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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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Nacht habe ich mich in den Kleidern ins Bett ge-
steckt, weil es mir, und nicht bloß beim Wintersturm,
sondern auch im Sommermondschein davor zu arg
graute, die Schuhe und die Röcke auszuziehen."

"Du armes Kind," murmelte ich unwillkürlich.

"Ja wohl, Du armes Kind, Eduard," brummte
Stopfkuchen. "Ich armes Kind habe mich natürlich
in meiner Jugend so kläglich anstellen können, wie's
mir beliebte: das machte auf Niemanden einen be-
merkenswerthen Eindruck. ,Der Bengel wird von Tag
zu Tag muffiger!' das war das Einzige was ich zu
hören kriegte."

Dabei fingen aber des Dicken Äuglein an sonder-
bar zu leuchten und er klopfte mich aufs Knie und
fragte:

"War es nicht Zeit, daß ich mich der Sache an-
nahm? war es nicht das Beste was wir thun konnten,
als unser Elend zusammen zu werfen und unsern
Jammer in Einem Topfe ans Feuer zu rücken? Und
ist nicht das Resultat erquicklich? Habe ich die hagere
Wildkatze von Quakatzenburg nicht recht hübsch und
rund und nett und fett herausgefüttert und sie be-
haglich mit dem gewöhnlichen und deshalb um so
komfortabelern Weiberstrickzeug in die behagliche Sopha-
ecke niedergedrückt? Na, Du solltest Mieze jetzt einmal
beim Wintersturm und Sommermondschein drin spin-
nen -- schnurren und purren hören!"

"Ich habe das Wort, Heinrich!" meinte lächelnd
die liebe Frau.

"Das hast Du. Hast es immer. Und immer

Nacht habe ich mich in den Kleidern ins Bett ge-
ſteckt, weil es mir, und nicht bloß beim Winterſturm,
ſondern auch im Sommermondſchein davor zu arg
graute, die Schuhe und die Röcke auszuziehen.“

„Du armes Kind,“ murmelte ich unwillkürlich.

„Ja wohl, Du armes Kind, Eduard,“ brummte
Stopfkuchen. „Ich armes Kind habe mich natürlich
in meiner Jugend ſo kläglich anſtellen können, wie's
mir beliebte: das machte auf Niemanden einen be-
merkenswerthen Eindruck. ‚Der Bengel wird von Tag
zu Tag muffiger!‘ das war das Einzige was ich zu
hören kriegte.“

Dabei fingen aber des Dicken Äuglein an ſonder-
bar zu leuchten und er klopfte mich aufs Knie und
fragte:

„War es nicht Zeit, daß ich mich der Sache an-
nahm? war es nicht das Beſte was wir thun konnten,
als unſer Elend zuſammen zu werfen und unſern
Jammer in Einem Topfe ans Feuer zu rücken? Und
iſt nicht das Reſultat erquicklich? Habe ich die hagere
Wildkatze von Quakatzenburg nicht recht hübſch und
rund und nett und fett herausgefüttert und ſie be-
haglich mit dem gewöhnlichen und deshalb um ſo
komfortabelern Weiberſtrickzeug in die behagliche Sopha-
ecke niedergedrückt? Na, Du ſollteſt Mieze jetzt einmal
beim Winterſturm und Sommermondſchein drin ſpin-
nen — ſchnurren und purren hören!“

„Ich habe das Wort, Heinrich!“ meinte lächelnd
die liebe Frau.

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[141/0151] Nacht habe ich mich in den Kleidern ins Bett ge- ſteckt, weil es mir, und nicht bloß beim Winterſturm, ſondern auch im Sommermondſchein davor zu arg graute, die Schuhe und die Röcke auszuziehen.“ „Du armes Kind,“ murmelte ich unwillkürlich. „Ja wohl, Du armes Kind, Eduard,“ brummte Stopfkuchen. „Ich armes Kind habe mich natürlich in meiner Jugend ſo kläglich anſtellen können, wie's mir beliebte: das machte auf Niemanden einen be- merkenswerthen Eindruck. ‚Der Bengel wird von Tag zu Tag muffiger!‘ das war das Einzige was ich zu hören kriegte.“ Dabei fingen aber des Dicken Äuglein an ſonder- bar zu leuchten und er klopfte mich aufs Knie und fragte: „War es nicht Zeit, daß ich mich der Sache an- nahm? war es nicht das Beſte was wir thun konnten, als unſer Elend zuſammen zu werfen und unſern Jammer in Einem Topfe ans Feuer zu rücken? Und iſt nicht das Reſultat erquicklich? Habe ich die hagere Wildkatze von Quakatzenburg nicht recht hübſch und rund und nett und fett herausgefüttert und ſie be- haglich mit dem gewöhnlichen und deshalb um ſo komfortabelern Weiberſtrickzeug in die behagliche Sopha- ecke niedergedrückt? Na, Du ſollteſt Mieze jetzt einmal beim Winterſturm und Sommermondſchein drin ſpin- nen — ſchnurren und purren hören!“ „Ich habe das Wort, Heinrich!“ meinte lächelnd die liebe Frau. „Das haſt Du. Haſt es immer. Und immer

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/151>, abgerufen am 27.11.2024.