Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.auf diese Genugthuung habe ich hier in der Kühle ge- Wir ließen also, da wir mußten, Kienbaum "Ich glaube, ich habe Dich schon einige Male auf dieſe Genugthuung habe ich hier in der Kühle ge- Wir ließen alſo, da wir mußten, Kienbaum „Ich glaube, ich habe Dich ſchon einige Male <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="127"/> auf dieſe Genugthuung habe ich hier in der Kühle ge-<lb/> wartet, während Du mit Deinem Le Vaillant im<lb/> heißen Afrika auf die Elephanten-, Nashorn- und<lb/> Giraffenjagd gingeſt oder Dich auf andere unnöthige<lb/> Weiſe ab- und ausſchwitzteſt. Alſo bleiben wir noch<lb/> ein wenig in der Idylle, ehe wir von Kienbaum<lb/> und wie er zu Tode kam, weiter reden. Nachher<lb/> magſt Du ja ſelber beurtheilen, ob Du Deine, ſeine<lb/> oder meine Geſchichte für die wichtigere hältſt. Sei<lb/> nur ruhig, Tinchen, und verlaß Dich auch heute noch<lb/> einmal auf Deinen Mann! Du biſt Partei, aber Du<lb/> weißt es ja: Dein Mann nimmt immer Deine Partei!“</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wir ließen alſo, da wir mußten, Kienbaum<lb/> fürs Erſte noch ungerächt weiter modern und blieben<lb/> in der Idylle.</p><lb/> <p>„Ich glaube, ich habe Dich ſchon einige Male<lb/> aufgefordert, Eduard, meine Frau Dir anzuſehen;<lb/> aber jetzt bitte ich Dich von Neuem: Guck ſie Dir<lb/> noch einmal an. Wie ſie da ſo niedlich ſitzt! Kannſt<lb/> Du es heute noch für möglich halten, daß ſie einmal<lb/> wie eine in eine Wildkatze verzauberte Jungfer, die<lb/> auf ihren Erlöſungsritter wartet, dageſeſſen hat?<lb/> Mich brauchſt Du wohl ja nicht weiter darauf an-<lb/> zuſehen: mein Ritterthum fiel euch, und alſo auch<lb/> Dir, von früher Jugend an, umfänglich imponirend<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0137]
auf dieſe Genugthuung habe ich hier in der Kühle ge-
wartet, während Du mit Deinem Le Vaillant im
heißen Afrika auf die Elephanten-, Nashorn- und
Giraffenjagd gingeſt oder Dich auf andere unnöthige
Weiſe ab- und ausſchwitzteſt. Alſo bleiben wir noch
ein wenig in der Idylle, ehe wir von Kienbaum
und wie er zu Tode kam, weiter reden. Nachher
magſt Du ja ſelber beurtheilen, ob Du Deine, ſeine
oder meine Geſchichte für die wichtigere hältſt. Sei
nur ruhig, Tinchen, und verlaß Dich auch heute noch
einmal auf Deinen Mann! Du biſt Partei, aber Du
weißt es ja: Dein Mann nimmt immer Deine Partei!“
Wir ließen alſo, da wir mußten, Kienbaum
fürs Erſte noch ungerächt weiter modern und blieben
in der Idylle.
„Ich glaube, ich habe Dich ſchon einige Male
aufgefordert, Eduard, meine Frau Dir anzuſehen;
aber jetzt bitte ich Dich von Neuem: Guck ſie Dir
noch einmal an. Wie ſie da ſo niedlich ſitzt! Kannſt
Du es heute noch für möglich halten, daß ſie einmal
wie eine in eine Wildkatze verzauberte Jungfer, die
auf ihren Erlöſungsritter wartet, dageſeſſen hat?
Mich brauchſt Du wohl ja nicht weiter darauf an-
zuſehen: mein Ritterthum fiel euch, und alſo auch
Dir, von früher Jugend an, umfänglich imponirend
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