Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.für mich gegen die Dorfkinder eingetreten und hatte Das letzte Wort war ein Fehler von der Frau. "Nein, den brauchten wir damals nicht!" rief für mich gegen die Dorfkinder eingetreten und hatte Das letzte Wort war ein Fehler von der Frau. „Nein, den brauchten wir damals nicht!“ rief <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="143"/> für mich gegen die Dorfkinder eingetreten und hatte<lb/> ſich die Naſe blutig ſchlagen laſſen. Da nahm ich<lb/> ihn auch nur meinetwegen zwiſchen den Hunden durch<lb/> mit auf die Schanze und brachte ihn an den Brunnen,<lb/> daß er ſich wenigſtens ein bischen wieder waſchen<lb/> konnte. Aber es wieß ſich zum Segen für Vater<lb/> und Kind, für die rothe Schanze aus, daß es doch<lb/> mehr mit ihm an ſich hatte durch Gottes Güte.<lb/> Nicht wahr Heinrich?“</p><lb/> <p>Das letzte Wort war ein Fehler von der Frau.<lb/> Damit hatte ſie ihrem dicken Haupt und Herrn voll-<lb/> ſtändig wieder das Heft in die Hand gegeben. Glück-<lb/> licherweiſe hatte er aber eben etwas zerſtreut den<lb/> Wolken ſeiner Pfeife in die Baumwipfel nachgeſehen<lb/> und brummte nur: „Haſt immer Recht, Alte! Was<lb/> war es denn eigentlich — wo warſt Du ſtehen ge-<lb/> blieben? ja ſo! na, Eduard, gewinnſt Du bald die<lb/> Überzeugung, daß wir drei, Vater Quakatz, ſein Tinchen<lb/> und der faule Schaumann aus der Stadt hier —<lb/> hier keinen Vierten zwiſchen uns gebrauchen konnten?“</p><lb/> <p>„Nein, den brauchten wir damals nicht!“ rief<lb/> Frau Valentine Schauman, ohne meine Meinung<lb/> über die Sache abzuwarten. „Wenn meinem Vater<lb/> und mir der liebe Gott nur Einen gab, ſo war<lb/> das völlig genug! Aber Dem mußte ebenfalls alles<lb/> andere gleichgültig oder zuwider ſein: nur wir und<lb/> die rothe Schanze nicht! Der mußte alles mögen, was<lb/> der Bauer Quakatz und ſein kleines Mädchen geben<lb/> konnten, ohne ſich vor dem Mord- und Schinder-<lb/> kuhlengeruch, der dran hing, zu ekeln und zu fürchten.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0153]
für mich gegen die Dorfkinder eingetreten und hatte
ſich die Naſe blutig ſchlagen laſſen. Da nahm ich
ihn auch nur meinetwegen zwiſchen den Hunden durch
mit auf die Schanze und brachte ihn an den Brunnen,
daß er ſich wenigſtens ein bischen wieder waſchen
konnte. Aber es wieß ſich zum Segen für Vater
und Kind, für die rothe Schanze aus, daß es doch
mehr mit ihm an ſich hatte durch Gottes Güte.
Nicht wahr Heinrich?“
Das letzte Wort war ein Fehler von der Frau.
Damit hatte ſie ihrem dicken Haupt und Herrn voll-
ſtändig wieder das Heft in die Hand gegeben. Glück-
licherweiſe hatte er aber eben etwas zerſtreut den
Wolken ſeiner Pfeife in die Baumwipfel nachgeſehen
und brummte nur: „Haſt immer Recht, Alte! Was
war es denn eigentlich — wo warſt Du ſtehen ge-
blieben? ja ſo! na, Eduard, gewinnſt Du bald die
Überzeugung, daß wir drei, Vater Quakatz, ſein Tinchen
und der faule Schaumann aus der Stadt hier —
hier keinen Vierten zwiſchen uns gebrauchen konnten?“
„Nein, den brauchten wir damals nicht!“ rief
Frau Valentine Schauman, ohne meine Meinung
über die Sache abzuwarten. „Wenn meinem Vater
und mir der liebe Gott nur Einen gab, ſo war
das völlig genug! Aber Dem mußte ebenfalls alles
andere gleichgültig oder zuwider ſein: nur wir und
die rothe Schanze nicht! Der mußte alles mögen, was
der Bauer Quakatz und ſein kleines Mädchen geben
konnten, ohne ſich vor dem Mord- und Schinder-
kuhlengeruch, der dran hing, zu ekeln und zu fürchten.
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