Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.ners geduldig zugehört, jetzt sagte ich, während ich er- Der Karikaturenmaler lachte, sagte "fiat" und be- Damit trat ich aus dem Hause und zog eben die "Hören Sie, alter Herr, ich kann Sie so nicht ners geduldig zugehört, jetzt ſagte ich, während ich er- Der Karikaturenmaler lachte, ſagte „fiat“ und be- Damit trat ich aus dem Hauſe und zog eben die „Hören Sie, alter Herr, ich kann Sie ſo nicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0223" n="213"/> ners geduldig zugehört, jetzt ſagte ich, während ich er-<lb/> boſt meine Pfeife ausklopfte: „Sie haben vor einiger<lb/> Zeit verſprochen, ein Mitarbeiter meiner Chronik wer-<lb/> den zu wollen, ich nehme Sie jetzt nach Ihrer ſo tief<lb/> eingehenden Kritik ſogleich beim Wort und — laſſe Sie<lb/> mit Dinte, Feder und Papier allein, daß Sie Ihren<lb/> Beitrag derſelben auf der Stelle anhängen. Der einſt<lb/> Confuswerdende mag auch von Ihnen etwas mit auf-<lb/> wühlen. Guten Abend!“</p><lb/> <p>Der Karikaturenmaler lachte, ſagte „<hi rendition="#aq">fiat</hi>“ und be-<lb/> gann eine Feder zu ſchneiden, während ich Hut und<lb/> Stock nahm und abzog mit dem Gefühl eines Men-<lb/> ſchen, der eine belebte Straße hinabzieht unter der feſten<lb/> Ueberzeugung, daß ihm hinten ein ungreifbares, ellen-<lb/> langes Band von Vorhemde über den Rockkragen bau-<lb/> melt. „Und Recht hat er doch!“ brummte ich, indem<lb/> ich die Treppe herabſtieg. „Wenn nur die Liſe erſt<lb/> wieder da wäre! Komm zurück, Schlingel von Guſtav<lb/> und bringe ſie mit, daß Euer alter Onkel ruhig wieder<lb/> an ſeinem Werke <hi rendition="#aq">de vanitate</hi> weiter ſchreiben kann!“</p><lb/> <p>Damit trat ich aus dem Hauſe und zog eben die<lb/> Handſchuh an, als ſich oben mein Fenſter öffnete, der<lb/> Karikaturenzeichner den Kopf herausſteckte und her-<lb/> unter rief:</p><lb/> <p>„Hören Sie, alter Herr, ich kann Sie ſo nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [213/0223]
ners geduldig zugehört, jetzt ſagte ich, während ich er-
boſt meine Pfeife ausklopfte: „Sie haben vor einiger
Zeit verſprochen, ein Mitarbeiter meiner Chronik wer-
den zu wollen, ich nehme Sie jetzt nach Ihrer ſo tief
eingehenden Kritik ſogleich beim Wort und — laſſe Sie
mit Dinte, Feder und Papier allein, daß Sie Ihren
Beitrag derſelben auf der Stelle anhängen. Der einſt
Confuswerdende mag auch von Ihnen etwas mit auf-
wühlen. Guten Abend!“
Der Karikaturenmaler lachte, ſagte „fiat“ und be-
gann eine Feder zu ſchneiden, während ich Hut und
Stock nahm und abzog mit dem Gefühl eines Men-
ſchen, der eine belebte Straße hinabzieht unter der feſten
Ueberzeugung, daß ihm hinten ein ungreifbares, ellen-
langes Band von Vorhemde über den Rockkragen bau-
melt. „Und Recht hat er doch!“ brummte ich, indem
ich die Treppe herabſtieg. „Wenn nur die Liſe erſt
wieder da wäre! Komm zurück, Schlingel von Guſtav
und bringe ſie mit, daß Euer alter Onkel ruhig wieder
an ſeinem Werke de vanitate weiter ſchreiben kann!“
Damit trat ich aus dem Hauſe und zog eben die
Handſchuh an, als ſich oben mein Fenſter öffnete, der
Karikaturenzeichner den Kopf herausſteckte und her-
unter rief:
„Hören Sie, alter Herr, ich kann Sie ſo nicht
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