Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889."Verfluchte Köter!" murmelte er auf seinem Zweige Und trotz allem Gekläff und Gebelfer in allen Ton¬ "Was denkt ihr doch, ihr kühnen Sinnen? "Ihr geht auf allzuhoher Bahn; "Denn euer frevelndes Beginnen "Will weiter, als es steigen kann; "Weil ihr dasselbe lieben wollet, "Was ihr doch nur anbeten sollet;" -- blaff, waff, waff, blaff, die Compagnie giebt nicht nach. "Und also lieb ich mein Verderben,
"Und heg ein Feuer in meiner Brust, "An dem ich noch zuletzt muß sterben, „Verfluchte Köter!“ murmelte er auf ſeinem Zweige Und trotz allem Gekläff und Gebelfer in allen Ton¬ „Was denkt ihr doch, ihr kühnen Sinnen? „Ihr geht auf allzuhoher Bahn; „Denn euer frevelndes Beginnen „Will weiter, als es ſteigen kann; „Weil ihr daſſelbe lieben wollet, „Was ihr doch nur anbeten ſollet;“ — blaff, waff, waff, blaff, die Compagnie giebt nicht nach. „Und alſo lieb ich mein Verderben,
„Und heg ein Feuer in meiner Bruſt, „An dem ich noch zuletzt muß ſterben, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0097" n="89"/> <p>„Verfluchte Köter!“ murmelte er auf ſeinem Zweige<lb/> zwiſchen den Zähnen. „Das ganze Neſt machen ſie mir<lb/> rebelliſch! Da hätte ich eben ſo gut Morgen früh mit<lb/> dem Herrn Marquis von Poyanne einrücken können!<lb/> O Selinde, Mademoiſell Selinde, mein Stern, meine<lb/> Fackel, mein Herzbrand!</p><lb/> <p>Und trotz allem Gekläff und Gebelfer in allen Ton¬<lb/> arten der Hundkehle aus allen Gehöften der weiland<lb/> Brüder Ciſtercienſer mit einem letzten Schwung vom<lb/> Aſt auf die Mauer! Erſt rittlings da und dann mit<lb/> beiden Beinen in den Kloſtergarten hinunter baumelnd:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Was denkt ihr doch, ihr kühnen Sinnen?</l><lb/> <l>„Ihr geht auf allzuhoher Bahn;</l><lb/> <l>„Denn euer frevelndes Beginnen</l><lb/> <l>„Will weiter, als es ſteigen kann;</l><lb/> <l>„Weil ihr daſſelbe lieben wollet,</l><lb/> <l>„Was ihr doch nur anbeten ſollet;“ —</l><lb/> </lg> <p>blaff, waff, waff, blaff, die Compagnie giebt nicht nach.<lb/> Sie bringen mir den Amtmann mit allem was eine<lb/> Miſtgabel, einen Dreſchflegel oder eine Donnerbüchſe<lb/> halten kann, auf den Hals. Sie wecken mir dazu freilich<lb/> mein Zuckerkind, mein ſüßes Herzchen, mein Selindchen.<lb/> Hier, hier, kuſch Erdmann, kuſch Fidel, kuſch Spitz, Mops<lb/> und Schäfertewe. Hab ich's nicht geſagt, da bellen auch<lb/> ſchon der Herr Kloſteramtmann in der Schlafhauben aus<lb/> dem Fenſter dazwiſchen. Ach Selinde, o Selinde —</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„Und alſo lieb ich mein Verderben,</l><lb/> <l>„Und heg ein Feuer in meiner Bruſt,</l><lb/> <l>„An dem ich noch zuletzt muß ſterben,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [89/0097]
„Verfluchte Köter!“ murmelte er auf ſeinem Zweige
zwiſchen den Zähnen. „Das ganze Neſt machen ſie mir
rebelliſch! Da hätte ich eben ſo gut Morgen früh mit
dem Herrn Marquis von Poyanne einrücken können!
O Selinde, Mademoiſell Selinde, mein Stern, meine
Fackel, mein Herzbrand!
Und trotz allem Gekläff und Gebelfer in allen Ton¬
arten der Hundkehle aus allen Gehöften der weiland
Brüder Ciſtercienſer mit einem letzten Schwung vom
Aſt auf die Mauer! Erſt rittlings da und dann mit
beiden Beinen in den Kloſtergarten hinunter baumelnd:
„Was denkt ihr doch, ihr kühnen Sinnen?
„Ihr geht auf allzuhoher Bahn;
„Denn euer frevelndes Beginnen
„Will weiter, als es ſteigen kann;
„Weil ihr daſſelbe lieben wollet,
„Was ihr doch nur anbeten ſollet;“ —
blaff, waff, waff, blaff, die Compagnie giebt nicht nach.
Sie bringen mir den Amtmann mit allem was eine
Miſtgabel, einen Dreſchflegel oder eine Donnerbüchſe
halten kann, auf den Hals. Sie wecken mir dazu freilich
mein Zuckerkind, mein ſüßes Herzchen, mein Selindchen.
Hier, hier, kuſch Erdmann, kuſch Fidel, kuſch Spitz, Mops
und Schäfertewe. Hab ich's nicht geſagt, da bellen auch
ſchon der Herr Kloſteramtmann in der Schlafhauben aus
dem Fenſter dazwiſchen. Ach Selinde, o Selinde —
„Und alſo lieb ich mein Verderben,
„Und heg ein Feuer in meiner Bruſt,
„An dem ich noch zuletzt muß ſterben,
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