Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889."Johannes Jessenius ein Böhme und sehr gelehrter "Krah!" murrte der Rabe im Traum; aber -- "Schweige doch," rief der Magister und las: "Als anno 1632 Mens. Decembr. der Kayserliche „Johannes Jessenius ein Böhme und ſehr gelehrter „Krah!“ murrte der Rabe im Traum; aber — „Schweige doch,“ rief der Magiſter und las: „Als anno 1632 Mens. Decembr. der Kayſerliche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0088" n="80"/> <p><hi rendition="#aq">„Johannes Jessenius</hi> ein Böhme und ſehr gelehrter<lb/> Mann, ward bey ſeiner Wiederkunft aus Ungarn ge¬<lb/> fänglich eingezogen und <hi rendition="#aq">anno</hi> 1619 nach Wien gebracht,<lb/> bald aber gegen einen Italiener vertauſchet und in<lb/> Sicherheit geführet. Als er nun aus dem Gefängniß<lb/> entwich, hat er an der Wand dieſe Buchſtaben geſchrie¬<lb/> ben zurückgelaſſen: <hi rendition="#aq">I. M. M. M.</hi> — Ihrer viele be¬<lb/> müheten ſich vergeblich, dieſe Schrift zu errahten, bis<lb/> endlich <hi rendition="#aq">Ferdinandus II</hi>. Kayſers <hi rendition="#aq">Matthiae</hi> Nachfolger ins<lb/> Gefängniß kam, und es alſo auslegte: <hi rendition="#aq">Imperator Matthias<lb/> Mense Martio Morietur</hi> (Kaiſer Mathias wird im Monat<lb/> März ſterben). Er nahm aber ein Stück Kreide und<lb/> ſchrieb darunter: <hi rendition="#aq">Jesseni Mentiris, Mala Morte Morieris</hi><lb/> (Jeſſen, du lügſt, du wirſt eines ſchlimmen Todes ſter¬<lb/> ben). — Als dieſes <hi rendition="#aq">Jessenio</hi> hinterbracht ward, ſagte<lb/> er: gleich wie ich nicht gelogen habe, alſo wird <hi rendition="#aq">Fer¬<lb/> dinandus</hi> auch dahin trachten, daß ſeine Worte nicht<lb/> erlogen ſeyn. Es traf auch beydes ein; <hi rendition="#aq">Matthias</hi> ſtarb<lb/> den 10. <hi rendition="#aq">Martii</hi> 1619 und <hi rendition="#aq">Jessenius</hi> ward nach der<lb/> Böhmiſchen Niederlage <hi rendition="#aq">anno</hi> 1620 gegriffen und 1621<lb/> am Leben geſtraffet.“ ...</p><lb/> <p>„Krah!“ murrte der Rabe im Traum; aber —<lb/></p> <p>„Schweige doch,“ rief der Magiſter und las:<lb/></p> <p>„Als <hi rendition="#aq">anno</hi> 1632 <hi rendition="#aq">Mens. Decembr.</hi> der Kayſerliche<lb/> General Holke durch den Rittersgrüner Paß ins Ge¬<lb/> bürge einfiel und an vielen Orten übel hauſete, träumete<lb/> dem <hi rendition="#aq">Substituten</hi> in Elterlein, Joh. Teuchern, als wenn<lb/> er dermahl geruffen würde, darüber er erwachet, auf¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0088]
„Johannes Jessenius ein Böhme und ſehr gelehrter
Mann, ward bey ſeiner Wiederkunft aus Ungarn ge¬
fänglich eingezogen und anno 1619 nach Wien gebracht,
bald aber gegen einen Italiener vertauſchet und in
Sicherheit geführet. Als er nun aus dem Gefängniß
entwich, hat er an der Wand dieſe Buchſtaben geſchrie¬
ben zurückgelaſſen: I. M. M. M. — Ihrer viele be¬
müheten ſich vergeblich, dieſe Schrift zu errahten, bis
endlich Ferdinandus II. Kayſers Matthiae Nachfolger ins
Gefängniß kam, und es alſo auslegte: Imperator Matthias
Mense Martio Morietur (Kaiſer Mathias wird im Monat
März ſterben). Er nahm aber ein Stück Kreide und
ſchrieb darunter: Jesseni Mentiris, Mala Morte Morieris
(Jeſſen, du lügſt, du wirſt eines ſchlimmen Todes ſter¬
ben). — Als dieſes Jessenio hinterbracht ward, ſagte
er: gleich wie ich nicht gelogen habe, alſo wird Fer¬
dinandus auch dahin trachten, daß ſeine Worte nicht
erlogen ſeyn. Es traf auch beydes ein; Matthias ſtarb
den 10. Martii 1619 und Jessenius ward nach der
Böhmiſchen Niederlage anno 1620 gegriffen und 1621
am Leben geſtraffet.“ ...
„Krah!“ murrte der Rabe im Traum; aber —
„Schweige doch,“ rief der Magiſter und las:
„Als anno 1632 Mens. Decembr. der Kayſerliche
General Holke durch den Rittersgrüner Paß ins Ge¬
bürge einfiel und an vielen Orten übel hauſete, träumete
dem Substituten in Elterlein, Joh. Teuchern, als wenn
er dermahl geruffen würde, darüber er erwachet, auf¬
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