in die Augen, und ihr habt's mich genug entgelten lassen. Aber die Narren haben mich doch unterschätzt. Sage Du es ihm, Alte, wie viele Schock Leih- bibliothekspaladine ich eigentlich in mir hatte und sie offenbarte, als Du mir zum erstenmal gesagt hattest: ,Du, mein Vater mag Dich, also besuche uns nur.' Nein, sage es dem guten, lieben Eduard nicht, er benutzt sonst sofort die Gelegenheit, sich mir als bloß verleumdeten Pylades aufzuspielen und zu behaupten, er habe mich nie verkannt. Bleiben wir bei Deinem Alten, Weib. ,Natürlich komme ich morgen wieder und nicht bloß eurer Birnen wegen. Dein Alter ist ein ganz famoser Kerl, und wenn der wen todt- geschlagen hat, so hat der's dreidoppelt verdient ge- habt. Mit seinem dicken Gesetzbuche und mit meinem Latein ist das natürlich nur dummes Zeug; aber mit der Kugel, die von der rothen Schanze bis an unser Haus geflogen ist, nicht. Und wenn ich dem alten Schwartner erzähle, daß Dein Vater mich in die rothe Schanze hineingelassen hat, so schenkt er mir vier Groschen und dann paß auf, dann gibt's hier auch Kuchen und nicht bloß Äpfel und Birnen. Morgen bin ich wieder da.'
Da am folgenden Tage weder Vater und Mutter, noch der Klassenlehrer den Riegel vorschob, war ich wieder da. Na, Tinchen, und wer durfte gründlicher Triumph krähen. Der Prinz Xaverius von Sachsen von der rothen Schanze aus über die Stadt, oder Schaumanns dicker, dummer Junge von der Stadt aus über die rothe Schanze?"
in die Augen, und ihr habt's mich genug entgelten laſſen. Aber die Narren haben mich doch unterſchätzt. Sage Du es ihm, Alte, wie viele Schock Leih- bibliothekspaladine ich eigentlich in mir hatte und ſie offenbarte, als Du mir zum erſtenmal geſagt hatteſt: ‚Du, mein Vater mag Dich, alſo beſuche uns nur.‘ Nein, ſage es dem guten, lieben Eduard nicht, er benutzt ſonſt ſofort die Gelegenheit, ſich mir als bloß verleumdeten Pylades aufzuſpielen und zu behaupten, er habe mich nie verkannt. Bleiben wir bei Deinem Alten, Weib. ‚Natürlich komme ich morgen wieder und nicht bloß eurer Birnen wegen. Dein Alter iſt ein ganz famoser Kerl, und wenn der wen todt- geſchlagen hat, ſo hat der's dreidoppelt verdient ge- habt. Mit ſeinem dicken Geſetzbuche und mit meinem Latein iſt das natürlich nur dummes Zeug; aber mit der Kugel, die von der rothen Schanze bis an unſer Haus geflogen iſt, nicht. Und wenn ich dem alten Schwartner erzähle, daß Dein Vater mich in die rothe Schanze hineingelaſſen hat, ſo ſchenkt er mir vier Groſchen und dann paß auf, dann gibt's hier auch Kuchen und nicht bloß Äpfel und Birnen. Morgen bin ich wieder da.‘
Da am folgenden Tage weder Vater und Mutter, noch der Klaſſenlehrer den Riegel vorſchob, war ich wieder da. Na, Tinchen, und wer durfte gründlicher Triumph krähen. Der Prinz Xaverius von Sachſen von der rothen Schanze aus über die Stadt, oder Schaumanns dicker, dummer Junge von der Stadt aus über die rothe Schanze?“
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in die Augen, und ihr habt's mich genug entgelten
laſſen. Aber die Narren haben mich doch unterſchätzt.
Sage Du es ihm, Alte, wie viele Schock Leih-
bibliothekspaladine ich eigentlich in mir hatte und ſie
offenbarte, als Du mir zum erſtenmal geſagt hatteſt:
‚Du, mein Vater mag Dich, alſo beſuche uns nur.‘
Nein, ſage es dem guten, lieben Eduard nicht, er
benutzt ſonſt ſofort die Gelegenheit, ſich mir als bloß
verleumdeten Pylades aufzuſpielen und zu behaupten,
er habe mich nie verkannt. Bleiben wir bei Deinem
Alten, Weib. ‚Natürlich komme ich morgen wieder
und nicht bloß eurer Birnen wegen. Dein Alter iſt
ein ganz famoser Kerl, und wenn der wen todt-
geſchlagen hat, ſo hat der's dreidoppelt verdient ge-
habt. Mit ſeinem dicken Geſetzbuche und mit meinem
Latein iſt das natürlich nur dummes Zeug; aber
mit der Kugel, die von der rothen Schanze bis an
unſer Haus geflogen iſt, nicht. Und wenn ich dem
alten Schwartner erzähle, daß Dein Vater mich in
die rothe Schanze hineingelaſſen hat, ſo ſchenkt er mir
vier Groſchen und dann paß auf, dann gibt's hier
auch Kuchen und nicht bloß Äpfel und Birnen.
Morgen bin ich wieder da.‘
Da am folgenden Tage weder Vater und Mutter,
noch der Klaſſenlehrer den Riegel vorſchob, war ich
wieder da. Na, Tinchen, und wer durfte gründlicher
Triumph krähen. Der Prinz Xaverius von Sachſen
von der rothen Schanze aus über die Stadt, oder
Schaumanns dicker, dummer Junge von der Stadt
aus über die rothe Schanze?“
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/138>, abgerufen am 21.11.2024.
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