Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.Diese wurde gebracht, als der greise Benemeritus Mit hängendem Flügel hüpfte der wunde schwarze "Krah! krr, krr, krr!" "Komme Er her; ich thue Ihm weiter nichts," sagte Es war Wieschen, von der Frau Klosteramtmannin "Krah!" kreischte der Rab, mit dem ganzen Witz Dieſe wurde gebracht, als der greiſe Benemeritus Mit hängendem Flügel hüpfte der wunde ſchwarze „Krah! krr, krr, krr!“ „Komme Er her; ich thue Ihm weiter nichts,“ ſagte Es war Wieſchen, von der Frau Kloſteramtmannin „Krah!“ kreiſchte der Rab, mit dem ganzen Witz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0065" n="57"/> <p>Dieſe wurde gebracht, als der greiſe Benemeritus<lb/> ſeinen Gefangenen, oder lieber ſeinen Geretteten, aus der<lb/> Bataille auf dem <hi rendition="#aq">Campus Odini</hi> aus dem Sacktuch, in<lb/> welchem er ihn hergetragen hatte, loslöſte.</p><lb/> <p>Mit hängendem Flügel hüpfte der wunde ſchwarze<lb/> Kämpfer hervor, verſuchte zu flattern, gab es auf, hüpfte<lb/> auf gottlob geſunden Füßen hierhin und dahin durch<lb/> das Gemach, ſtellte ſich feſt unter dem Tiſche, legte<lb/> den Kopf auf die Seite, den Magiſter Buchius genau<lb/> zu betrachten und ſprach rauh, heiſer und klagend:<lb/></p> <p>„Krah! krr, krr, krr!“</p><lb/> <p>„Komme Er her; ich thue Ihm weiter nichts,“ ſagte<lb/> der Magiſter Buchius, wie er das vordem von ſeinem<lb/> Katheder herunter hätte ſagen können. „Laſſe Er mich<lb/> wenigſtens nach Seinem Fittich ſehen,“ ſagte der Magiſter<lb/> zuredend und dabei unter den Tiſch nach ſeinem neuen<lb/> Stubengenoſſen greifend. Noch traute dieſer aber nicht<lb/> gänzlich. Krächzend hüpfte er vor der begütigenden,<lb/> mitleidigen Hand zurück in's Dunkel, und in demſelben<lb/> Augenblick klopfte es an der Zellenthür.</p><lb/> <p>Es war Wieſchen, von der Frau Kloſteramtmannin<lb/> geſchickt mit dem Abendbrod des Emeritus der großen<lb/> Schule von Amelungsborn, des zu Tode zu fütternden<lb/> gelehrten überſinnigen Haus- und Hof-Genoſſen.</p><lb/> <p>„Krah!“ kreiſchte der Rab, mit dem ganzen Witz<lb/> ſeines Geſchlechts eine offene Thür ſofort von einer ge¬<lb/> ſchloſſenen unterſcheidend. Noch einmal verſuchte er zu<lb/> fliegen und flatterte wenigſtens gegen das erſchreckt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0065]
Dieſe wurde gebracht, als der greiſe Benemeritus
ſeinen Gefangenen, oder lieber ſeinen Geretteten, aus der
Bataille auf dem Campus Odini aus dem Sacktuch, in
welchem er ihn hergetragen hatte, loslöſte.
Mit hängendem Flügel hüpfte der wunde ſchwarze
Kämpfer hervor, verſuchte zu flattern, gab es auf, hüpfte
auf gottlob geſunden Füßen hierhin und dahin durch
das Gemach, ſtellte ſich feſt unter dem Tiſche, legte
den Kopf auf die Seite, den Magiſter Buchius genau
zu betrachten und ſprach rauh, heiſer und klagend:
„Krah! krr, krr, krr!“
„Komme Er her; ich thue Ihm weiter nichts,“ ſagte
der Magiſter Buchius, wie er das vordem von ſeinem
Katheder herunter hätte ſagen können. „Laſſe Er mich
wenigſtens nach Seinem Fittich ſehen,“ ſagte der Magiſter
zuredend und dabei unter den Tiſch nach ſeinem neuen
Stubengenoſſen greifend. Noch traute dieſer aber nicht
gänzlich. Krächzend hüpfte er vor der begütigenden,
mitleidigen Hand zurück in's Dunkel, und in demſelben
Augenblick klopfte es an der Zellenthür.
Es war Wieſchen, von der Frau Kloſteramtmannin
geſchickt mit dem Abendbrod des Emeritus der großen
Schule von Amelungsborn, des zu Tode zu fütternden
gelehrten überſinnigen Haus- und Hof-Genoſſen.
„Krah!“ kreiſchte der Rab, mit dem ganzen Witz
ſeines Geſchlechts eine offene Thür ſofort von einer ge¬
ſchloſſenen unterſcheidend. Noch einmal verſuchte er zu
fliegen und flatterte wenigſtens gegen das erſchreckt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |