Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.geber zum Armenadvokat Siebenkäs -- "'n Morgen "Und auch Deine Art, deutsche Seele, wird nicht "Onkel Wachholder, Onkel Wachholder; kommt Alle "Was giebt's denn Lise? ruft Röder, seine Blume "Ein wunder-wunderhübsches Vogelnest hat der Onkel Auf einem kleinen sonnigen Platz seitab stand der geber zum Armenadvokat Siebenkäs — „’n Morgen „Und auch Deine Art, deutſche Seele, wird nicht „Onkel Wachholder, Onkel Wachholder; kommt Alle „Was giebt’s denn Liſe? ruft Röder, ſeine Blume „Ein wunder-wunderhübſches Vogelneſt hat der Onkel Auf einem kleinen ſonnigen Platz ſeitab ſtand der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0126" n="116"/> geber zum Armenadvokat Siebenkäs — „’n Morgen<lb/> Roder,“ hinter mir ſagte. — Es war Wimmer, der,<lb/> wegen Uebertretung der Duellgeſetze relegirt, „die große<lb/> Tour machte,“ wie er ſagte. — Geld beſaß er ſchon<lb/> damals nicht, aber viel Humor und guten Muth, und<lb/> ſo hat das Schickſal uns öfters wieder einander in den<lb/> Weg geführt und immer war der Doctor Wimmer —<lb/> derſelbe … „Und ausſterben wird dieſe Art nicht in<lb/> Deutſchland, ſo lange man noch die Namen: Bier, Ro-<lb/> mantik und Politik nennen hört,“ ſagte ich … „Halt,“<lb/> rief der Lehrer, „welch’ ein prächtiges <hi rendition="#aq">Aconitum,</hi> ent-<lb/> ſchuldigen Sie!“ — Damit ſprang er in’s Gebüſch,<lb/> die Pflanze auszugraben, während ich in den Bart<lb/> murmelte:</p><lb/> <p>„Und auch Deine Art, deutſche Seele, wird nicht<lb/> ausgehen, ſo lange noch in <hi rendition="#g">eine</hi> Blüthe das deutſche<lb/> Gemüth ſich verſenken kann zwiſchen Weichſel und Rhein.“</p><lb/> <p>„Onkel Wachholder, Onkel Wachholder; kommt Alle<lb/> ſchnell, ſchnell einmal her!“ rief jetzt Lischen in der Ferne.</p><lb/> <p>„Was giebt’s denn Liſe? ruft Röder, ſeine Blume<lb/> in die Botaniſirbüchſe legend.</p><lb/> <p>„Ein wunder-wunderhübſches Vogelneſt hat der Onkel<lb/> Doctor gefunden!“ ſchallte es wieder und wir ſetzten<lb/> uns in Trab.</p><lb/> <p>Auf einem kleinen ſonnigen Platz ſeitab ſtand der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0126]
geber zum Armenadvokat Siebenkäs — „’n Morgen
Roder,“ hinter mir ſagte. — Es war Wimmer, der,
wegen Uebertretung der Duellgeſetze relegirt, „die große
Tour machte,“ wie er ſagte. — Geld beſaß er ſchon
damals nicht, aber viel Humor und guten Muth, und
ſo hat das Schickſal uns öfters wieder einander in den
Weg geführt und immer war der Doctor Wimmer —
derſelbe … „Und ausſterben wird dieſe Art nicht in
Deutſchland, ſo lange man noch die Namen: Bier, Ro-
mantik und Politik nennen hört,“ ſagte ich … „Halt,“
rief der Lehrer, „welch’ ein prächtiges Aconitum, ent-
ſchuldigen Sie!“ — Damit ſprang er in’s Gebüſch,
die Pflanze auszugraben, während ich in den Bart
murmelte:
„Und auch Deine Art, deutſche Seele, wird nicht
ausgehen, ſo lange noch in eine Blüthe das deutſche
Gemüth ſich verſenken kann zwiſchen Weichſel und Rhein.“
„Onkel Wachholder, Onkel Wachholder; kommt Alle
ſchnell, ſchnell einmal her!“ rief jetzt Lischen in der Ferne.
„Was giebt’s denn Liſe? ruft Röder, ſeine Blume
in die Botaniſirbüchſe legend.
„Ein wunder-wunderhübſches Vogelneſt hat der Onkel
Doctor gefunden!“ ſchallte es wieder und wir ſetzten
uns in Trab.
Auf einem kleinen ſonnigen Platz ſeitab ſtand der
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