uns ganz allein Seiner eigenſten,
angeborenen Dignität überließ. Nu, die hat Er aber
ja auch ſicher — das nimmt Ihm anjetzo Keiner mehr,
daß Er nun der Gelehrteſte und Weiſeſte in ganz Kloſter
Amelungsborn iſt. Da wende Er ſich nur dreiſt an
mich, wenn Ihm Einer auf dem Amt, Menſch oder
Vieh, dagegen anbocken will — ha, ha, ha, ho, ho,
ho, ho.“
Es war ein ungeſchlachtes Lachen, welches die Rede
des Mannes beſchloß, aber ſo ganz übel war ſie doch
nicht gemeint, die Rede nämlich. Der Amtmann von
Amelungsborn wußte ganz genau, was er an ſeinem
„letzten Ruderum“ von ſeiner „verfloſſenen Kloſterſchul¬
ſchande“ hatte. Freilich was er ihm bieten konnte,
wußte er auch und machte in der übelſten Laune am
liebſten Gebrauch von ſeiner Macht, einer armen vor
Weisheit unbrauchbaren Kreatur des Herrgotts, das
kümmerliche Leben noch mehr zu verkümmern.
„Der Herr Amtmann wiſſen, wie ich freilich mit
meinem Leben und Frieden auf Dero Wohlmeinen und
guten Rath in allen Dingen angewieſen bin,“ ſagte der
Magiſter, doch ſein Begleiter kam nicht zu einer zweiten
Lache. Ein ſeltſam Phänomen und Naturſpiel zog die Auf¬
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Sie ſtanden ſtill und ſahen Beide auf.
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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/36>, abgerufen am 21.11.2024.
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