Hand hier bei uns Andern in Geduld über sich walten zu lassen. Aber das Wieschen, das Mädchen lässet er in Amelungsborn, lässet es bei mir. Seine herzog¬ liche Durchlaucht haben es nicht aufgefordert, ihm das edle Wahrzeichen von einem Bagagewagen hinzuhalten; nach Braunschweig in's Mosthaus oder in die Burg Dankwarderode soll es ihm das Zeichen zurückstellen, wenn der Herr aus der Höhe seinen Stab zwischen die Streiter geworfen hat. Ja wohl, da hat Er mir die Weser auf den Tisch gemalt, Er Narre. Hier kommt der Franzmann von Neuem über den Solling und dringt auf Einbeck, hier streckt sich der Ith und hier (der Magister setzte den hagern Zeigefinger fest auf eine ganz bestimmte Stelle seiner imaginären Land¬ karte), hier wird Er freilich in den allernächsten Tagen, ja morgen schon den Herzog Ferdinand treffen, wenn der noch einmal seine Vaterstadt und seines Herrn Bruders Residenz vor dem Marschall von Broglio schirmen will. Halte Er sich ja nicht länger auf bei uns, Schelze, folge Er nur seinem Grimmbrägen und vertausche Er den Stab seines geplagten und Ihm von Gott vorgesetzten Brodherrn mit der Fuchtel des nächsten welschen, englischen oder hannöverschen Feldwebels; aber das Mädchen, das Wieschen giebt Ihm nicht seine Ehre und Schaam mit in die Rappuse und auf den Feld¬ wagen. Es hält aus mit dem alten Magister Buchius und bei ihm, und es gehet nur mit ihm von Kloster Amelungsborn. Wahrlich, wahrlich es ist schon mehr
Hand hier bei uns Andern in Geduld über ſich walten zu laſſen. Aber das Wieſchen, das Mädchen läſſet er in Amelungsborn, läſſet es bei mir. Seine herzog¬ liche Durchlaucht haben es nicht aufgefordert, ihm das edle Wahrzeichen von einem Bagagewagen hinzuhalten; nach Braunſchweig in's Moſthaus oder in die Burg Dankwarderode ſoll es ihm das Zeichen zurückſtellen, wenn der Herr aus der Höhe ſeinen Stab zwiſchen die Streiter geworfen hat. Ja wohl, da hat Er mir die Weſer auf den Tiſch gemalt, Er Narre. Hier kommt der Franzmann von Neuem über den Solling und dringt auf Einbeck, hier ſtreckt ſich der Ith und hier (der Magiſter ſetzte den hagern Zeigefinger feſt auf eine ganz beſtimmte Stelle ſeiner imaginären Land¬ karte), hier wird Er freilich in den allernächſten Tagen, ja morgen ſchon den Herzog Ferdinand treffen, wenn der noch einmal ſeine Vaterſtadt und ſeines Herrn Bruders Reſidenz vor dem Marſchall von Broglio ſchirmen will. Halte Er ſich ja nicht länger auf bei uns, Schelze, folge Er nur ſeinem Grimmbrägen und vertauſche Er den Stab ſeines geplagten und Ihm von Gott vorgeſetzten Brodherrn mit der Fuchtel des nächſten welſchen, engliſchen oder hannöverſchen Feldwebels; aber das Mädchen, das Wieſchen giebt Ihm nicht ſeine Ehre und Schaam mit in die Rappuſe und auf den Feld¬ wagen. Es hält aus mit dem alten Magiſter Buchius und bei ihm, und es gehet nur mit ihm von Kloſter Amelungsborn. Wahrlich, wahrlich es iſt ſchon mehr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0079"n="71"/>
Hand hier bei uns Andern in Geduld über ſich walten<lb/>
zu laſſen. Aber das Wieſchen, das Mädchen läſſet er<lb/>
in Amelungsborn, läſſet es bei mir. Seine herzog¬<lb/>
liche Durchlaucht haben es nicht aufgefordert, ihm das<lb/>
edle Wahrzeichen von einem Bagagewagen hinzuhalten;<lb/>
nach Braunſchweig in's Moſthaus oder in die Burg<lb/>
Dankwarderode ſoll es ihm das Zeichen zurückſtellen,<lb/>
wenn der Herr aus der Höhe ſeinen Stab zwiſchen<lb/>
die Streiter geworfen hat. Ja wohl, da hat Er mir<lb/>
die Weſer auf den Tiſch gemalt, Er Narre. Hier<lb/>
kommt der Franzmann von Neuem über den Solling<lb/>
und dringt auf Einbeck, hier ſtreckt ſich der Ith und<lb/>
hier (der Magiſter ſetzte den hagern Zeigefinger feſt<lb/>
auf eine ganz beſtimmte Stelle ſeiner imaginären Land¬<lb/>
karte), hier wird Er freilich in den allernächſten Tagen,<lb/>
ja morgen ſchon den Herzog Ferdinand treffen, wenn<lb/>
der noch einmal ſeine Vaterſtadt und ſeines Herrn<lb/>
Bruders Reſidenz vor dem Marſchall von Broglio<lb/>ſchirmen will. Halte Er ſich ja nicht länger auf bei<lb/>
uns, Schelze, folge Er nur ſeinem Grimmbrägen und<lb/>
vertauſche Er den Stab ſeines geplagten und Ihm von<lb/>
Gott vorgeſetzten Brodherrn mit der Fuchtel des nächſten<lb/>
welſchen, engliſchen oder hannöverſchen Feldwebels; aber<lb/>
das Mädchen, das Wieſchen giebt Ihm nicht ſeine Ehre<lb/>
und Schaam mit in die Rappuſe und auf den Feld¬<lb/>
wagen. Es hält aus mit dem alten Magiſter Buchius<lb/>
und bei ihm, und es gehet nur mit ihm von Kloſter<lb/>
Amelungsborn. Wahrlich, wahrlich es iſt ſchon mehr<lb/></p></div></body></text></TEI>
[71/0079]
Hand hier bei uns Andern in Geduld über ſich walten
zu laſſen. Aber das Wieſchen, das Mädchen läſſet er
in Amelungsborn, läſſet es bei mir. Seine herzog¬
liche Durchlaucht haben es nicht aufgefordert, ihm das
edle Wahrzeichen von einem Bagagewagen hinzuhalten;
nach Braunſchweig in's Moſthaus oder in die Burg
Dankwarderode ſoll es ihm das Zeichen zurückſtellen,
wenn der Herr aus der Höhe ſeinen Stab zwiſchen
die Streiter geworfen hat. Ja wohl, da hat Er mir
die Weſer auf den Tiſch gemalt, Er Narre. Hier
kommt der Franzmann von Neuem über den Solling
und dringt auf Einbeck, hier ſtreckt ſich der Ith und
hier (der Magiſter ſetzte den hagern Zeigefinger feſt
auf eine ganz beſtimmte Stelle ſeiner imaginären Land¬
karte), hier wird Er freilich in den allernächſten Tagen,
ja morgen ſchon den Herzog Ferdinand treffen, wenn
der noch einmal ſeine Vaterſtadt und ſeines Herrn
Bruders Reſidenz vor dem Marſchall von Broglio
ſchirmen will. Halte Er ſich ja nicht länger auf bei
uns, Schelze, folge Er nur ſeinem Grimmbrägen und
vertauſche Er den Stab ſeines geplagten und Ihm von
Gott vorgeſetzten Brodherrn mit der Fuchtel des nächſten
welſchen, engliſchen oder hannöverſchen Feldwebels; aber
das Mädchen, das Wieſchen giebt Ihm nicht ſeine Ehre
und Schaam mit in die Rappuſe und auf den Feld¬
wagen. Es hält aus mit dem alten Magiſter Buchius
und bei ihm, und es gehet nur mit ihm von Kloſter
Amelungsborn. Wahrlich, wahrlich es iſt ſchon mehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/79>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.