man es eben so gut im Traum hätte träumen können." --
Es war freilich vollkommene Nacht, als beide Männer den alten Mauerbezirk der weiland Cistercienser von Amelungsborn und das gewölbte Eingangsthor erreich¬ ten: der Eine mit seinen Lebensnöthen und Sorgen im bitteren Ringen, der Andere seiner Daseinskümmerniß zum Trotz im kindlichen Vertrauen auf das Geschick und voll wunderlichen Behagens ob der Ausbeute seines melancholischen Abendganges auf der Landstraße seiner emigrirten Schule nach, und aus der Vogelschlacht unter dem Mons Fugleri, auf dem Wodansfelde, seinem und des C. C. Tacitus Campus Odini, dem Odfelde. Wie gern wäre wohl ein anderer lieber Mann mit dem Magister Noah Buchius gegangen und hätte auch wohl zu seinem Contentement das blaugestreifte Sacktuch mit dem schwarzen Vogel getragen! Doch dieser Andere, genannt Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg auch Bevern, königlich preußischer General-Feldmarschall und General en chef der königlich großbritannischen und churhannöverschen Armeen, hatte leider eben etwas An¬ deres zu thun, als seinem freundlichen guten Herzen, seinen Neigungen, Stimmungen, Schrullen und Grillen Folge zu geben. In seinem rothen englischen Generals¬ rock und mit dem Stern des schwarzen Adlers des Kö¬ nigs Friedrich hatte er noch bei weitem weniger nach seinem Behagen zu fragen, wie der Magister Buchius mit seinem Vogel im Kopf und im Taschentuch. Er,
man es eben ſo gut im Traum hätte träumen können.“ —
Es war freilich vollkommene Nacht, als beide Männer den alten Mauerbezirk der weiland Ciſtercienſer von Amelungsborn und das gewölbte Eingangsthor erreich¬ ten: der Eine mit ſeinen Lebensnöthen und Sorgen im bitteren Ringen, der Andere ſeiner Daſeinskümmerniß zum Trotz im kindlichen Vertrauen auf das Geſchick und voll wunderlichen Behagens ob der Ausbeute ſeines melancholiſchen Abendganges auf der Landſtraße ſeiner emigrirten Schule nach, und aus der Vogelſchlacht unter dem Mons Fugleri, auf dem Wodansfelde, ſeinem und des C. C. Tacitus Campus Odini, dem Odfelde. Wie gern wäre wohl ein anderer lieber Mann mit dem Magiſter Noah Buchius gegangen und hätte auch wohl zu ſeinem Contentement das blaugeſtreifte Sacktuch mit dem ſchwarzen Vogel getragen! Doch dieſer Andere, genannt Ferdinand von Braunſchweig-Lüneburg auch Bevern, königlich preußiſcher General-Feldmarſchall und General en chef der königlich großbritanniſchen und churhannöverſchen Armeen, hatte leider eben etwas An¬ deres zu thun, als ſeinem freundlichen guten Herzen, ſeinen Neigungen, Stimmungen, Schrullen und Grillen Folge zu geben. In ſeinem rothen engliſchen Generals¬ rock und mit dem Stern des ſchwarzen Adlers des Kö¬ nigs Friedrich hatte er noch bei weitem weniger nach ſeinem Behagen zu fragen, wie der Magiſter Buchius mit ſeinem Vogel im Kopf und im Taſchentuch. Er,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0048"n="40"/>
man es eben ſo gut im Traum hätte träumen<lb/>
können.“—</p><lb/><p>Es war freilich vollkommene Nacht, als beide Männer<lb/>
den alten Mauerbezirk der weiland Ciſtercienſer von<lb/>
Amelungsborn und das gewölbte Eingangsthor erreich¬<lb/>
ten: der Eine mit ſeinen Lebensnöthen und Sorgen im<lb/>
bitteren Ringen, der Andere ſeiner Daſeinskümmerniß<lb/>
zum Trotz im kindlichen Vertrauen auf das Geſchick<lb/>
und voll wunderlichen Behagens ob der Ausbeute ſeines<lb/>
melancholiſchen Abendganges auf der Landſtraße ſeiner<lb/>
emigrirten Schule nach, und aus der Vogelſchlacht unter<lb/>
dem <hirendition="#aq">Mons Fugleri</hi>, auf dem Wodansfelde, ſeinem und<lb/>
des C. C. Tacitus <hirendition="#aq">Campus Odini</hi>, dem Odfelde. Wie<lb/>
gern wäre wohl ein anderer lieber Mann mit dem<lb/>
Magiſter Noah Buchius gegangen und hätte auch wohl<lb/>
zu ſeinem Contentement das blaugeſtreifte Sacktuch mit<lb/>
dem ſchwarzen Vogel getragen! Doch dieſer Andere,<lb/>
genannt Ferdinand von Braunſchweig-Lüneburg auch<lb/>
Bevern, königlich preußiſcher General-Feldmarſchall und<lb/>
General <hirendition="#aq">en chef</hi> der königlich großbritanniſchen und<lb/>
churhannöverſchen Armeen, hatte leider eben etwas An¬<lb/>
deres zu thun, als ſeinem freundlichen guten Herzen,<lb/>ſeinen Neigungen, Stimmungen, Schrullen und Grillen<lb/>
Folge zu geben. In ſeinem rothen engliſchen Generals¬<lb/>
rock und mit dem Stern des ſchwarzen Adlers des Kö¬<lb/>
nigs Friedrich hatte er noch bei weitem weniger nach<lb/>ſeinem Behagen zu fragen, wie der Magiſter Buchius<lb/>
mit ſeinem Vogel im Kopf und im Taſchentuch. Er,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[40/0048]
man es eben ſo gut im Traum hätte träumen
können.“ —
Es war freilich vollkommene Nacht, als beide Männer
den alten Mauerbezirk der weiland Ciſtercienſer von
Amelungsborn und das gewölbte Eingangsthor erreich¬
ten: der Eine mit ſeinen Lebensnöthen und Sorgen im
bitteren Ringen, der Andere ſeiner Daſeinskümmerniß
zum Trotz im kindlichen Vertrauen auf das Geſchick
und voll wunderlichen Behagens ob der Ausbeute ſeines
melancholiſchen Abendganges auf der Landſtraße ſeiner
emigrirten Schule nach, und aus der Vogelſchlacht unter
dem Mons Fugleri, auf dem Wodansfelde, ſeinem und
des C. C. Tacitus Campus Odini, dem Odfelde. Wie
gern wäre wohl ein anderer lieber Mann mit dem
Magiſter Noah Buchius gegangen und hätte auch wohl
zu ſeinem Contentement das blaugeſtreifte Sacktuch mit
dem ſchwarzen Vogel getragen! Doch dieſer Andere,
genannt Ferdinand von Braunſchweig-Lüneburg auch
Bevern, königlich preußiſcher General-Feldmarſchall und
General en chef der königlich großbritanniſchen und
churhannöverſchen Armeen, hatte leider eben etwas An¬
deres zu thun, als ſeinem freundlichen guten Herzen,
ſeinen Neigungen, Stimmungen, Schrullen und Grillen
Folge zu geben. In ſeinem rothen engliſchen Generals¬
rock und mit dem Stern des ſchwarzen Adlers des Kö¬
nigs Friedrich hatte er noch bei weitem weniger nach
ſeinem Behagen zu fragen, wie der Magiſter Buchius
mit ſeinem Vogel im Kopf und im Taſchentuch. Er,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/48>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.