Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889."Mein Untergang ist mir bewußt. "Das macht, ich habe lieben wollen, "Was ich doch nur anbeten sollen!" Der Hund, der den Alarm gegeben hatte, stand "Kotz Blitz," rief dieser. "Ich bin's, Erdmann! "Hund! Spitzbube, hab ich Dich!" schrie's ihm im "Dießmal bin ich's noch einmal, Heinrich!" flüsterte "Herr Gott, unser Musjeh Thedel!" stammelte der "Kerl, so bring' doch zuerst die andern verdammten „Mein Untergang iſt mir bewußt. „Das macht, ich habe lieben wollen, „Was ich doch nur anbeten ſollen!“ Der Hund, der den Alarm gegeben hatte, ſtand „Kotz Blitz,“ rief dieſer. „Ich bin's, Erdmann! „Hund! Spitzbube, hab ich Dich!“ ſchrie's ihm im „Dießmal bin ich's noch einmal, Heinrich!“ flüſterte „Herr Gott, unſer Musjeh Thedel!“ ſtammelte der „Kerl, ſo bring' doch zuerſt die andern verdammten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0098" n="90"/> <lg n="2"> <l>„Mein Untergang iſt mir bewußt.</l><lb/> <l>„Das macht, ich habe lieben wollen,</l><lb/> <l>„Was ich doch nur anbeten ſollen!“</l><lb/> </lg> </lg> <p>Der Hund, der den Alarm gegeben hatte, ſtand<lb/> innerhalb des umfriedeten Bezirks mit den Vorderpfoten<lb/> hochaufgerichtet an der Mauer und blaffte immer<lb/> wüthender zu dem nächtlichen Eindringling empor.</p><lb/> <p>„Kotz Blitz,“ rief dieſer. „Ich bin's, Erdmann!<lb/> Pfü—it!“ Und ein langgezogener Pfiff verwandelte<lb/> das Gebell des treuen Wächters zuerſt in ein erſtauntes<lb/> Schweigen, ſodann in ein zärtlich Winſeln und freudig Hin-<lb/> und Herſpringen. Schon ſtand der Schüler unten im Hof —</p><lb/> <p>„Hund! Spitzbube, hab ich Dich!“ ſchrie's ihm im<lb/> Ohr, und ein ſchwerer Prügel wurde ihm um den Kopf<lb/> geſchwungen.</p><lb/> <p>„Dießmal bin ich's noch einmal, Heinrich!“ flüſterte<lb/> der Junge lachend. „Hand vom Kamiſol; und — wer<lb/> iſt außer Dir noch wach zu Amelungsborn?“</p><lb/> <p>„Herr Gott, unſer Musjeh Thedel!“ ſtammelte der<lb/> Knecht Heinrich Schelze. „Der Herr Junker von Münch¬<lb/> hauſen. I du meine Güte — nu, nu, — alſo noch<lb/> einmal ſo mitten in der Nacht? ach Je, ach Herr Je.“</p><lb/> <p>„Kerl, ſo bring' doch zuerſt die andern verdammten<lb/> Beſtien zur Ruhe. 's iſt doch nicht das erſtemal, daß<lb/> wir uns ſo treffen hier an der Mauer? Diesmal aber<lb/> habe ich nicht die Förſter, ſondern die Franſchen auf<lb/> den Hacken. Und der Herzog Ferdinand iſt über die Weſer,<lb/> und ich bin auf dem Wege zum Herzog Ferdinand —“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [90/0098]
„Mein Untergang iſt mir bewußt.
„Das macht, ich habe lieben wollen,
„Was ich doch nur anbeten ſollen!“
Der Hund, der den Alarm gegeben hatte, ſtand
innerhalb des umfriedeten Bezirks mit den Vorderpfoten
hochaufgerichtet an der Mauer und blaffte immer
wüthender zu dem nächtlichen Eindringling empor.
„Kotz Blitz,“ rief dieſer. „Ich bin's, Erdmann!
Pfü—it!“ Und ein langgezogener Pfiff verwandelte
das Gebell des treuen Wächters zuerſt in ein erſtauntes
Schweigen, ſodann in ein zärtlich Winſeln und freudig Hin-
und Herſpringen. Schon ſtand der Schüler unten im Hof —
„Hund! Spitzbube, hab ich Dich!“ ſchrie's ihm im
Ohr, und ein ſchwerer Prügel wurde ihm um den Kopf
geſchwungen.
„Dießmal bin ich's noch einmal, Heinrich!“ flüſterte
der Junge lachend. „Hand vom Kamiſol; und — wer
iſt außer Dir noch wach zu Amelungsborn?“
„Herr Gott, unſer Musjeh Thedel!“ ſtammelte der
Knecht Heinrich Schelze. „Der Herr Junker von Münch¬
hauſen. I du meine Güte — nu, nu, — alſo noch
einmal ſo mitten in der Nacht? ach Je, ach Herr Je.“
„Kerl, ſo bring' doch zuerſt die andern verdammten
Beſtien zur Ruhe. 's iſt doch nicht das erſtemal, daß
wir uns ſo treffen hier an der Mauer? Diesmal aber
habe ich nicht die Förſter, ſondern die Franſchen auf
den Hacken. Und der Herzog Ferdinand iſt über die Weſer,
und ich bin auf dem Wege zum Herzog Ferdinand —“
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