Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.springen drohte, den sie betastete und über dessen Glanz "Was weiter vorging, weiß ich nicht; noch eine Zeit- "Es trägt mein Lieb ein schwarzes Kleid, Darunter trägt sie groß Herzenleid" -- dann vergingen mir die Sinne, -- das war meine "Und hat ihn Gott davor behütet, uns vor die ſpringen drohte, den ſie betaſtete und über deſſen Glanz „Was weiter vorging, weiß ich nicht; noch eine Zeit- „Es trägt mein Lieb ein ſchwarzes Kleid, Darunter trägt ſie groß Herzenleid“ — dann vergingen mir die Sinne, — das war meine „Und hat ihn Gott davor behütet, uns vor die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0067" n="57"/> ſpringen drohte, den ſie betaſtete und über deſſen Glanz<lb/> ſie ſich zu freuen ſchien.</p><lb/> <p>„Was weiter vorging, weiß ich nicht; noch eine Zeit-<lb/> lang hörte ich dumpf den Geſang:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Es trägt mein Lieb ein ſchwarzes Kleid,</l><lb/> <l>Darunter trägt ſie groß Herzenleid“</l> </lg><lb/> <p>— dann vergingen mir die Sinne, — das war meine<lb/> Heimkehr aus dem Franzoſenkrieg. Ich erwachte am<lb/> Abend in meinem eigenen Häuschen, das ich vermiethet<lb/> hatte, und die alte Frau, die damals drinnen wohnte,<lb/> ſaß neben mir. Glaubte ich geträumt zu haben, —<lb/> einen böſen, böſen Traum; beſann mich erſt allmäh-<lb/> lich wieder, und fügte es Gott, daß ich weinen konnte.<lb/> Erzählte mir die gute Frau den Eingang und Aus-<lb/> gang des Leidens und ſchaute ich nach meinen Piſtolen,<lb/> den bübiſchen Grafen hinzuſchicken vor Gottes Richter-<lb/> ſtuhl; erfuhr ich aber, daß er auf und davon ſei in<lb/> ferne Länder; habe es ihn nicht mehr raſten und ruhen<lb/> laſſen und ſei er auf einmal ſpurlos verſchwunden ge-<lb/> weſen, ohne über ſein Verbleiben etwas zu hinter-<lb/> laſſen. …“</p><lb/> <p>„Und hat ihn Gott davor behütet, uns vor die<lb/> Augen zu kommen,“ fiel mein Oheim mit abgewandtem<lb/> Geſicht ein.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [57/0067]
ſpringen drohte, den ſie betaſtete und über deſſen Glanz
ſie ſich zu freuen ſchien.
„Was weiter vorging, weiß ich nicht; noch eine Zeit-
lang hörte ich dumpf den Geſang:
„Es trägt mein Lieb ein ſchwarzes Kleid,
Darunter trägt ſie groß Herzenleid“
— dann vergingen mir die Sinne, — das war meine
Heimkehr aus dem Franzoſenkrieg. Ich erwachte am
Abend in meinem eigenen Häuschen, das ich vermiethet
hatte, und die alte Frau, die damals drinnen wohnte,
ſaß neben mir. Glaubte ich geträumt zu haben, —
einen böſen, böſen Traum; beſann mich erſt allmäh-
lich wieder, und fügte es Gott, daß ich weinen konnte.
Erzählte mir die gute Frau den Eingang und Aus-
gang des Leidens und ſchaute ich nach meinen Piſtolen,
den bübiſchen Grafen hinzuſchicken vor Gottes Richter-
ſtuhl; erfuhr ich aber, daß er auf und davon ſei in
ferne Länder; habe es ihn nicht mehr raſten und ruhen
laſſen und ſei er auf einmal ſpurlos verſchwunden ge-
weſen, ohne über ſein Verbleiben etwas zu hinter-
laſſen. …“
„Und hat ihn Gott davor behütet, uns vor die
Augen zu kommen,“ fiel mein Oheim mit abgewandtem
Geſicht ein.
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